Weltflüchtlingstag: „Wie Flüchtlinge ihr Leben meistern, ist eine gewaltige Leistung"

Südsudan: Vertrieben und dennoch willensstark. Eine Frau verkauft ihr Gemüse, das sie in der Stadt angebaut hat.
Geflüchtet: Julia Angelo Ucin musste Haus und Felder verlassen. Nun hat sie in der Stadt Wau Schutz gefunden. Dort baut sie mit Hilfe der Malteser Gemüse an. Einen Teil kann sie verkaufen, mit dem anderen kann sie ihre Kinder versorgen. Foto: Malteser
Geflüchtet und willensstark: Ein syrisches Mädchen, das eine Vorbereitungsschule in der Türkei besucht
Die 9-jährige Yasmine mit zwei Malteser Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass Flüchtlingskinder sich auf den Schulbesuch in der Türkei vorbereiten. Yasmine lernt eine neue Sprache. Sie wurde im Syrienkrieg schwer verletzt und floh in die Türkei. Foto: Malteser

Die Widerstandsfähigkeit und Willenskraft von Menschen auf der Flucht verdient nach Ansicht der Malteser besonderen Respekt. „Wie Kinder, Frauen und Männer, die vor Krieg und Hunger fliehen, ihr Leben meistern, ist eine gewaltige Leistung“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Malteser Hilfsdienstes, Karl Prinz zu Löwenstein, anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni. Eine 50-Jährige, die Mann und Sohn verliert und Haus und Felder verlässt, um mit den übrigen Kindern Schutz in der Stadt zu finden; eine 9-Jährige, die trotz schlimmer Kriegsverletzungen aus dem Syrienkrieg in der Türkei die Schule besucht; ein 17-Jähriger, der trotz nur dreijähriger Schulzeit in seiner Heimat in Deutschland eine Ausbildung beginnt: „Es sind Menschen, die einen starken Willen haben müssen, um die gewaltigen Hindernisse, die ihnen im Weg stehen, zu bewältigen. “

Ein Beispiel aus der Türkei: Mit neun Jahren hat Yasmine schon Vieles in ihrem Leben verloren: ihren Vater, ihre Heimat und die Sehfähigkeit auf einem Auge. Geboren in der syrischen Stadt Homs lebte sie fast ihr ganzes Leben lang nur im Krieg und auf der Flucht. Mit sieben Jahren hat sie einen Bombeneinschlag überlebt, bei dem ihr Vater starb. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern floh sie in das Nachbarland Türkei. Hier wohnt sie mit ihrer Familie unter schwierigen Verhältnissen in Istanbul. Trotzdem wird sie seit fast einem Jahr auf die Schule vorbereitet. Die Malteser unterstützen in Istanbul ein Bildungszentrum, in dem Yasmine die türkische Sprache lernt, damit sie eines Tages in eine öffentliche türkische Schule gehen kann. 700 Kinder, vom Kindergarten bis zur 12. Klasse, besuchen hier den Unterricht. Damit diese Kinder auch als Flüchtling eine Chance haben, zur Schule gehen und einen Beruf erlernen zu können.

Ein Beispiel aus Deutschland: Der 17-jährige Abdelhak lebt in Ingelheim in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Geflohen aus Algerien, hat er nur wenige Jahre eine Schule besucht. In Deutschland tut er sich zunächst schwer, die Sprache zu lernen, und hat Probleme mit den Methoden, dem Niveau, den Anforderungen an sich. Der Leiter der Malteser Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz, Marouane Jnieh, sieht zusammen mit dem zuständigen Betreuer nur eine Chance: ein längeres Betriebspraktikum in einer Auto-Werkstatt. Ein ungewöhnlicher Weg, wo doch in Deutschland viel Wert auf schulische Bildung und Abschlüsse gelegt wird. Für Abdelhak jedoch genau richtig: Sein Interesse und Geschick im Umgang mit der Technik bringen ihm Anerkennung im Betrieb. Es ist motiviert mit den deutschen Kollegen zu sprechen, lernt die Sprache einfacher.  Der 17-Jährige bekommt schließlich einen ordentlichen Ausbildungsplatz, wird immer mehr integriert. Für Jnieh ist das Ziel der Jugendhilfe erreicht: „Aus dem jugendlichen Flüchtling wird ein gewöhnlicher junger Mann, der selbständig ist und seinen Alltag meistern kann.“

Ein Beispiel aus dem Südsudan: Julia Angelo Ucin, 50, hat im Bürgerkrieg im Südsudan ihren Mann, einen ihrer Söhne und ihre Heimat verloren. Der Bruder wurde entführt und sie weiß  nicht, ob er noch lebt.  Gemeinsam mit über 10.000 anderen Binnenvertriebenen lebt Julia seit Juli 2016 in einem Flüchtlingscamp der Stadt Wau. Wegen der Kämpfe hat sie wie die meisten anderen Menschen aus ihrem Dorf Haus und Feld verlassen und sucht Schutz in der Stadt.  Damit sie genug zu essen hat und etwas Geld für sich und ihre Kinder verdienen kann, zeigten die Malteser ihr, wie sie auch im städtischen Umfeld das Nötigste anbauen kann. Mittlerweile erntet sie verschiedene Gemüse wie Okra, Kohl und Kürbis. In vier Flüchtlingscamps in Wau versorgen die Malteser die Menschen auch mit Wasser und bohrten dazu 18 Brunnen. Julia Ucin sagt: „Jetzt haben wir genug zu essen und auch unseren Kindern geht es wieder besser.“

Die Malteser rufen zu Spenden für Flüchtlinge in Kriegs- und Krisengebieten auf:
Malteser Hilfsdienst e. V.
Konto IBAN: DE103 7060 120 120 120 001 2
BIC: GENODED 1PA7
Stichwort: „Flüchtlingshilfe“
Oder online: www.malteser-spenden.de  

Achtung Redaktion:
Karl Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Malteser Hilfsdienstes,
sowie Experten im In- und Ausland stehen für Interviews und O-Töne zur Verfügung.

Fotos zum Download finden Sie unter http://bit.ly/2rW9P7b

Bildunterschriften:
1. Türkei: Yasmine, 9 Jahre alt, mit ihrer Betreuerin (li.) und der Malteser Programmverantwortlichen für den Nahen Osten, Janine Lietmeyer (Mi.).
2. Deutschland: In der Malteser Unterkunft in Ingelheim kommen kreative Lernmethoden zum Einsatz, sodass die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge gerne am Deutschkurs teilnehmen.
3. Südsudan: Julia Angelo Ucin (50), verkauft ihr selbst angebautes Gemüse. Die Mutter, die ihren Mann verloren hat, ist aus ihrem Dorf geflohen, um in der Stadt Wau Schutz vor der Gewalt zu finden. In der Stadt lernt sie mit Hilfe der Malteser, Obst und Gemüse anzubauen und Überschüsse zu verkaufen.
4. Karl Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Malteser Hilfsdienstes

Christlich und engagiert: Die Malteser setzen sich für Bedürftige ein. Hilfe für mehr als zwölf Millionen Menschen pro Jahr weltweit • 80.000 Engagierte in Ehren- und Hauptamt • an 700 Orten • 1 Mio. Förderer und Mitglieder

Weitere Informationen:
Malteser Pressestelle
Tel. 0221 / 98 22-120 oder -125
presse@malteser.org


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