Bühne frei! Theater spielen im Alter
Laientheater für Seniorinnen und Senioren boomen in Deutschland. Das Seniorentheater macht kulturelle Teilhabe für ältere Menschen möglich. Darüber hinaus kann Theaterspielen die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten verbessern und hilft gegen Einsamkeit.
Seniorentheater: Teilhabe im Rampenlicht
Seniorentheater boomen in Deutschland. Vor allem in größeren Städten gibt es viele Laien-Schauspielgruppen für Menschen über 60. Wir verraten Ihnen, wie Theaterspielen gerade im hohen Alter positiv auf die Gesundheit wirkt und wie Sie den Einstieg in dieses Hobby finden.
Die Bühne kennt kein Alter
Theaterspielen ist nur etwas für junge Leute? Das stimmt nicht! Denken Sie nur an Johannes Heesters, der bis zu seinem Tod mit stolzen 107 Jahren noch vor der Kamera und auf der Bühne stand. Mit 93 Jahren bekam er sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde, weil er über 250 Mal bei einem dreistündigen Stück auf der Bühne stand. Theaterspielen und Schauspielern sind Aktivitäten, die keine Altersgrenze kennen, denn es gibt für jeden Menschen die passende Rolle im richtigen Stück. Vielleicht eine Hauptrolle mit viel Text oder ein Auftritt im Hintergrund.
In den vergangenen Jahren haben sich in Deutschland sehr viele neue Theatergruppen für Amateure gegründet, in denen speziell ältere Menschen ein neues Hobby finden können. Sie tragen Namen wie „Die Herbstzeitlosen“, „Die Pfefferstreuer“ oder „Die Spätzünder“. Von klassischen über moderne Stücke bis hin zu selbst geschriebenen Werken wird alles aufgeführt. Es sind zwar nicht die großen Bühnen, auf denen die Theatergruppen spielen, doch das Publikum in den kleinen Kreisen ist oft noch viel begeisterter. Die Seniorentheatergruppen treten vor allem in Seniorenheimen und in Grundschulen auf oder in den Gemeindesälen von Kommunen und Kirchen. Beim Bund Deutscher Amateurtheater, kurz BDAT, gibt es schon seit 1996 den Arbeitskreis Senior*innentheater. Bund und Arbeitskreis haben es sich zur Aufgabe gemacht, Seniorentheater in Deutschland zu fördern und zu stärken. Es werden Mitmachkurse angeboten sowie Festivals und Fachtagungen organisiert, damit sich die verschiedenen Theatergruppen untereinander austauschen können. Denn eines wissen alle: Theaterspielen hat nicht nur eine, sondern viele positive Wirkungen auf ältere Menschen.
Theaterspielen hält körperlich und geistig fit
Auf der Bühne stehen ist nicht nur eine körperliche Aktivität, sondern trainiert auch Ihre geistigen Fähigkeiten. Sie müssen Text lernen und sich überlegen, wie Sie Ihre Figur darstellen möchten. Wenn Sie in eine Rolle hineinschlüpfen, dann denken und fühlen Sie sich in eine andere Person hinein. Für die Interpretation der Rolle machen Sie sich Gedanken darüber, wie diese Figur denkt, spricht und sich bewegt. Das fördert Ihre Kreativität und stärkt Ihre Empathie. Vielleicht denken Sie: Das ist viel zu anspruchsvoll für mich! Haben Sie keine Scheu: In den Laien-Schauspielgruppen lautete das Motto: Jede und jeder kann spielen.
Wichtig ist, dass Sie Ihren Fokus nicht darauf richten, was Sie nicht können, sondern auf das, was Sie können. Alles andere lernen sie dazu, denn Theaterspielen fördert das Lernen und das tun wir ein Leben lang. Die kognitiven Fähigkeiten werden beim Theaterspielen gestärkt, ebenso wie beim Singen. Das hilft auch Menschen mit Demenz. Darüber hinaus stärkt es Ihr Selbstbewusstsein, denn Sie werden sicherlich immer wieder Erfolgserlebnisse haben und erfahren Wertschätzung durch die Gruppe und das Publikum. Generell machen Sie neue Erfahrungen, lernen Menschen kennen und können Ihre eigenen Lebenserfahrungen mit in das Theater einbringen.
Theaterbesuch mit Begleitung
Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal im Theater? Wer nicht gut zu Fuß unterwegs ist, kommt weniger raus und kann am Kulturleben nur schwer oder gar nicht teilnehmen. Vor allem ältere Menschen sind davon betroffen. Dagegen gibt es Angebote, die darauf abzielen, ältere Menschen zu Kulturveranstaltungen zu begleiten. Beim Kulturbegleitdienst der Malteser ermöglichen Ehrenamtliche Ihnen ein schönes Erlebnis. Sie werden von zu Hause abgeholt und ins Theater, die Oper, ins Museum oder ins Kino begleitet. Sie genießen Kultur, können sich sicher fühlen und lernen anderen Menschen kennen. Und wer weiß? Vielleicht bekommen Sie dabei Lust, selbst mal auf der Bühne zu stehen.
Theater hilft gegen Einsamkeit
Im Theater sind sie selten allein, denn ein Stück wird nur gut, wenn alle im Team zusammenarbeiten. So fördert Theater die soziale Teilhabe und lässt Menschen sich weniger einsam fühlen. Übrigens müssen Sie beim Seniorentheater nicht unbedingt auf der Bühne stehen. Falls die Schauspielerei nichts für Sie sein sollte, dann schauen Sie sich doch einmal hinter der Bühne um. Dort warten noch viele andere spannende Aufgaben auf Sie. Wie wäre es mit der Regie für das Stück? Oder vielleicht haben Sie Spaß daran, Kostüme zu nähen, ein Bühnenbild zu gestalten oder sogar ein Stück selbst zu schreiben? Apropos selbst schreiben: Die Einsamkeit wird in Theaterstücken oft thematisiert, schließlich widmet sich die Kunst häufig gesellschaftlichen Themen und Einsamkeit ist eines davon. Beim Seniorentheater werden nicht selten selbst geschriebene Stücke aufgeführt. Darin spiegeln sich die Erfahrungen, Gedanken und Gefühle der älteren Generationen wider. Auf diese Weise schafft es das Seniorentheater, ältere Menschen wieder mehr in das öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Mitspielen in Theatergruppen für Über-60-Jährige
Ihr Interesse fürs Theaterspielen ist geweckt? Eine Liste der Amateurtheatergruppen für Seniorinnen und Senioren finden Sie auf der Webseite beim Bund Deutscher Amateur Theater. Unter dem Punkt „Senior*innentheatergruppen in Deutschland“ finden Sie die Adressen nach Bundesländern geordnet. Darüber hinaus bieten die örtlichen Volkshochschulen Kurse und Workshops an, die über mehrere Wochen bis Monate dauern oder Ihnen die Möglichkeit bieten, an einem Wochenende in die Schauspielerei hineinzuschnuppern. In der Regel sind die Kurse für alle Altersklassen geöffnet, zum Teil gibt es auch an den Volkshochschulen spezielle Kurse für ältere Menschen. Und dann heißt es: Bühne frei!