Armut in Deutschland: Ein Überblick

Armut kommt nicht nur in Ländern des globalen Südens vor, sondern auch viele in Deutschland lebende Menschen sind von Armut betroffen. Hier erfahren Sie, wann ein Mensch hierzulande als arm gilt, welche Gründe es für Armut in Deutschland gibt und wie die aktuellen Zahlen aussehen.

Wann gilt man in Deutschland als arm?

In der Definition von Armut in Deutschland wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden. Von absoluter Armut spricht man, wenn die Grundbedürfnisse eines Menschen nicht mehr gedeckt sind. Dazu zählt, wenn Menschen nicht ausreichend Nahrung, Kleidung, eine Wohnung oder Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Absolute Armut kommt in Deutschland weniger vor.

Von relativer Armut sind dagegen auch in Deutschland viele Menschen betroffen. Die relative Armut bezieht neben der Versorgung der Grundbedürfnisse auch soziale Ungleichheiten mit ein. Demzufolge gelten Menschen auch dann als arm, wenn sie schlechten Lebens- und Entwicklungschancen ausgesetzt sind. Diese Menschen können nicht oder nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, da sie ihr gesamtes Einkommen für die Deckung der Grundbedürfnisse aufwenden müssen.

Armut zeigt sich in Deutschland dadurch, dass Menschen der Zugang zu höherer Bildung, sozialen Kontakten und zur Teilnahme an kulturellen Ereignissen verwehrt bleibt. Die Resultate sind häufig ein schwieriger Einstieg in den Arbeitsmarkt, kein gesichertes Einkommen und Überschuldung. Kinder, die in von Armut betroffenen Familien aufwachsen, leiden besonders stark. Sie haben nicht immer mindestens eine warme Mahlzeit am Tag und oft schlechte Bildungschancen.

Wenn das Einkommen weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens der Bevölkerung eines Landes ausmacht, gilt man als arm, so die Definition der EU. Diese gilt auch für die Ermittlung von Armut in Deutschland 2023. Ist das Monatseinkommen einer alleinlebenden Person geringer als 1.310 Euro netto, gilt man in Deutschland als arm (Stand: 2023). Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind von Armut betroffen, wenn das Haushaltsnettoeinkommen unter 2.751 Euro sinkt (Stand: 2023).

Von Armut betroffene Menschen sind auf Hilfsprojekte angewiesen. In von den Maltesern organisierten Projekten bekommen sie dringend benötigte Unterstützung und ein offenes Ohr. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unsere Hilfsprojekte für in Armut lebende Menschen.

Was sind die Gründe für Armut in Deutschland?

Besonders stark von Armut bedroht sind Alleinerziehende, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Rentnerinnen und Rentner, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Familien mit mehr als zwei Kindern und geringem Bildungsabschluss der Eltern.

Fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder sind ein wesentlicher Faktor für das erhöhte Armutsrisiko von Alleinerziehenden. Durch fehlende Ganztagsbetreuung müssen die Elternteile ihre Arbeitszeit reduzieren. Bei einem Jobverlust führt dies zu einem geringeren Anspruch auf Arbeitslosengeld und eine geringere Rente. Auch Frauen in Paarbeziehungen, die ihre berufliche Tätigkeit unterbrechen, um sich um die Kinderbetreuung zu kümmern, sind im Alter stärker armutsgefährdet als ihre Partner.

Menschen mit Migrationshintergrund sind durch Diskriminierungen stärker armutsgefährdet. So führen etwa ausländisch klingende Namen teilweise zum Ausschluss bei Bewerbungsverfahren oder zu schlechteren Noten in der Schule trotz gleicher Leistungen. Es entstehen soziale Benachteiligung und Ungleichheit.

Armut in Deutschland in Zahlen

In der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) werden in der Europäischen Union für die einzelnen Mitgliedstaaten die Armutsgefährdung und Lebensbedingung erfasst. Bei den aktuellen Daten zur Armut für Deutschland handelt es sich um Endergebnisse für das Jahr 2023.

Wie viel Prozent der Deutschen sind arm?

Nach den Erhebungen waren 2023 14,4 % der deutschen Bevölkerung von Armut bedroht, besonders alleinlebende und alleinerziehende Menschen.

Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem bis zwei Kindern lagen mit 8,6 bzw. 8,2 % unter dem Bundesdurchschnitt und waren somit 2023 weniger von Armut betroffen als in den Vorjahren. Bei den Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern lag die Armutsgefährdungsquote bei 22,7 %. 7,7 % der Paare ohne Kinder (unter 65 Jahren) sind von Armut betroffen.

Differenziert man nach der Erwerbstätigkeit, waren 2023 46,5 % der Arbeitslosen über 18 Jahren arm. Das ist jede zweite nicht erwerbstätige Person. Menschen, die einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, sind dagegen nur zu 6,6 % durch Armut gefährdet.

Im Jahr 2023 waren 15,1 % der Frauen und 13,7 % der Männer armutsgefährdet. In der Altersgruppe der 16- bis 64-Jährigen lag die Armutsgefährdungsquote jedoch leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Auch in dieser Gruppe sind Frauen stärker gefährdet als Männer. Bei Personen über 65 Jahren ist das Armutsrisiko von Frauen mit 20,6 % deutlich höher als das der Männer mit 15,7 %, was auf geringere Rentenansprüche durch unterbrochene Berufslaufbahnen zurückzuführen ist.

Die Folge von Armut in Deutschland ist, dass betroffene Menschen oft auf die Hilfe von Kleiderkammern und Suppenküchen angewiesen sind, um ihre Lebensbedürfnisse zu erfüllen. 

Wie viele Menschen leben in Deutschland in Armut?

Insgesamt sind in Deutschland 2023 rund 12 Millionen Menschen von Armut bedroht. Damit sind 14,4 % der deutschen Bevölkerung arm. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Armen leicht gesunken: 2022 waren 14,8 % der Bevölkerung von Armut betroffen. 

Wie viele Kinder leben in Armut?

Die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Deutschland lag 2023 bei 14,0 %. Kinder leiden besonders unter Armut, da dies oftmals auch zu schlechten Bildungschancen führt. Daher setzen sich die Malteser in vielfältigen Hilfsprojekten gegen Kinderarmut ein.