Malteser Ehrenamtsmonitor: Wie robust ist unser Zivilschutz?

Meldungen von Naturkatastrophen, Großschadensereignissen und Kriegen bestimmen die Nachrichten. Sind wir gut genug auf diese Krisen vorbereitet? Wie robust der Zivilschutz in Deutschland ist, hat jetzt der Malteser Ehrenamtsmonitor ermittelt. An der repräsentativen Umfrage nahmen Ende 2024 über 2000 Personen teil. Das Ergebnis: In einer Zeit zunehmender Unsicherheit und wachsender Risiken fühlen sich viele Menschen in Deutschland nicht ausreichend informiert oder vorbereitet, um sich und andere im Ernstfall zu schützen.

Darum geht's


Was ist der Malteser Ehrenamtsmonitor?

Der Ehrenamtsmonitor ist eine regelmäßige Umfrage im Auftrag der Malteser. Er ermittelt die Haltung der Gesellschaft zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen und stellt dabei immer einen Bezug zum Ehrenamt her. Dreimal pro Jahr werden dafür vom Befragungsinstitut YouGov repräsentative Kurzumfragen durchgeführt. Das Ziel: Die Ansichten und Einstellungen der Menschen zu relevanten Themen besser zu verstehen und aktuelle Zahlen zum ehrenamtlichen Engagement in Deutschland zu liefern. Der aktuelle Ehrenamtsmonitor #8 hat sich mit der Frage beschäftigt, wie robust der Zivilschutz in Deutschland ist. An der repräsentativen Umfrage, die vom 29. November bis 2. Dezember 2024 stattfand, nahmen insgesamt 2.169 Personen teil.

Unter Zivilschutz versteht man laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Wesentlichen diese Dinge:

  • die Unterstützung des Selbstschutzes der Bevölkerung
  • die Warnung der Bevölkerung
  • den Schutzbau
  • Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und zum Schutz von Kulturgut
  • ergänzende Ausstattung für die Gefahrenabwehr in den Bundesländern (zum Beispiel der Feuerwehren und des Katastrophenschutzes)

Ehrenamtsmonitor: alle Ausgaben im Überblick

Mehr zum Ehrenamtsmonitor der Malteser sowie ein Archiv mit allen bisherigen Ausgaben findest du auf der offiziellen Seite des Ehrenamtsmonitors.

Malteser Ehrenamtsmonitor: Gefühl der Verunsicherung und Bedrohung

Nachrichten von Naturkatastrophen wie Hochwasser, Großschadensereignissen und Kriegen können Menschen verunsichern und Ängste auslösen. Das zeigt auch der Malteser Ehrenamtsmonitor #8. Die gesellschaftliche Gefährdung hat nach Einschätzung der 2169 Befragten in den letzten fünf Jahren merklich zugenommen

  • 72 % der Befragten haben das Gefühl, dass die Bedrohung durch bewaffnete Konflikte und Kriege deutlich gestiegen ist
  • 65 % haben den Eindruck, dass der soziale Zusammenhalt schwächer wird
  • 64 % der Befragten schätzen die öffentliche Sicherheit in Deutschland problematischer ein als vor einigen Jahren
  • 64 % haben das Gefühl, dass sich die Gefährdung im Bereich Migration und Zuwanderung verschlechtert hat
  • 62 % nehmen Naturkatastrophen als eine Bedrohung wahr

Zunehmende Krisen: Viele fühlen sich nicht gut vorbereitet

Ein interessantes Ergebnis des Ehrenamtsmonitors ist, dass die Wahrnehmung einer größeren gesellschaftlichen Gefährdung zu dem Bedürfnis führt, sich und andere schützen zu wollen.

  • Bei 38 % der Befragten ist in den letzten Monaten das Bedürfnis gestiegen, sich selbst vor Gefährdungen schützen zu können.
  • 30 % haben zudem ein höheres Bedürfnis, auch anderen im Ernstfall helfen zu können.


Doch um sich und andere vor den Folgen von Naturkatastrophen, Krieg und Großereignissen zu schützen, braucht es ausreichendes Wissen und bestimmte Fertigkeiten. Hier zeigt der Malteser Ehrenamtsmonitor, dass es Nachholbedarf gibt: Nur knapp ein Drittel der Befragten (32 %) sieht sich (eher) gut auf Gefährdungen vorbereitet. Mehr als die Hälfte hingegen (56 %) fühlt sich (eher) unzureichend vorbereitet. 39 Prozent der Befragten fühlen sich zudem über Gefährdungen wie Naturkatastrophen, Kriege und Co. nicht ausreichend informiert.

Wo informieren sich die Menschen über Gefährdungen?

Die wichtigste Quelle für relevante Informationen über Gefährdungen und ihre Auswirkungen sind Nachrichten und Berichte in den Medien. 69 % der Befragten des Malteser Ehrenamtsmonitors informieren sich. Weitere Informationsquellen sind unter anderem die Sozialen Medien (32 %), der Freundes- und Bekanntenkreis (30 %), staatliche Stellen (20 %), Organisationen und Verbände (12 %) und Parteien und Vereine (9 %).

Eigenvorsorge ist wichtig, wird aber oft vernachlässigt

Viele beschäftigt die Frage, was sie in Sachen Eigenvorsorge tun können. Drei von vier Befragten des Malteser Ehrenamtsmonitors finden, dass Eigenvorsorge notwendig ist, um sich und andere in Krisen und Katastrophen zu schützen. Zur Eigenvorsorge gehören zum Beispiel das Anlegen von Lebensmittel- und Medikamentenvorräten, das Absolvieren eines Erste-Hilfe-Kurses oder die Vorbereitung auf einen Stromausfall. 27 Prozent der Befragten haben bislang noch keine Maßnahmen ergriffen, um auf einen möglichen Notfall vorbereitet zu sein, haben aber schon darüber nachgedacht. 23 Prozent der Befragten haben bislang noch keine Maßnahmen ergriffen, um auf einen möglichen Notfall vorbereitet zu sein und haben auch noch nicht darüber nachgedacht.

Nur wenige sind in Sachen Eigenschutz bereits aktiv geworden:

  • 25 % der Befragten haben einen Vorrat an Lebensmitteln und Medikamenten angelegt
  • 17 % haben sich auf einen Stromausfall vorbereitet und sich zum Beispiel ein batteriebetriebenes Radio gekauft
  • 11 % haben einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht
  • 9 % haben ein Notfallgepäck gepackt
  • 9 % haben sich aktiv zum Selbstschutz im Katastrophenschutz informiert oder an einer Schulung teilgenommen
  • 7 % haben einen umfassenden persönlichen Notfallplan erstellt

Kein Katastrophenschutz ohne ehrenamtliches Engagement

Der Gedanke allein, anderen im Ernstfall helfen zu wollen, reicht nicht. Für einen gut funktionierenden Katastrophenschutz ist die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung im Bevölkerungsschutz entscheidend. Doch in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement im Katastrophenschutz sind viele laut Ehrenamtsmonitor zögerlich.

  • 19 % der Befragten möchten sich gar nicht engagieren
  • 38 % der Befragten würden sich nur spontan, aber nicht langfristig engagieren
  • 23 % würden eine Basisqualifizierung absolvieren, um besser helfen zu können
  • 17 % würden sich als Spontanhelfer registrieren lassen, um auch gezielt in Notlagen eingesetzt werden zu können.
  • 6 % würden sich regelmäßig bei einer Hilfsorganisation, beim THW oder der Feuerwehr engagieren. Lediglich 3 % tun das bereits.

Malteser: eine feste Größe im Bevölkerungsschutz

Die Malteser sind als große und anerkannte Hilfsorganisation eine wichtige Säule des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. Mehr als 50.000 ehrenamtliche Einsatzkräfte können derzeit für den Einsatz zur Gefahrenabwehr und im Katastrophenfall gestellt werden. Fast 400.000 Menschen absolvieren jedes Jahr einen Erste-Hilfe-Kurs bei den Maltesern.

General a.D. Martin Schelleis ist Bundesbeauftragter für Krisenresilienz, Sicherheitspolitik und zivil-militärische Zusammenarbeit bei den Maltesern. Er mahnt: „Der Aufbau eines robusten Zivilschutzsystems drängt: Wir sehen eine große Hilfsbereitschaft, aber gleichzeitig auch die Verunsicherung. Das Bewusstsein wächst, dass der gefühlte Vollkaskostaat angesichts der vielen Herausforderungen nur noch Teilkasko mit Selbstbeteiligung anbieten kann. Wenn Eigenvorsorge und Engagement wichtiger werden, braucht es auch staatliche Strukturen, die die Bevölkerung stärker einbinden und auf Krisensituationen vorbereiten.“

Besser machen es bereits die nordischen Länder. In Skandinavien wird traditionell und vor allem auch zuletzt viel Wert auf den Ausbau des Zivil- und Bevölkerungsschutzes gelegt. Die Länder setzen dabei auf eine Kombination aus staatlicher Aufklärung, regelmäßigen Übungen und einem gestärkten Gemeinsinn. Ein Vorbild für Deutschland? Die große Mehrheit der Befragten (78 %) des Ehrenamtsmonitors sagt „ja“, und sieht speziell im schwedischen Zivil- und Katastrophenschutz ein Modell, um den Zivilschutz hierzulande zu stärken.

Bevölkerungsschutz: Was du tun kannst

Der erste Schritt, den jeder von uns tun kann, ist einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, um anderen im Notfall schnell helfen zu können. Einen Erste-Hilfe-Kurs in deiner Nähe findest du unter www.malteser.de/erste-hilfe. Wie so ein Kurs genau abläuft und was du dort lernst, erfährst du hier.

Einen wichtigen Schritt weiter gehst du, wenn du dich ehrenamtlich im Bereich Rettung und Notfallvorsorge engagierst. Zum Beispiel

Alle Infos zu den Einsatzgebieten findest du hier. Oder du füllst direkt das Ehrenamtsformular aus und die Malteser helfen dir, ein passendes Ehrenamt zu finden.


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