Waldbaden: Wie sich „Shinrin Yoku“ auf Körper und Geist auswirkt

Unter den Dingen, die Japaner und Deutsche gemein haben, ist die Affinität zu ihren Wäldern. Der Aufenthalt unter Bäumen wirkt sich unter anderem auf unsere Stimmung und den Blutdruck positiv aus. Wie Sie davon profitieren und was hinter dem Waldbaden steckt, erfahren Sie hier.

Shinrin Yoku: Eine japanische Tradition

Auch wenn das Entspannen im Wald sicher seit Hunderten, wenn nicht gar Tausenden Jahren praktiziert wird, ist Shinrin Yoku, also das „Baden im Wald“, noch vergleichsweise jung. Die japanische Tradition wurde 1982 ins Leben gerufen und gehört dort zur staatlich geförderten Gesundheitsvorsorge.

Für viele Japanerinnen und Japaner ist der Wald ein ganz besonderer Ort. Und der Glaube an Baumgeister, Naturgötter und die Heiligkeit von Bäumen hat sich unabhängig voneinander an vielen Orten der Welt verbreitet. Dass sich der Wald auf unseren Körper und unseren Geist heilend auswirken kann, ist durch Studien belegt: Die positiven Effekte auf unser Immunsystem werden beispielsweise in dieser Studie des „Department of Hygiene and Public Health“ der Nippon Medical School erläutert. Naturreize wie Vogel-Gezwitscher, das Rauschen eines Bachs oder allein der Anblick eines Waldes senken den Blutdruck nachweislich. Konkret lässt sich zusammenfassen, dass, wenn Sie mindestens 15 Minuten im Wald spazieren gehen, Blutdruck, Stressempfinden und Herzfrequenz gesenkt werden, was wiederum Stresshormonen im Blut vorbeugt.

Der Begriff beschreibt das Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes und das bewusste Erleben der Natur. Hierzulande werden mittlerweile vermehrt Kurse angeboten. Doch natürlich können Sie das Waldbaden – mit oder ohne Atem- und Achtsamkeitsübungen – auch allein oder bei einem Spaziergang mit einer bekannten Person oder Ihrem Vierbeiner durchführen.

Wie funktioniert das Waldbaden?

Waldbaden läuft ohne feste Agenda, einheitlich definierte Regeln oder mithilfe offizieller Anleitungen ab. Dennoch gibt es einige Tipps, die Ihnen (gerade, wenn Sie erst damit anfangen) helfen können, das Bad im Grünen noch intensiver zu genießen.

  • Wichtig ist, dass Sie Ihre Umgebung ganz bewusst wahrnehmen: Gerüche, Geräusche und das einzigartige Klima des Waldes.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Sollten Sie nur ein kleines Zeitfenster, vielleicht eine halbe Stunde, für Ihr Waldbad zur Verfügung haben, hetzen Sie sich nicht und halten Sie inne, wenn Sie sich danach fühlen. Hektik ist dem Effekt des Waldbadens abträglich.
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie sich physisch so gut wie möglich fühlen. Das heißt, dass Sie ausreichend hydriert und ausgeschlafen Ihr Shinrin Yoku beginnen sollten. Das ist ein guter Ausgangspunkt.

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Achtsamkeitsübungen für die Waldtherapie

Wer lediglich etwas Kraft sammeln und die Natur genießen möchte, kann das mit einem einfachen Waldspaziergang wunderbar erreichen – diese Form des Waldbadens ist vielleicht schon seit langer Zeit Teil Ihrer Freizeitgestaltung. Den therapeutischen Effekt verstärken Sie mit einfachen Atem- und Achtsamkeitsübungen. Diese können ganz unterschiedlich aussehen: Eine simple Achtsamkeitsübung ist das „Stille Sitzen“, bei der Sie sich an einem für Sie angenehmen, ruhigen Ort aufrecht hinsetzen, Ihren Blick geradeaus richten und auf Ihre Atmung achten.

Wenn Sie hingegen in Bewegung bleiben möchten, wird ein langsamer Spaziergang, bei dem Sie Ihre Hände zum Beispiel auf Ihren Bauch oder den Rücken ablegen und jeden einzelnen Schritt ganz bewusst wahrnehmen, zu einer echten „Gehmeditation“. Halten Sie innerlich Eindrücke fest – wie Fotografien, die sich bei Bedarf immer wieder hervorholen und genießen können.

Warum ist Waldbaden für Ältere geeignet?

An Shinrin Yoku kann prinzipiell jeder seine Freude haben. Seniorinnen und Senioren profitieren allerdings in besonderem Maße davon. Das menschliche Gehirn ist während seiner gesamten Lebensdauer entwicklungsfähig und neue, positive Erfahrungen und Wahrnehmungen, die Sie zum Beispiel im Wald sammeln können, unterstützen die mentale Fitness. Die Bewegung und die frische Luft wirken positiv auf Ihre Physis und es ist (vor allem für Stadtmenschen) äußerst wohltuend, auch mal unebene Wege zu beschreiten. Das kann übrigens dem im Innenohr entstehenden Schwindel vorbeugen.

Auch für Menschen, die sich einsam fühlen und Kontakt mit anderen suchen, ist das Waldbaden eine großartige Freizeitbeschäftigung. Das Zusammensein, ob in einvernehmlichem Schweigen oder im Gespräch, fällt im Grün des Waldes anregender und positiver aus als in einer Wohnung. Wir raten dazu, sich regelmäßig Zeit für das Waldbaden zu nehmen – vielleicht zweimal im Monat oder, wenn Sie es einrichten können, noch häufiger.


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