Bilanz: 15.000 Menschen ohne Krankenversicherung behandelt

Begleitung einer schwangeren Frau in der MMM-Einrichtung in Stuttgart. Foto: Vierfuss
Eine Malteser Ärztin untersucht in Stuttgart eine schwangere Frau. Menschen, die keine Krankenversicherung haben, stehen oft vor der schwierigen Entscheidung, zum Arzt zu gehen oder nicht. Sie können sich eine ärztliche Untersuchung oder Beratung meist nicht leisten. Die Malteser bieten mit der Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) Unterstützung im Rahmen einer Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder Schwangerschaft. Foto: Christian Vierfuss

Gegenüber dem Vorjahr blieb diese Zahl damit annähernd gleich hoch. Die Patienten müssen ihren Namen und ihre Anschrift nicht nennen.   

An den 18 Standorten der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) stellten sich von den 15.000 Patientinnen und Patienten 6.700 erstmalig vor. Von diesen Erstpatienten waren 52 Prozent Frauen. 1.100 Kinder und Jugendliche, 600 Schwangere und fast 900 Menschen über 60 Jahre suchten Rat bei dem überwiegend ehrenamtlichen medizinischen Fachpersonal.

Die Malteser sichern Hilfesuchenden in der MMM eine medizinische Versorgung unter Wahrung der Anonymität zu. „Nach unserer Ansicht hat jeder Mensch das Recht, eine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen zu können – auch wenn er zum Beispiel keine gültige Aufenthaltserlaubnis hat oder aus Scham vor Armut anonym bleiben möchte“, sagt Dr. Gabrielle von Schierstaedt, Bundesbeauftragte für die MMM. Menschen, die ohne Aufenthaltsstatus und ohne Duldung in Deutschland leben, besteht zwar grundsätzlich ein gesetzlicher Anspruch auf eingeschränkte Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dafür müssen sie einen Antrag auf Kostenübernahme beim örtlichen Sozialamt stellen. Durch die Übermittlungspflicht der persönlichen Daten gehen viele der betreffenden Menschen aber nicht zum Sozialamt und verzichten auf eine medizinische Versorgung, weil sie fürchten, dadurch identifiziert und gegebenenfalls abgeschoben zu werden. „Die medizinischen Folgen etwa bei einer Schwangerschaft oder einer entzündlichen Erkrankung können gravierend sein, weshalb wir nur den Menschen an sich und nicht seinen sozialen oder aufenthaltsrechtlichen Satus ins Auge fassen“, sagt von Schierstaedt.

60 Prozent der Patienten stammen aus Europa, jeder Zehnte ist Deutscher

Etwas mehr als die Hälfte (52%) der Neu-Patientinnen und -Patienten hatte keine Aufenthaltsstatus oder machte dazu keine Angaben. Knapp 60 Prozent stammen aus Europa, davon jeder zehnte Mensch aus Deutschland und jeder vierte aus EU-Europa. Jeder Fünfte kam aus einem europäischen Nicht-EU-Staat. Patientinnen und -Patienten mit Herkunft aus afrikanischen oder asiatischen Ländern machten bei etwa gleichem Anteil insgesamt 36 Prozent aus.

Zwei Neuerungen

Nach einer Pilotphase im Jahr 2022 konnten die behandelnden Ärzte im Jahr 2023 erstmals auf einen Notfallfonds der Agirov-Stiftung zurückgreifen, der die Kostenübernahme von Akut-Behandlung bei schwerwiegenden Erkrankungen sichert. 50.000 Euro standen hierfür bereit und wurden ausgeschöpft. Ebenfalls wurde mit einem telefonischer Übersetzungsdienst die sofortige Verständigung zwischen Patienten und Ärzten deutlich erleichtert und beschleunigt. 250-mal griffen die Ärztinnen und Ärzte zu diesem kostenpflichtigen Angebot, welches aus Spendenmitteln finanziert wird.

 

Weitere Informationen zur Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung: www.malteser.de/menschen-ohne-krankenversicherung.html


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