Assistenzhunde: Wie und wo sie Menschen unterstützen

Der Hund ist der beste Assistent des Menschen. Moment mal! Heißt es nicht eigentlich bester Freund? Beides ist möglich, wenn ein Hund als Assistenzhund ausgebildet ist. Hier erhältst du einen Überblick darüber, was Assistenzhunde tun und welche Aufgaben sie übernehmen.

Darum geht's:


Was ist ein Assistenzhund?

Wie der Name schon sagt, assistieren diese Hunde Menschen mit einer Behinderung oder Erkrankung. Sie werden auch Rehabilitationshunde genannt. Das Ziel ist, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder mithilfe des Hundes ein weitestgehend eigenständiges Leben führen können. Sicherlich hast du schon einmal einen Blindenhund gesehen, der einen sehbehinderten Menschen begleitet. Hunde können aber noch viele andere Aufgaben übernehmen: Wusstest du, dass sie das Licht einschalten, die Waschmaschine ausräumen und sogar epileptische Anfälle vorhersagen können?

Ein Assistenzhund begleitet immer nur einen Menschen und das rund um die Uhr. Er muss mindestens drei Aufgaben können, die seinem Menschen direkt helfen. Das unterscheidet ihn von den Therapiehunden, die vor allem emotional unterstützen wie der Besuchshund im Altenheim oder auf der Kinderkranenkstation. Dafür brauchen Therapiehunde keine Ausbildung. Assistenzhunde dagegen durchlaufen eine mindestens zweijährige Ausbildung. In der Öffentlichkeit haben sie dadurch eine besondere Stellung. Das ist im BGB festgeschrieben, dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Zum Beispiel dürfen Assistenzhunde auch dorthin, wo Hunde normalerweise nicht erlaubt sind wie im Supermarkt oder in einigen öffentlichen Gebäuden. Assistenzhunde erkennst du an ihrer „Berufskleidung“. Sie tragen ein besonderes Geschirr und oft eine spezielle Leine. Wenn du einen Assistenzhund siehst, solltest du ihn niemals einfach anfassen oder ansprechen. Das könnte seinen Menschen in Lebensgefahr bringen. Sprich immer zuerst die Menschen an, wenn du den Hund vielleicht streicheln möchtest.

Signalhunde & Blindenführhunde

Wusstest du, dass es vermutlich schon im 15. Jahrhundert Blindenführhunde gab? In einigen schriftlichen Quellen werden sie erwähnt. Heutzutage sind die Anforderungen an den Hund vermutlich komplexer. Denke nur einmal an den Straßenverkehr, den wir heute haben. Blindenführhunde assistieren sehbehinderten Menschen, indem sie Hindernisse, Ein- und Ausgänge, Schalter oder Treppenstufen erkennen und ihren Menschen sicher durch den Straßenverkehr bringen. Die Ausbildung ist besonders anspruchsvoll, weil Hunde eigentlich besser riechen und hören können als sehen. Ihr räumliches Sehen muss besonders trainiert werden. Da haben es die Signalhunde etwas einfacher. Sie sind sozusagen das Ohr eines Menschen. Wie ihr Name schon sagt, melden sie ihrem schwerhörigen oder gehörlosen Menschen Geräusche durch Körperkontakt. Das kann die Türklingel oder das Telefon sein, der Wecker oder Rauchmelder oder auch ein weinendes Baby. Einem gehörlosen Kind bringt der Hund auch Nachrichten von den Eltern.

Gibt es eine „Standard-Ausbildung“ für Assistenzhunde?

In Deutschland gibt es keine einheitliche Ausbildung für Assistenzhunde. Du kannst entweder deinen Hund selbst trainieren oder von einem Profi trainieren lassen. Es gibt auch Hunde, die das erste Lebensjahr in einer speziellen Hundeschule verbringen, bevor sie an eine Person vermittelt werden.

Medizinische Warnhunde

Diese Hunde warnen Menschen mit bestimmten Erkrankungen vor Anfällen. Dadurch können die Betroffenen Unfälle vermeiden, zum Beispiel einen Sturz bei einem plötzlichen epileptischen Anfall. Einige Warnhunde sind zusätzlich dafür ausgebildet, Hilfe zu holen. Diabetikerwarnhunde können den Blutzuckerspiegel eines Menschen mit Typ-1-Diabtes erkennen. Wenn eine Unter- oder Überzuckerung droht, gibt der Hund entsprechend Signale. Epilepsiewarnhunde und Asthmawarnhunde erkennen einen drohenden Anfall, noch bevor dieser Eintritt. Bei Epileptikern sorgt der Hund dafür, dass die Betroffenen zum Beispiel vor einem Anfall keine Treppen steigen. Von Asthma Betroffene können sich rechtzeitig ihren Inhalator holen. Auch Schlaganfälle können einige Hunde im Vorfeld erkennen. Einige medizinische Warnhunde sind zusätzlich darin trainiert, ihrem Herrchen oder Frauchen das Telefon zu bringen, um Hilfe zu holen oder erinnern sie daran, ihre Medikamente einzunehmen.

Eine Herausforderung gibt es allerdings bei diesen speziellen Warnhunden: Man kann sie nicht dazu ausbilden. Ihnen muss die Fähigkeit angeboren sein, einen epileptischen Anfall oder eine Veränderung des Blutzuckerspiegels rechtzeitig zu erkennen. Wenn ein Hund diese Fähigkeit besitzt, dann zeigt sich das oft schon im Alter von wenigen Wochen. Dafür müssen Herrchen oder Frauen die Begabung ihres Vierbeiners aber auch erkennen.

Daten, Zahlen und Fakten über Hunde

Etwa 10 Millionen Hunde leben als Haustiere in Deutschland. Schätzungsweise gibt es 100 verschiedene Rassen auf der ganzen Welt. Vom Dackel bis zum Königspudel haben alle eines gemeinsam: einen außerordentlich guten Geruchs- und Hörsinn. Vor allem die hohen Töne kann ein Hund besser wahrnehmen als wir Menschen. Besitzt ein Mensch etwa fünf Millionen Riechzellen, sind es beim Hund bis zu 220 Millionen. Hunde können Gerüche sogar räumlich wahrnehmen. Darum werden sie unter anderem erfolgreich bei der Spurensuche eingesetzt.

Mobilitätsassistenzhunde & LpF-Assistenzhunde

LpF ist die Abkürzung für lebenspraktische Fähigkeiten. Welche Fähigkeiten die Hunde trainieren, hängt von der Situation des Menschen ab, dem sie dann assistieren. Generell unterstützen LpF-Assistenzhunde Menschen mit körperlicher Behinderung, die dauerhaft einen Rollstuhl oder Gehilfen benötigen. Der Grund dafür kann eine Lähmung, Multiple Sklerose, Muskelerkrankungen oder Parkinson oder die Folgen eines Unfalls sein. Die Hunde übernehmen ganz unterschiedliche Aufgaben: Türen öffnen und schließen, beim An- und Ausziehen helfen, Licht ein- und ausschalten, Gegenstände aufheben oder auch empfindliche Gegenstände bringen wir Brillen, Smartphones, Zettel oder EC-Karten. Im Supermarkt können sie beim Bezahlen an der Kasse das Portemonnaie an die Kassiererin und den Kassierer übergeben oder Dinge aus den Regalen holen.

Der Mobilitätsassistenzhund führt ganz ähnliche Aufgaben aus. Er begleitet allerdings Menschen, die Probleme beim Gehen haben, aber keine Gehilfe oder Rollstuhl brauchen. Die Hunde stützen Herrchen oder Frauchen unter anderem beim Treppensteigen oder beim Aufstehen. Sie können zusätzlich auch Aufgaben übernehmen wie Türen, Schränke und Schubladen öffnen, Gegenstände aufheben oder holen.

Autismushunde

Diese Hund geben mit ihrer Anwesenheit emotionalen Halt. Bei Kindern mit Autismus fördern sie die Entwicklung. Im Gegensatz zum Therapiehund, der auch in Förderprogrammen für autistische Kinder eingesetzt wird, begleitet der Assistenzhund aber nur eine Person. Bei autistischen Kindern begleitet der Hund die ganze Familie und baut eine Beziehung zu allen Familienmitgliedern auf. Denn bei Autismus ist wichtig, dass die Eltern oder andere Angehörige dem Hund Kommandos geben können. Der Autismushund kann Kinder daran hindern, wegzulaufen, die Eltern alarmieren und nach dem Kind suchen. Er gibt Sicherheit im Straßenverkehr und beruhigt bei Reizüberflutung. In der Öffentlichkeit schirmt der Hund den Menschen vor zu viel Nähe durch anderen Menschen ab.

PTBS-Assistenzhund

Diese Hunde assistieren bei einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die Menschen nach traumatischen Ereignissen erleiden können. Die Hunde erkennen beispielsweise Flashbacks. Das sind sehr lebendige Erinnerungen an das traumatische Ereignis. Die Hunde geben ein bestimmtes Signal von sich. Für die Betroffenen ist dies das Zeichen, eine bestimmte Technik anzuwenden, die sie in der Therapie erlernt haben.

Bei Panikattacken führen die Assistenzhunde an einen ruhigen Ort, checken Räume nach unerwünschten Personen ab, schalten Licht ein oder bellen zur Abschreckung. Jeder Hund wird genau für das trainiert, was Frauchen oder Herrchen brauchen, denn jede PTBS-Störung bringt unterschiedliche Symptome und Herausforderungen mit sich.


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