Projekt Wunschgroßeltern: Oma und Opa im Ehrenamt

Das Projekt Wunschgroßeltern bringt im Berchtesgadener Land Familien mit Seniorinnen und Senioren zusammen, die sich als Leihoma oder Leihopa engagieren. Wie das genau funktioniert und welche Vorteile das Projekt birgt, erklären wir hier.

Was ist das Projekt Wunschgroßeltern?

Das Projekt Wunschgroßeltern vermittelt basierend auf ehrenamtlicher Nachbarschaftshilfe Seniorinnen und Senioren ohne eigene, in der Nähe lebenden Enkelkinder an Familien mit Kindern, die ihrerseits wiederum keine eigenen Großeltern (in der Nähe wohnen) haben. Die ehrenamtlichen Omas und Opas treffen sich dann regelmäßig mit „ihren“ Enkelkindern – zum gemeinsamen Spielen, Basteln oder auch für Ausflüge. Das Projekt ist eine Initiative des Generationenbundes Berchtesgadener Land e.V. und der Seniorengemeinschaft Berchtesgadener Land-Süd e.V. „Bei uns in der Region gibt es wegen des Kurortes Bad Reichenhall viele zugezogene Seniorinnen und Senioren, deren Familien nicht in der Nähe wohnen“, sagt Elisabeth Lauber, die das Projekt Wunschgroßeltern leitet. „Auf der anderen Seite aber auch viele Familien, die aus beruflichen Gründen herziehen und deren Großeltern nicht hier leben. Die älteren Menschen vermissen den regelmäßigen Kontakt zu Kindern, die Kinder ihre Omas und Opas. Diese Lücke wollen wir schließen und aktiv Generationen zusammenbringen!“ Die Treffen sollen die Familien entlasten und den Austausch zwischen den Generationen fördern. „Dieser Austausch bleibt heute, wo das Konzept Mehrgenerationenhaus ja zunehmend ausstirbt, leider immer mehr auf der Strecke“, findet Elisabeth Lauber.

Wunschomas und Wunschopas: eine Bereicherung für alle

Die Wunschomas und Wunschopas treffen sich in der Regel einmal pro Woche für ein bis drei Stunden mit den Kindern. Dabei geht es nicht um eine klassische Kinderbetreuung, wie etwa Tagesmütter sie anbieten. Auch nicht um Hilfe bei der Hausarbeit oder Hausaufgaben. „Die Kinder und Seniorinnen beziehungsweise Senioren sollen einfach für ein paar Stunden eine schöne Zeit miteinander verbringen“, betont Elisabeth Lauber. „Wie das dann am Ende im Einzelfall aussieht, gestalten die Beteiligten selbst aus.“ Sie weiß: Einen älteren Menschen in die Familie zu holen, ist eine Bereicherung für alle. „Die Wunschgroßeltern bringen einen tollen Erfahrungsschatz mit, stehen den Familien mit Rat und Tat zur Seite und werden in der Regel schnell zur vertrauensvollen Bezugsperson für die Kinder. Den Seniorinnen und Senioren selbst macht der Kontakt mit Kindern Freude und gibt ihnen das Gefühl, gebraucht zu werden. Für beide Seiten ist das einfach unglaublich wertvoll, man kann viel voneinander lernen.“

Wichtig ist ein wertschätzendes Miteinander

Damit Familien und Wunschgroßeltern auch wirklich gut zusammenpassen, führt Elisabeth Lauber Vorgespräche mit allen Interessierten. „Ich vermittele niemanden anonym“, sagt sie. Im Vorgespräch lernt sie die Wunschgroßeltern oder Familien, die sich bei ihr melden, kennen. Was trauen sich die Wunschgroßeltern zu? Wie aktiv sind sie? Und was brauchen die Familien? Wird eher jemand zum Lesen und Basteln gesucht oder jemand, der aktiv ist und auch mal mit den Kindern rausgeht? „Wir klären genau die Erwartungshaltungen und dann schaue ich, wer zu wem passen könnte. Bei einem ersten Treffen zwischen den Wunschgroßeltern und der Familie bin ich dann dabei. Wenn die Chemie stimmt, kann es losgehen!“

Wer kann Wunschoma oder Wunschopa werden?

Wer sich als Wunschoma oder Wunschopa engagieren möchte, sollte geistig fit und begeisterungsfähig sein und tatkräftig zupacken können. Bewerben können sich für das Projekt sowohl Einzelpersonen als auch Paare. „Das Wichtigste ist, dass man eine gewisse Offenheit mitbringt. Für andere Menschen, aber auch dafür, andere Wege außerhalb der klassischen Familienkonstellationen zu gehen“, sagt Elisabeth Lauber. Sie selbst steht sowohl den Seniorinnen und Senioren als auch den Familien jederzeit als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Das Feedback ist bislang durchweg positiv. „Wir haben schon tolle Familien und Wunschgroßeltern zusammenbringen können“, freut sich Lauber, die immer wieder merkt, wie aktivierend die Treffen auf die Seniorinnen und Senioren wirken. „Einen festen Termin in der Woche zu haben, auf den man sich freuen kann, einfach mal rauszukommen, das tut vielen einfach gut und kann auch der Einsamkeit im Alter entgegenwirken.“

Sicherheit für alle Beteiligten

Die Arbeit mit Kindern ist ein sehr sensibler Bereich. Um die Seniorinnen und Senioren zu schützen und den Familien Sicherheit zu geben, sind die Wunschgroßeltern über das Projekt versichert (Haftpflicht- und KFZ-Versicherung). Für die Familien entstehen Kosten von fünf Euro pro Stunde – vier Euro davon gehen an die jeweiligen Wunschgroßeltern, ein Euro an den Verein. Weitere Infos zum Projekt Wunschgroßeltern und mehr zur Bewerbung als Wunschoma, Wunschopa oder Familie finden Sie unter www.wunschgrosseltern-bgl.de.

Welche ähnlichen Angebote gibt es noch?

In ganz Deutschland gibt es ähnliche Angebote, die Großeltern und Familien mit Kindern zusammenbringen. Wie etwa den Oma-Opa-Hilfsdienst in Bremen oder den Verein Großeltern stiften Zukunft e.V. in Nürnberg, der auch Lesepaten und Hausaufgabenhilfen vermittelt. Über das Portal betreut.de können Leihomas und Leihopas in ganz Deutschland gesucht werden, und auch das örtliche Jugendamt ist eine gute Anlaufstelle für Interessierte und kennt in der Regel entsprechende Angebote in der Nähe. Achten Sie darauf, dass die Vermittler sich Zeit nehmen, Sie kennenzulernen und daran interessiert sind, passende, nachhaltige Partnerschaften zwischen Familien und Leihgroßeltern aufzubauen.


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