Über das Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie in Bethlehem
Bethlehem ist Teil der palästinensischen Gebiete: ein Entwicklungsgebiet mit großem Bedarf an Aufbauhilfen, gerade in der medizinischen Versorgung.
Seit 1990 betreibt der Malteserorden das Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie. Mit seiner Neugeborenen-Intensivstation sowie mehr als 4.300 Entbindungen im Jahr ist das Malteser Krankenhaus die größte gynäkologische und geburtshilfliche Klinik der Region. Es verfügt über 63 Betten, eine Intensivstation für Neugeborene mit 18 Bettchen, eine Intensivstation für Mütter mit zwei Betten und eine Tagesklinik mit sechs Betten.
Über 190 qualifizierte Mitarbeitende gewährleisten die bestmögliche Versorgung der Frauen und Kinder. Außerdem bildet das Krankenhaus in Zusammenarbeit mit der Hebammenschule der Universität einheimische Fachkräfte aus und leistet auch so direkte Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Anzahl der Geburten variiert von Jahr zu Jahr und hängt von der politischen und wirtschaftlichen Situation ab. Waren es 1.000 Geburten im ersten Jahr, so wurden im Jahr 2000 bereits mehr als 3.000 Babys im Krankenhaus geboren. 2022 kamen mehr als 4.500 Kinder im Malteser Krankenhaus zur Welt.
Seit der ersten Geburt im Jahr 1990 wurden mehr als 80.000 Babys in unserem Krankenhaus in Bethlehem geboren. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 1,88 auf 1000 Geburten, das heißt auf europäischem und amerikanischem Standard. Das Krankenhaus betreut einen hohen Anteil an so genannten Risikogeburten, da der hohe medizinische Standard über die Grenzen Bethlehems hinaus bekannt ist.
Die Geschichte der Geburtsklinik in Bethlehem
Die Geschichte des Malteser Krankenhauses zur Heiligen Familie in Bethlehem begann, als im Jahr 1882 der französische Schwesternorden „Compagnie des filles de la Charité“ ein Stück Land in Bethlehem kauften. Zwei Jahre später wurde der Grundstein für ein Krankenhaus mit 85 Betten gelegt.
Das Krankenhaus in Bethlehem öffnete seine Türen für die Patienten am 19. März 1895.
Mit der Zeit entwickelte es sich zu einem gut besuchten Krankenhaus, das die Bevölkerung Bethlehems 100 Jahre lang medizinisch versorgte – bis es 1985 aufgrund der politischen und sozialen Probleme im Arabisch-Israelischen Konflikt geschlossen werden musste. Die Schließung war für die Gesellschaft und speziell für die Mütter, die bei der Entbindung auf die Geburtsklinik angewiesen waren, eine Katastrophe. Der Malteserorden, gemäß seiner Tradition „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“, setzte das Gebäude wieder in Stand und öffnete einen Flügel des alten Krankenhauses. Seitdem ist das Haus eine rein geburtshilfliche und gynäkologische Klinik.
Das Malteser Krankenhaus wurde am 20. Dezember 1989 mit der Inbetriebnahme der Außenstationen feierlich eröffnet. Am 26. Februar 1990 wurde das erste Baby in der neuen Entbindungsstation geboren. Seit diesem Meilenstein hat sich das Krankenhaus zu einem Entbindungszentrum für Bethlehem und Umgebung entwickelt.
Es bedient Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour und verschiedene daneben liegende Dörfer, vier Flüchtlingscamps und einige Beduinen-Siedlungen. Inzwischen hat sich der hohe medizinische Standard der Geburtsklinik herumgesprochen und immer mehr Mütter legen große Entfernungen zurück, um zum Krankenhaus zu gelangen.
Die Außenstationen
Da viele schwangere Frauen gar nicht in der Lage sind, nach Bethlehem zu kommen, hat das Malteser Krankenhaus zur heiligen Familie vier Ambulanzen eingerichtet. Im sieben Kilometer entfernten Teqoa, in Asakreh östlich von Bethlehem und in Nahaleen, das völlig von der Mauer eingeschlossen ist, die Israel von den palästinensischen Autonomiegebieten trennt und nur durch einen kontrollierten Zugang erreicht werden kann.
Das Outreach-Team bietet Schwangeren und jungen Müttern in den außerhalb gelegenen Dörfern die Möglichkeit, an Kursen zur Geburtsvorbereitung und Säuglingspflege teilzunehmen, klärt über Grundzüge der Hygiene und der gesunden Ernährung auf. Zum Programm gehört außerdem die Krebsvorsoge, Beratungen für Frauen nach den Wechseljahren und die Behandlung bei Diabetes.
Für Menschen in den ländlichen Regionen ist das Outreach-Programm der Malteser oft die einzige Möglichkeit überhaupt, eine angemessene medizinische Versorgung zu erhalten.
Die mobile Klinik
Seit 2005 betreut das Malteser Krankenhaus zur heiligen Familie Beduinen in der Judäischen Wüste. Mindestens einmal in der Woche suchen Mitarbeitende der Geburtsklinik in Bethlehem mit der mobilen Klinik die Camps in der Wüste auf. Die mobile Klinik ist ein Van, der mit medizinischen Geräten und einem Stromgenerator ausgestattet ist. "Ohne uns bekämen die Beduinen keinerlei medizinische Versorgung", erklärt Schwester Sophie. "Sie haben kein Geld und kämpfen ums Überleben."
Besuch vor Ort
Kommen Sie mit und lernen Sie die Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden des Malteser Krankenhauses in Bethlehem kennen. In unseren Überlebensgeschichten berichten Familien von ihren Erlebnissen. In unserem Video erfahren Sie mehr über die Situation vor Ort.