Hunger in Deutschland: Ernährungsarmut trifft auch junge Menschen

Hunger und Mangelernährung gibt es nicht nur in Krisenregionen. Auch in Deutschland sind viele Menschen von Ernährungsarmut betroffen. Wie es dazu kommt und was du tun kannst, um zu helfen, erörtern wir hier.

Darum geht’s:


Hunger – auch in Deutschland ein Problem

In vielen Regionen der Welt hungern Menschen – zum Beispiel in Afrika oder Haiti. Doch auch in Deutschland kennen Menschen Hunger und insbesondere Ernährungsarmut. Das bedeutet, dass ihnen nicht genug finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um sich ausreichen und vor allem gesund zu ernähren. Häufig trifft es Geflüchtete, armutsgefährdete Haushalte mit geringem Einkommen und Menschen, die staatliche Leistungen wie Bürgergeld beziehen, darunter auch viele junge Menschen. Aber auch zahlreiche Rentnerinnen und Rentner sowie Alleinerziehende und natürlich Wohnungs- und Obdachlose kennen Ernährungsarmut und den damit oft einhergehenden Hunger.

Ein Grund für die Ernährungsarmut in Deutschland sind die Preise für Lebensmittel: Unter anderem durch die Inflation und höhere Energiepreise sind diese zuletzt deutlich gestiegen – allein zwischen Februar 2022 und Februar 2023 um knapp 22 Prozent. Die Preise für Gemüse haben sich laut Verbraucherpreisindex seit dem Jahr 2020 sogar um rund 41,8 Prozent erhöht.

Ernährungsarmut betrifft auch viele Kinder

Wie viele Menschen in Deutschland unter Ernährungsarmut leiden, dazu gibt es wenig konkrete Zahlen. Ernährungsforscher Prof. Dr. Jakob Linseisen, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE), sagt in einem Interview mit dem ZDF, dass Schätzungen zufolge drei Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, also 3,5 Prozent der Bevölkerung. Darunter sind auch viele Kinder. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Jeden Tag eine warme Mahlzeit – das ist für diese Kinder nicht selbstverständlich.

Vorbild Schweden

Eine Studie der Universität Lund in Schweden kam zu dem Ergebnis, dass kostenloses Schulessen Kinder langfristig gesünder macht und sogar ihr späteres Einkommen erhöhen kann. In Schweden ist das Essen an Schulen schon seit vielen Jahrzehnten kostenlos. In Deutschland müssen Kinder für Schulessen in der Regel bezahlen.

Folgen der Ernährungsarmut in Deutschland

Ernährungsarmut kann zu gesundheitlicher und sozialer Benachteiligung führen:

  • Sie fördert Hunger, wenn nicht genug Lebensmittel gekauft werden können.
     
  • Sie kann Übergewicht begünstigen, weil verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte oft billiger sind als frische Lebensmittel. Diese Gerichte sättigen, aber sie enthalten kaum wertvolle Nährstoffe und dafür viel Zucker, Fett und Kalorien.
     
  • Eine schlechte Ernährung kann sich ungünstig auf die Gesundheit von Kindern auswirken. Diese brauchen gesunde Lebensmittel für ihre körperliche und geistige Entwicklung und ein gut funktionierendes Immunsystem.
     
  • Ernährungsarmut grenzt sozial aus. Jemanden mal zu sich nach Hause zum Essen einladen oder gar mit Freunden essen gehen – das ist meist nicht möglich. Und fehlende soziale Kontakte können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Das hat zuletzt erst eindrücklich die Corona-Pandemie gezeigt.

Ohne die Tafeln geht es nicht

Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Deutschland, die nicht genug zu essen haben, sind die Tafeln, die kostenlos Lebensmittel verteilen. Gerade zum Monatsende wird das Geld bei vielen knapp. Ohne die Lebensmittelspenden der Tafeln müssten viele Menschen dann hungern. Auch die Malteser tragen mit Tafeln in ganz Deutschland zur Versorgung bedürftiger Menschen bei. Zum Teil gibt es zusätzliche Spezialangebote:

  • Die Malteser im bayerischen Trostberg betreiben eine Frühstücks-Tafel für Schulkinder zwischen sechs und zehn Jahren.
     
  • Die Malteser Köln setzen sich mit dem sozialen Projekt „Satt & schlau“ für Grundschulkinder aus sozial schwierigeren Verhältnissen ein. In der Nachmittagsbetreuung gibt es ein gemeinsames warmes Mittagessen sowie Hausaufgaben- und Lernhilfe.
     
  • Die Malteser Paderborn unterstützen mit dem Projekt „Mahlzeitenhilfe“ die Tafel in Paderborn. Tiefgekühltes Essen vom Malteser Menüservice Paderborn wird an die Tafel geliefert und dort an die Kundinnen und Kunden der Tafel verteilt.

Ansturm auf die Tafeln

Die Tafeln in Deutschland verzeichnen seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine und auch bedingt durch die Pandemie und Inflation immer mehr Bedürftige, die das Angebot wahrnehmen möchten. Rund 61 Prozent der Tafeln verzeichnen einen Zuwachs ihrer Gästezahl um bis zu 50 Prozent. Manche Tafeln mussten leider einen Aufnahmestopp verhängen.

Die Politik ist gefordert

Wie kann der Ernährungsarmut und dem Hunger in Deutschland begegnet werden? Fachleute sehen vor allem die Politik in Zugzwang und fordern unter anderem eine Erhöhung der Regelsätze bei Bürgergeld & Co. sowie kostenlose Schulessen für Kinder. Auch die Gesellschaft sehen sie in der Verantwortung: Ein Teil der Gesellschaft erkenne Ernährungsarmut nicht als Problem an, das sich politisch lösen lässt, sondern schiebt die Schuld den Betroffenen zu, hieß es auf dem 7. BZfE-Forum „Ernährungsarmut in Deutschland – sehen, verstehen, begegnen“ 2023 vom Bundeszentrum für Ernährung in Berlin.

Dein Beitrag zählt

Du möchtest dich im Kampf gegen die Ernährungsarmut und den Hunger in Deutschland engagieren? Viele Angebote wie die Tafeln sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Auch mit einer Spende an die Malteser Nothilfe leistest du einen wichtigen Beitrag.


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