„Unverständlich“: Jeder 4. Platz für einen Freiwilligen droht wegzufallen

Die meisten Freiwilligen sind junge Menschen. Foto: Malteser/Andi Weiland
Im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Bundesfreiwilligendienst (BFD) engagieren sich jährlich rund 900 überwiegend junge Menschen bei den Maltesern. Der Dienst an der Gesellschaft ist jetzt von erheblichen Kürzungen bedroht, so dass jede vierter Platz wegfallen könnte. Foto: Andi Weiland

Das wäre die Folge der Kürzungen, wie sie die Bundesregierung für den Bundeshaushalt 2024 plant. Für die Menschen, die im Rettungsdienst, der Ersten Hilfe-Ausbildung, im Hausnotruf, in einer Altenhilfeeinrichtung oder im Fahrdienst vom Engagement der Freiwilligen bei den Maltesern profitieren, eine düstere Perspektive. Genauso wie für die interessierten meist jungen Freiwilligen selbst, die gerne tätig werden möchten, aber dann nicht könnten. Und auch für die Malteser, die in bis zu 420 Dienststellen die Freiwilligen einsetzt und mit den auf Hilfe angewiesenen Menschen zusammenbringt. Daher kritisiert der im Vorstand der Malteser zuständige Ulf Reermann die Pläne als ein „unverständliches Vorgehen“.

Bereits bei den letzten Haushaltsplanungen wurden Preissteigerungen im Budget des Familienministeriums nicht berücksichtigt. So trugen die Anbieter der rund 100.000 Freiwilligenplätze in Deutschland allein die höheren Energie- und Personalkosten, die für Bildungsseminare und die pädagogische Begleitung entstehen. Im April dieses Jahres hatten die Malteser die Bundesregierung schon aufgefordert, die Freiwilligendienste fortzuentwickeln, anstatt sie klein zu sparen. Denn der gesellschaftliche Zusammenhalt – von den politischen Parteien zurecht immer wieder eingefordert – wird im Freiwilligendienst geübt und gelebt. Die meisten Freiwilligen bei den Maltesern geben nach dem Ende ihres Dienstes an, dass sie sich auch weiterhin sozial engagieren wollen. „Für die medizinischen und pflegerischen Berufe ist der Freiwilligendienst bei den Maltesern eine sinnvolle Vorstufe“, weiß auch die Abteilungsleiterin der Malteser Freiwilligendienste, Barbara Caron. Im Rettungsdienst oder in der Altenhilfeeinrichtung dabei sein zu können, bedeutet für die Freiwilligen die Verantwortung einer Arbeitsstelle in diesem Bereich kennenzulernen, sie aber noch nicht vollständig tragen zu müssen. Das sei gerade auch für die jetzigen Jahrgänge junger Menschen, die wegen der Corona-Maßnahmen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung gehemmt wurden, ein Vorteil.

Das große Interesse am Freiwilligendienst zeigt auch die Beteiligung an einer Petition an den Bundestag. Mehr als 100.000 Menschen hatten sie unterzeichnet, sodass sich der Petitionsausschuss des Parlaments mit dem Antrag zur Steigerung der Attraktivität von Bundesfreiwilligendienst (BFD), Freiwilligem Sozialen Jahr (FSJ) und Freiwilligem Ökologischen Jahr (FÖJ) beschäftigen müssen. Zugleich wird in den kommenden Wochen, in der im Bundestag weiter über die Haushaltspläne beraten wird, auf die Bedeutung der Freiwilligendienste hingewiesen. Demonstrationen in Berlin und Stellungnahmen der Verbände sollen die Kürzungen verhindern und den Freiwilligendienst erhalten.


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