Die Mehrheit der Befragten empfindet das öffentliche Leben in vielen Bereichen als stärker gefährdet als noch vor fünf Jahren. Insbesondere Fragen der Sicherheit und des sozialen Zusammenhalts stehen im Fokus. Deutlich gestiegen ist die Sorge vor Kriegen und auch die Bedrohung durch Naturkatastrophen wird als zunehmendes Risiko wahrgenommen. Eine der wichtigsten Fragen ist, ob die Menschen in Deutschland bereit und in der Lage sind, sich selbst und anderen im Notfall zu helfen. 43 Prozent äußern ein gestiegenes Bedürfnis, sich selbst schützen zu können; jeder Dritte will auch anderen besser helfen können als bisher.
Allerdings fühlen sich fast die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend informiert, wie man sich bei Krisen und Katastrophen richtig verhalten sollte. Noch mehr Menschen trauen sich nicht zu, angemessen handeln zu können. Dabei schätzen die Männer ihr Wissen und ihr Können deutlich höher ein als Frauen.
Insgesamt sieht eine deutliche Mehrheit Eigenvorsorge als „Bürgerpflicht“ an. Fast 4 von 5 Befragten stimmen zu, dass jeder selbst Vorsorge zum Schutz in Notfällen treffen sollte. Allerdings hat die Hälfte der Befragten bislang noch keine Eigenvorsorge betrieben: Immerhin 27 Prozent haben aber schon darüber nachgedacht, für 23 Prozent ist das bislang kein Thema. Wer hingegen vorsorgt, macht dies am ehesten durch Anlegen von Vorräten an Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten, gefolgt von Vorbereitungen für einen Stromausfall und der Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs.
Führt die wahrgenommene höhere Gefährdung zu mehr Bereitschaft, sich für andere ehrenamtlich zu engagieren? Für mehr als die Hälfte trifft das nicht zu. Nur bei 13 Prozent ist die Engagementbereitschaft gestiegen, bei 8 Prozent ist sie sogar gesunken. Gefragt, welche Art von Engagement man sich vorstellen könnte, überwiegt die Bereitschaft zu allenfalls spontaner Hilfe mit 46 Prozent deutlich.
„Wir erkennen in der Besorgnis der Menschen eine wachsende Sensibilisierung: Die erkennbare Bereitschaft zu Eigenvorsorge und die große Hilfsbereitschaft sind wertvoll und müssen weiter gefördert werden. Wir Malteser und andere Hilfsorganisationen tun dies unter anderem mit der Breitenausbildung in Erster Hilfe und Selbstschutzinhalten“, erklärt Markus Bensmann, Leiter der Notfallvorsorge bei den Maltesern. „Wir brauchen aber auch eine ausreichend große und gut ausgebildete Zahl von Einsatzkräften, die mit anderen Akteuren und staatlichen Stellen in der Gefahrenabwehr effektiv zusammenarbeiten können. Die Umfrage zeigt erneut die Unsicherheit vieler Menschen, die sich gerne ehrenamtlich betätigen würden, aber nicht wissen, wie sie dieses Engagement mit ihrer Lebensplanung vereinbaren können. Bei den Maltesern bieten wir die Möglichkeit, den eigenen Einsatz flexibel zu gestalten, was die Inhalte und den Umfang der Tätigkeiten betrifft, damit der Einsatz möglichst keine Belastung für unsere Ehrenamtlichen darstellt.“
Angesichts der gesellschaftlichen Risiken befürworten 61 Prozent der Befragten eine Dienstpflicht für alle jungen Menschen nach der Schule. Je älter die Befragten, desto höher ist die Zustimmung für eine solche Dienstpflicht: Bei den über 55-Jährigen sind es knapp drei Viertel, während „nur“ 37 Prozent der 18- bis 24-Jährigen zustimmen. Die Argumente sind vielfältig: 69 Prozent glauben, dass die Dienstpflicht die Solidarität junger Menschen mit der Gesellschaft stärkt, 67 Prozent sehen, dass dadurch wichtige Werte verankert werden, und 66 Prozent erhoffen sich eine Entlastung des Personalmangels in der Pflege und im sozialen Bereich. Für 65 Prozent ist die Dienstpflicht eine Möglichkeit, den Zivil- und Bevölkerungsschutz zu stärken, aber nur 59 Prozent sehen sie als notwendig für die Landesverteidigung.
„Die gegenwärtigen Krisen zeigen mehr denn je, wie notwendig ein leistungsfähiger, gut ausgerüsteter und über ausreichend Einsatzkräfte verfügender Katastrophenschutz ist“, so Bensmann. „Wir Malteser stehen zu unserer Verpflichtung, benötigen aber klare Entscheidungen und eine bessere Ausstattung und Finanzierung, um die an uns herangetragenen Anforderungen bewältigen zu können. Wir Malteser haben in Eigeninitiative bereits 2022 vor dem Hintergrund von Corona und der Flut-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW begonnen, die Notfallvorsorge für die Abwehr von Krisen systematisch zu stärken – durch Investitionen, aber noch mehr durch einen Strukturwandel, der unsere Krisenfähigkeit und Resilienz als Hilfsorganisation insgesamt stärkt.“
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