Ausstellung zum 30. Jahrestag der Malteser Nothilfelager in Budapest 1989

Im Nothilfelager zurückgelassene Schlüssel der DDR-Flüchtlinge (Foto: Wolf Lux)

Berlin/Köln. Nach den ersten Bildern vom löchrigen ungarischen Grenzzaun brachen im Sommer 1989 immer mehr DDR-Bürger nach Ungarn auf – unter dem Vorwand Urlaub zu machen. Von dort wollten sie in den Westen fliehen. Nachdem die deutsche Botschaft wegen Überfüllung schließen musste, errichteten die Malteser ein Nothilfelager auf dem Gelände der Zugliget-Kirche, später noch zwei weitere. Insgesamt flohen rund 55 000 DDR-Bürger auf diesem Weg in den Westen.

„Es war eine nervenaufreibende und ängstliche Zeit“, sagt der damalige DDR-Geflüchtete Uwe Schiller heute. „Aber dass wir den Weg in das Malteser Lager fanden, hat uns vieles erleichtert. Die Hilfe und Solidarität waren überwältigend.“ Er ist mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen über Ungarn geflohen: “In der DDR waren wir nicht genehm, nicht systemtreu, zum Beispiel haben wir unsere Kinder kirchlich erziehen lassen.”

Auch der damals 19-jährige Tilo Acksel konnte in der DDR nicht seinen Traum als Schauspieler leben, denn er wurde aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen. Er ist sich sicher, dass Budapest ein wichtiges Signal und schließlich Symbol für die Massenflucht wurde: „Wenn nicht so viele Leute via Ungarn Richtung Westen gegangen wären, wäre die Mauer nicht gefallen", sagt er heute. "Das hat die Stimmung in der DDR angeheizt." Er lebt heute als Schauspieler in Berlin.

Die Malteser machten damals einfach das, wofür sie auch heute noch stehen: Sie waren da, halfen und leisteten Beistand –„weil Nähe zählt“, lautet ihr Motto. Sie versuchten in diesen ungewissen und auch angstvollen Tagen Vertrauen zu schaffen und Hoffnung zu geben. So vertrauten ihnen die DDR-Bürger sogar ihre Kinder an. Wie dem Malteser Helfer Markus Bank. Der damalige Rettungssanitäter aus Freiburg war für das sogenannte „Pampers-Lager“ zuständig. Als eine Familie wegen ihrer Ausweise zur Botschaft musste, übergaben sie ihm ihre vierjährige Tochter. Markus Bank nahm das Mädchen auf den Arm und sie schlief ein. Der damaliger Einsatzleiter Wolfgang Wagner hielt diesen Moment mit der Kamera fest – ein Symbol für das Vertrauen, das die DDR-Bürger in die Malteser hatten.

Das Foto wird im Rahmen der Ausstellung „Erinnerungen an Budapest 1989 – Zeitzeugen berichten“: „Das Tor steht offen, mehr noch das Herz“ (10./11.9., 10-18 Uhr) in Berlin auf dem Dorothea-Schlegel-Platz gezeigt.

Informationen: https://www.malteser.de/budapest1989 & https://malteser-blog.de/
Fotos von der laufenden Austellung finden Sie in der Mediathek
Historische Fotos aus 1989  https://bit.ly/2zdX2A1


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