Generalistische Pflegeausbildung: Erfahrungen aus der Praxis
Generalistische Pflegeausbildung: Erfolgreich in der Pflege
Wer sich heute für einen Job im Pflegebereich interessiert, durchläuft eine Ausbildung, mit der ALLE Menschen von Kleinkindern bis zu Seniorinnen und Senioren betreut werden können. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die „generalistische Pflegeausbildung“, erklären die Vorteile, Voraussetzungen und Perspektiven.
Überblick:
- Was ist die generalistische Pflegeausbildung?
- Was sind Voraussetzungen für die generalistische Pflegeausbildung?
- Warum entscheiden sich junge Menschen für eine Ausbildung im Pflegebereich?
- Was schätzen Auszubildende an den Pflegeberufen?
- Was für Erfahrungen machen Auszubildende in der Pflege?
- Was wünschen sich die Auszubildenden?
- Welche Karrieremöglichkeiten sehen Auszubildende in der Pflege?
Was ist die generalistische Pflegeausbildung
Seit Anfang 2020 gibt es in Deutschland die generalistische Pflegeausbildung. Sie vereint die zuvor geltenden drei Ausbildungen in der Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Das heißt: Wer die Ausbildung erfolgreich absolviert hat, kann als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann in unterschiedlichen Pflegebereichen arbeiten und braucht keine spezielle Qualifizierung mehr. Die Ausbildung ist zudem in der gesamten EU gültig. Sie dauert drei Jahre und umfasst einen theoretischen (2.100 Stunden) und einen praktischen Teil (2.500 Stunden). Der theoretische Teil wird an Pflegeschulen vermittelt, die praktische Ausbildung findet größtenteils bei dem Träger statt, bei dem die Auszubildenden beschäftigt sind.
Was sind Voraussetzungen für die generalistische Pflegeausbildung?
Die erste Voraussetzung für die generalistische Pflegeausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss (etwa Realschulabschluss) oder eine andere erfolgreich beendete, zehnjährigen Schulausbildung. Wer seine Schulzeit mit einem neunjährigen Hauptschulabschluss abgeschlossen hat, muss erst eine Pflegehelfer- bzw. Pflegeassistenz-Ausbildung absolvieren. Bei einem Schulabschluss aus dem Ausland muss außerdem mindestens das Sprachniveau B2 vorhanden sein. Alternativ kann auch eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung den Zugang zur Pflegeausbildung eröffnen.
Warum entscheiden sich junge Menschen für die generalistische Pflegeausbildung?
Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2022 insgesamt 110.800 angehende Pflegefachfrauen und 35.800 Pflegefachmänner in der Ausbildung. Eine von ihnen ist Sophie (22) aus dem Malteserstift St. Klara in Flensburg. Sie hatte schon länger den Wunsch, in der Pflege zu arbeiten. Als sie zehn Jahre alt war, starben ihre Oma und ihr Opa innerhalb eines Jahres an Krebs. Damals hat Sophie sie häufig im Krankenhaus besucht und hätte sich dort einen liebevolleren Umgang mit ihren Großeltern gewünscht: „Ich fand, dass die Krankenschwester sich kalt verhalten hat. Meine Oma hatte Schmerzen, das wurde nicht ernst genommen. Ich war sicher: Das muss man doch besser machen können.“
In der zehnten Klasse machte sie dann ein Praktikum in einer Altenpflegeeinrichtung. Danach stand für sie endgültig fest: „Ich will in der Pflege arbeiten.“ Auch Laura (23), die die generalistische Pflegeausbildung am Malteserstift St. Elisabeth in Erlangen absolviert, hatte früh Berührungspunkte mit der Pflege. Als sie 12 Jahre alt war, erkrankte ihre Oma an Multipler Sklerose (MS): „Für mich stand früh fest, dass ich etwas Soziales machen will.“
Was schätzen Auszubildende an den Pflegeberufen?
„Mir gefällt der Job“, erzählt Laura, „ich habe vorher als Pflegehilfskraft gearbeitet, unterstützte Familien und Ältere, die Hilfe brauchten. Das hat mir gut gefallen, aber ich suchte eine neue Herausforderung, wollte auch mehr Verantwortung.“ Also entschied sie sich zu der Ausbildung: „Ich darf sehr viel selbstständig machen, meine Chefin unterstützt mich sehr.“ Sophie Matthiesen ergänzt: „Wir haben im Team ein tolles Miteinander und ein wirklich ausgeglichenes Hand-in-Hand-Arbeiten. Trotz Personalmangels habe ich als Auszubildende nie das Gefühl, allein zu sein. Man nimmt sich immer Zeit für mich und meine Fragen.“
Die Pflege werde oft schlechter gemacht als sie sei. Die Abiturientin musste ihre Entscheidung für ihre Ausbildung oft rechtfertigen. „Viele haben die Vorstellung, dass es sich nur um Hilfstätigkeiten handelt, alles Medizinische drum herum wird übersehen. Dabei wissen Pflegekräfte sehr viel und tragen große Verantwortung.“ Ihr gefällt außerdem, wie abwechslungsreich der Job ist.
Was für Erfahrungen machen Auszubildende in der generalistischen Pflegeausbildung?
„Ältere Menschen reagieren oft sehr dankbar auf die Unterstützung, die wir ihnen geben“, sagt Laura Abazi, „ich habe das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden. Das gefällt mir. In unserer Abteilung sind wir, glaube ich, zu einer Familie zusammengewachsen, man hat Vertrauen zueinander, kennt sich. Ich habe den Eindruck, Erfahrungen für mein ganzes Leben zu sammeln.“
Wie wichtig das vertrauensvolle Verhältnis von älteren Menschen und ihren Pflegekräften ist, hat auch Sophie erlebt. „Ich habe eine ältere Bewohnerin mit Demenz bei der morgendlichen Grundpflege unterstützt, sie wunderte sich, wieviel Zeit ich mir genommen habe und war wirklich dankbar dafür. Ich möchte den Bewohnerinnen und Bewohnern die Zeit geben, die sie verdienen. Und ich möchte ihre Geschichten kennenlernen. Ich bin überzeugt, dass vieles leichter wird, wenn man sich Zeit nimmt, ihre Biografie kennenzulernen.“
Was wünschen sich die Auszubildenden?
Laura würde sich mehr gesellschaftliche Anerkennung für ihren Berufszweig wünschen und eine bessere Bezahlung: „Immerhin engagieren wir uns für Menschen und haben eine solide Ausbildung. Wir sind jung, haben noch viel vor uns, die Bezahlung schreckt viele ab. Da würde ich mir wünschen, dass unsere Leistung mehr anerkannt wird.“ Weitere Schritte in Richtung einer besseren Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen sind mittlerweile übrigens auf den Weg gebracht worden.
So hat sich die Pflegekommission jüngst darauf geeinigt, dass Hilfs- und Fachkräfte in der Altenpflege ab Februar 2024 mehr Geld und deutlich mehr Urlaubstage bekommen: Auf Mindestlohnniveau beschäftigte Pflegekräfte sollen um bis zu 14 Prozent besser bezahlt werden. Außerdem soll der Urlaub über den gesetzlichen Urlaubsanspruch in Höhe von jeweils neun Tagen pro Kalenderjahr – bei einer Fünftagewoche – erhöht werden. Die Malteser bezahlen übrigens schon seit langer Zeit nach dem Tarifvertrag (AVR). Die Vergütung liegt entsprechend über dem Mindestlohnniveau. Auch die Urlaubstage übersteigen bei den Maltesern den gesetzlichen Urlaubsanspruch. Zum März 2024 ist außerdem eine weitere Tariferhöhung geplant.
Welche Karrieremöglichkeiten sehen Auszubildende in der Pflege?
Sophie schätzt an der Pflege, dass es so viele Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt. „Mir war wichtig, erst praktische Erfahrungen zu machen, einfach um sicher zu sein, dass das der richtige Schritt für mich ist und mir alle Türen offen zu halten. Aber ich kann mir gut vorstellen, auch noch ein Studium dranzuhängen, interessant finde ich etwa Gerontologie mit dem Fokus auf Altenpflege. Ansonsten würde mich auch Pflegemanagement oder Pflegepädagogik reizen.“ Auch Laura will sich im Anschluss an die generalistische Pflegeausbildung weiterbilden – zur Wohnbereichs- oder Pflegedienstleitung.