Corona-Hilfe für Menschen über 60: Prävention, Impfung und Co.

Für chronisch kranke oder immungeschwächte Menschen und Personen, die älter als 60 Jahre alt sind, birgt das Coronavirus ein besonderes Risiko. Wie ältere Menschen das Infektionsrisiko deutlich reduzieren, wie sie Symptome erkennen und was sie über Tests und Impfungen wissen sollten, erklären wir hier.

Warum sind ältere Menschen besonders gefährdet?

Die Frage, warum das Risiko eines kritischen Krankheitsverlaufs gerade bei Seniorinnen und Senioren besonders hoch ist, haben wir Dr. Rainer Löb, dem ehrenamtliche Bundesarzt der Malteser, gestellt.

Er erklärt, dass die Kraft des Immunsystems mit fortschreitendem Alter in aller Regel abnimmt: „Damit sind ältere Menschen zum Beispiel grundsätzlich anfälliger gegenüber Infektionskrankheiten. Die Fähigkeit zur (schnellen) Bildung von Abwehrkräften im Körper, wie zum Beispiel von Antikörpern, ist schwächer als bei Jüngeren. Mit steigendem Lebensalter treten auch durchschnittlich mehr chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Lungenerkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes auf. Diese können zu Organschädigungen und einer weiteren Schwächung des Körpers führen, dann ist das Risiko für eine schwere Erkrankung mit COVID-19 noch höher“, so Dr. Löb.

„Das gilt im Übrigen auch für alle Menschen mit einer Immunschwäche, unabhängig vom Lebensalter, zum Beispiel nach der Transplantation von Organen oder verschiedenen Erkrankungen“, erklärt der Bundesarzt weiter.

Das höhere Risiko eines kritischen Krankheitsverlaufs bei älteren Menschen belegen auch zahlreiche wissenschaftliche Erhebungen sowie die Statistik der Verstorbenen in Deutschland von Anbeginn der Pandemie. Bei 65 Prozent der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus sind die Gestorbenen über 80 Jahre alt, 21 Prozent zwischen 70 und 80 und 9 Prozent zwischen 60 und 70 Jahre alt gewesen. Jünger als 60 Jahre sind lediglich 5 Prozent der verstorbenen Menschen (Stand: November 2021). „Darum wurde bei den Impfungen gegen COVID-19 auch zunächst mit den über 80-Jährigen begonnen, auch mit den Auffrischimpfungen wurde bei den älteren Menschen (über 70 Jahre) gestartet“, erklärt Dr. Löb. Da inzwischen genügend Impfstoffe zur Verfügung stehen, können sich alle Menschen sowohl grundimmunisieren als auch auffrischen lassen.

Weitere Vorerkrankungen können das Risiko zudem noch erhöhen. Dazu gehören laut Dr. Löb hauptsächlich solche Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen – unter anderem eine Chemotherapie bei einer Krebserkrankung oder nach einer Organtransplantation. „Darüber hinaus alle Erkrankungen, die zu Schäden bei den lebenswichtigen Organen führen können wie Adipositas, Bluthochdruck, Lungenkrankheiten, Diabetes oder schwere Nierenerkrankungen“, so Dr. Löb weiter.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Impfung finden Sie auch auf der Seite der Bundesregierung.

Präventiv gegen die Ansteckung

Die beste Schutzmaßnahme gegen eine Infektion und den potenziell lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf ist laut Robert Koch Institut (RKI) in erster Linie die seit Ende 2020 verfügbare Impfung gegen COVID-19. Wenn möglichst viele Menschen geimpft sind, ist das Risiko für alle deutlich geringer, an COVID-19 zu erkranken. Dazu zählt auch die Nutzung der Möglichkeit einer Auffrischimpfung.

Wie Schutzimpfungen im Allgemeinen funktionieren, können Sie hier noch einmal nachlesen. Wichtig sind auch weiterhin die Beachtung der „AHA + L-Regeln“ (Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag eine Maske tragen, regelmäßig lüften). Für ältere Menschen und überhaupt alle Personen, die zu den Risikogruppen zählen, hat Dr. Löb einen zusätzlichen Ratschlag: „Wichtig ist, die chronischen Grunderkrankungen gut eingestellt zu haben und zu kontrollieren, damit es nicht zu Organschädigungen kommt, die bei einer COVID-19-Erkrankung den Verlauf negativ beeinflussen können. Daher: gehen Sie weiter zu Ihren Kontrollen zu Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin – und nehmen Sie an Vorsorgeuntersuchungen teil, auch in dieser Zeit!“

Wie funktionieren die Corona-Impfungen?

Geimpft wird durch Haus- und Betriebsärzte oder auch bei Impfaktionen und mithilfe von mobilen Impfteams. An einigen Standorten gibt es auch stationäre Impfzentren. Derzeit gibt es vier in der EU zugelassene Impfstoffe gegen COVID-19: Comirnaty® von BioNTech/Pfizer und Spikevax® von Moderna als mRNA-Impfstoffe sowie Vaxzevria® von AstraZeneca und COVID-19-Vaccine Janssen® von Johnson&Johnson. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aufgrund gehäufter Nebenwirkungen Vaxzevria ab 60 Jahren und Spikevax ab 30 Jahren zu verimpfen. Weitere Informationen zu den Impfstoffen finden Sie zum Beispiel auf der Seite infektionsschutz.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch Jüngere können die Impfstoffe von AstraZeneca und Moderna trotzdem erhalten – jedoch nur auf ausdrücklichen Wunsch hin und nach einer ärztlichen Beratung. Eine Übersicht der Impfstofftypen und weitere damit zusammenhängende Informationen gibt es auch auf der Website des Robert Koch Ínstituts (RKI)

Wie inzwischen vorhandene Daten zeigen, lässt der Impfschutz bei allen verfügbaren Impfstoffen mit der Zeit nach. Besonders bei den über 60-Jährigen ist eine Auffrischimpfung bei einer Immunisierung mit dem COVID-19-Vaccine Janssen® von Johnson&Johnson nach circa vier Wochen, bei Vaxzevria nach circa vier bis sechs Monaten und bei den mRNA-Impfstoffen nach circa sechs Monaten sinnvoll. Aktuell wird in Deutschland bei einer Grundimmunisierung mit Vaxzevria und den beiden mRNA-Impfstoffen nach sechs Monaten aufgefrischt, bei dem Impfstoff von Johnson&Johnson nach hingegen nach vier Wochen (Stand: November 2021). Dabei finden die Auffrischimpfungen immer mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe statt – Spikevax wird von der STIKO allerdings nur noch ab einem Alter von 30 Jahren empfohlen. Die jeweils aktuellen Empfehlungen finden Sie auch auf der Seite des Robert Koch Instituts (RKI).

Wer dringende Fragen zu Corona und den Impfungen hat, kann sich unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116 117 informieren oder die eigens dafür initiierte Internetseite ansteuern. Dort gibt es die Informationen auch in einfacher Sprache sowie in Gebärdensprache.

An die älteren Menschen, die noch nicht geimpft sein sollten, richtet Dr. Löb folgenden Appell: „Die wichtigste Information ist die: Gehen Sie hin. Lassen Sie sich unbedingt impfen! Sie leisten damit einen Beitrag zu Ihrer eigenen Sicherheit, aber auch zu der aller anderen. Es ist somit auch gelebte Nächstenliebe, sich impfen zu lassen. Wichtig ist: durch die Impfung können Sie NICHT an COVID-19 erkranken. Wenn Impfreaktionen auftreten wie Schwäche, Mattigkeit, Schmerzen im Impfarm oder auch Gliederschmerzen, Fieber oder Kopfschmerzen, so sind diese Zeichen einer arbeitenden Immunabwehr und nicht ungewöhnlich. Wenn Sie keine Reaktion haben, so ist dies wiederum auch kein Hinweis darauf, dass Ihr Immunsystem nicht funktioniert!“ Auch zu den Auffrischimpfungen sollten möglichst viele Menschen, besonders aber alle ab 60 Jahren, gehen, damit der Schutz lange genug anhält.

Symptome treten auf – das ist zu tun

Die Infektion mit dem SARS-CoV-2 hat ein sehr breit gefächertes Symptomspektrum. Nach der Ansteckung dauert es durchschnittlich sechs Tage, bis Symptome auftreten. Typische Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und Fieber treten bei der Mehrheit der Fälle auf. Aber auch allgemeine Schwäche, Störungen des Geruchs- oder Geschmackssinns, Halsschmerzen, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen und viele weitere Symptome gehören zu den nach einer Corona-Infektion auftretenden Krankheitszeichen.

Sollten Sie diese oder andere Symptome bei sich feststellen, können Sie sich zunächst telefonisch beim ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117), bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt, einer anderen behandelnden Ärztin beziehungsweise einem Arzt oder einer lokalen Corona-Hotline beraten lassen. „Wenn Sie Luftnot haben, rufen Sie den Rettungsdienst und weisen Sie darauf hin, dass die Symptome auf COVID-19 hindeuten könnten“, rät Dr. Löb.
Auch in dem Fall, dass wider Erwarten Symptome einer Impfreaktion auftreten sollten, die Sie nicht mit einem frei verkäuflichen Schmerzmittel oder ruhigem Abwarten bekämpfen können, rät der Experte dazu, Kontakt zu Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt und außerhalb der Dienstzeit mit dem kassenärztlichen Notdienst unter 116 117 aufzunehmen.

Besteht der Verdacht auf eine Corona-Infektion, sollte ein Test durchgeführt werden. Wie die Tests funktionieren und wer getestet wird, haben wir hier im Detail festgehalten. Das Bundesgesundheitsministerium hat für Deutschland eine nationale Teststrategie entwickelt, die ständig fortgeschrieben wird. Ob ein Test bei Ihnen durchgeführt werden sollte, besprechen Sie am besten mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt und melden sich vorher unbedingt telefonisch an. In vielen Praxen sind dafür gesonderte Infektionssprechstunden eingerichtet worden, damit keine weiteren Patientinnen und Patienten angesteckt werden.

Auch Corona-Selbsttests wurden (Stand März 2021) vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen. Damit können Bürgerinnen und Bürger daheim einen Test durchführen. Weitere und immer aktuelle Informationen zum Thema Schnelltest, können Sie auf der Website vom Bundesgesundheitsministerium nachlesen.

Corona-Hilfe der Malteser unterstützen

Wenn Sie die Arbeit der Malteser während der Corona-Pandemie und darüber hinaus unterstützen möchten, können Sie zum Beispiel hier spenden.


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