Ehrenamt in Zeiten des Ukraine-Kriegs

Ehrenamtsmonitor #2 (März 2022)

Im März 2022 befragte YouGov im Auftrag der Malteser mehr als 2.000 Volljährige in Deutschland angesichts des Kriegs in der Ukraine danach, wie sehr aktuelle Krisen ihr Sicherheitsgefühl beeinträchtigen und welche Rolle sie dem Ehrenamt und dem persönlichen Engagement bei deren Bewältigung beimessen. Die Auswertung ist repräsentativ für die volljährige Gesamtbevölkerung in Deutschland.

Wichtigste Ergebnisse

Große Hilfsbereitschaft: Knapp die Hälfte der Befragten hatte den Opfern des Krieges bereits geholfen: Geld- und Hilfsgüterspenden waren mit 27 % bzw. 17 % am häufigsten. Nennenswert ist  die erklärte Bereitschaft, Geflüchteten auch am Wohnort zu helfen (13 %) oder Geflüchtete persönlich zu begleiten. Fast genauso viele (11 %) würden sich in einer Sammelunterkunft engagieren.  

Sichtbare Hilfsorganisationen:  Die Hilfe der ehrenamtlich geprägten Hilfsorganisationen in der Ukraine-Krise wird deutlich wahrgenommen, besonders die Versorgung mit Essen und Hilfsgütern im Kriegsgebiet sowie die Erstversorgung und Unterbringung in Deutschland.  

Gestiegene Sorge – und eine wichtige Rolle fürs Ehrenamt: Insbesondere bei Migration und Zuwanderung (76 %), Pandemien (75 %) und beim gesellschaftlichen Zusammenhalt (72 %) machen sich die Befragten größere Sorgen als früher.  Gleichzeitig messen sie unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs vor allem bei den Themen öffentliche Sicherheit (von 51 % im September 2021 auf 64 %), Migration bzw. Zuwanderung (von 48 % auf 65 %) dem Ehrenamt noch einmal mehr Bedeutung bei als im Ehrenamtsmonitor #1 von September 2021.  

Stagnierende Engagementbereitschaft: Bei über einem Viertel der Menschen in Deutschland ist die Bereitschaft zum Ehrenamt durch die jüngsten Krisen gestiegen. Rund ein Drittel der Befragten ist bereit, sich spontan zu engagieren. Nur 7 % der Befragten würden sich regelmäßig in einer Hilfsorganisation engagieren – dies entspricht der Zahl aus dem Ehrenamtsmonitor im September 2021.  

Ehrenamt stärken wichtiger als Dienstpflicht: Eine Stärkung der ehrenamtlichen Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz befürworten 76 % der Befragten. 62 % der Befragten spricht sich dafür aus, dass ein neuer ehrenamtlicher Dienst geschaffen wird, in dem sich Menschen aller Altersstufen im Bevölkerungsschutz qualifizieren und organisiert helfen. Die geringste Zustimmung (56 %) findet eine allgemeine Dienstpflicht nach der Schulzeit, vergleichbar mit Wehrpflicht oder Zivildienst.

Schlussfolgerungen

Nötig ist mehr Bereitschaft, sich regelmäßig und organisiert zu engagieren.

Die große kurzfristige Hilfsbereitschaft reicht nicht aus, wo Zeit und Qualifikationen erforderlich sind, um wirkungsvoll helfen zu können. Die Strukturen im Bevölkerungsschutz sind zu stärken, damit diese im Notfall zur Verfügung stehen. Nicht-staatliche Hilfsorganisationen schaffen den Rahmen, in dem sich Bürgerinnen und Bürger innerhalb
ihrer Möglichkeiten und Interessen für Andere engagieren können.  

Breite Akzeptanz als Chance:  Die Hilfsorganisationen zu stärken findet derzeit breite Unterstützung in der Bevölkerung. Es ist an der Politik die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Das Konzept der Malteser zum „Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz“ sieht auf Basis einer vierjährigen freiwilligen Selbstverpflichtung ein abgestuftes Modell zur präventiven Gewinnung und Qualifizierung von dauerhaft aktiven Einsatzkräften und Spontan-Helfern vor.

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