Nach dem Erdbeben in Haiti: Der Karibikstaat braucht Hilfe

Naturkatastrophen, eine Ernährungskrise, die Corona-Pandemie: Das bitterarme Haiti ist immer wieder von schwersten Krisen und Verwüstungen betroffen. Im August 2021 wütete erneut ein schweres Erdbeben in dem gebeutelten Karibikstaat. Hilfe ist weiterhin dringend notwendig.

Darum geht’s:


Was ist in Haiti passiert?

Am 14. August kam es in Haiti zu einem schweren Erdbeben, das 2200 Menschen das Leben kostete, 12.000 verletzte und 10.000 obdachlos machte. Das Beben der Stärke 7,2 zerstörte in gravierendem Ausmaß die Infrastruktur des ohnehin schon ärmsten Landes Amerikas: Zahllose Häuser, Gesundheitsstationen, Schulen, Märkte, Straßen und die Wasserversorgung sind betroffen. Tropensturm Grace, der nur wenige Tage später über das Land hereinbrach, verursachte zusätzlichen Schaden. Schon vor dem Beben litten viele Menschen Hunger – die Lage hat sich jetzt noch einmal dramatisch verschlechtert. Laut den Vereinten Nationen sind durch die aktuelle Situation etwa 980.000 Haitianerinnen und Haitianer von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Diese Menschen brauchen Hilfe.

Wie helfen die Malteser jetzt aktuell?

Die Hilfe der Malteser konzentriert sich im Moment auf den besonders betroffenen Südwesten des Landes im Department Nippes. Malteser International arbeitet dabei mit lokalen Hilfsorganisationen zusammen. Mit den Spenden versorgen die Malteser Menschen mit Medikamenten und Notunterkünften. Besonders Bedürftige wie Ältere, Schwangere oder alleinerziehende Mütter bekommen auch Bargeld als Soforthilfe. Mit Unterstützung der Malteser werden fünf zerstörte Schulen mit 1500 Kindern bald den Lehrbetrieb wieder aufnehmen können. Durch Reparaturen am Leitungssystem sollen insgesamt 40.000 Menschen wieder mit Trinkwasser versorgt werden. Drei Kliniken, die mit Medikamenten und Hilfsmitteln beliefert werden, versorgen mehr als 20.000 Menschen in der Region.

Wie erleben die Malteser die Situation vor Ort?

Mehr als 500.000 Menschen sind allein in dem von der jüngsten Katastrophe betroffenen Gebiet auf Hilfe angewiesen. „Doch hinter diesen Zahlen stehen Geschichten, die uns beim Verteilen der Hilfsgüter sehr berührt haben“, erzählt Yolette Etienne, Projektkoordinatorin von Malteser International in Haiti. „Ich bin zum Beispiel einem 12-jährigen Mädchen begegnet, das sich bei dem Erdbeben beide Schultern gebrochen hat. Sie hatte unfassbare Schmerzen. Ihre Familie hatte ihr Zuhause verloren, das Kind wurde ärztlich versorgt. Mit dem Geld, das wir der Mutter für die Familie gaben, ist die Familie für die kommenden Wochen versorgt. Und dem Krankenhaus konnten wir mit Medikamenten und Verbrauchsmaterial weiterhelfen. Es sind diese Erfolge, die uns bei unserer Arbeit antreiben und uns nicht vergessen lassen.“

Warum trifft die aktuelle Katastrophe Haiti besonders hart?

Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Doppelkontinents. Etwa 60 Prozent der Menschen leben unter der Armutsgrenze. Immer wieder erschütterten Naturkatastrophen den Karibikstaat. Besonders dramatische Folgen hatte das Erdbeben 2010: Das schwerste Beben in der Geschichte Nord- und Südamerikas und das weltweit verheerendste Beben des 21. Jahrhunderts hinterließ eine Schneise der Verwüstung und forderte hunderttausende Menschenleben. 1,8 Millionen Menschen wurden obdachlos. Eine anschließende Cholera-Epidemie verschärfte die Lage weiter. Seit dem Erdbeben von 2010 sind die Malteser International vor Ort und helfen den Menschen.

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Nur sechs Jahre später wurde Haiti von Hurrikan Matthew heimgesucht; er richtete in der Nacht zum 4. Oktober 2016 schwerste Verwüstungen an – erneut wurden Ernten und Existenzen vernichtet, hunderte Menschen starben, tausende Behausungen wurden zerstört. Das Land und die Menschen konnten sich kaum von diesen schweren Katastrophen erholen. Zahlreiche Männer, Frauen und Kinder litten unter Hunger – und sie tun das aktuell wieder. Nahrungs- und Wassermangel bleiben die größten Probleme in den ländlichen Regionen Haitis. Selbst die Bäuerinnen und Bauern haben oft selbst nicht genug zu essen.

Was haben die Malteser in den vergangenen Jahren unternommen?

Seit 2010 ist Malteser International als eine von wenigen Hilfsorganisationen dauerhaft mit vielfältigen Hilfsmaßnahmen in Haiti im Einsatz: Sie unterstützten Aufräumarbeiten, stellten Materialien für die Reinigung der Straßen und Kanäle bereit, verteilten dringend benötigte Hygiene-Kits, initiieren Gesundheitsaufklärungskampagnen, unterstützten Fischer in Belle Anse und renaturieren Mangroven in Nippes. Im Kampf gegen die Hungersnot initiierte Malteser International im Department Nippes für die lokalen Farmer Hilfs- und Ausbildungsprogramme. Sie liefern den Bäuerinnen und Bauern unter anderem die Samen, um Mais, Bohnen, Süßkartoffeln, Maniok, Spinat, Tomaten oder Auberginen anzubauen. Außerdem werden Demo-und Haushaltsgärten angelegt, um den Menschen zu zeigen, wie sie gute Ernteerträge erzielen können.

Wie ist die politische Lage in Haiti?

Neben den Naturkatastrophen und der Covid-Pandemie leidet der kleine Staat auch unter politischer Instabilität und ausufernder Gewalt: Im Juli wurde Präsident Jovenel Moïse, der seit 2016 das Land regierte und dem Korruption vorgeworfen wurde, in seinem Haus ermordet. Seither regiert Interims-Premierminister Claude Joseph. Die politischen Unruhen verschärfen die Lage für die Ärmsten des Landes und führen zu einer verstärkten Migration. Vermehrt versuchen Menschen aus Haiti in den USA Asyl zu beantragen. Doch im September, im Monat nach dem Beben, schoben die USA tausende von ihnen in ihr Heimatland ab. Die Mehrheit: Frauen und Kinder. Der US-Sonderbeauftragte Daniel Foote nannte dies „unmenschlich“ und trat aus Protest von seinem Posten zurück.

Wie ist die Situation in den Slums?

645 Ziegen, 150 Hühner und 1000 Kleingärten – so sieht in konkreten Zahlen die Hilfe aus, die Malteser International Americas in den vergangenen Jahren in Cité Soleil leistete, dem berüchtigten Stadtteil von Port-au-Prince, einem der größten Slums der Welt. Hier leben 250.000 Menschen, zwei Drittel davon leiden immer wieder unter Hunger. Das Durchschnittseinkommen liegt bei zwei Dollar am Tag, die größten Probleme heißen: explodierende Banden-Kriminalität, Nahrungs- und Wassermangel und katastrophale hygienische Bedingungen. Mit Unterstützung von lokalen NGOs und Geistlichen leisteten die Malteser hier Hilfe, legten private und kommunale Gärten an, in denen Gemüse und Obst angebaut werden konnten. Yolette Etienne sieht die wuchernde Kriminalität mit immer mehr Morden und Entführungen als das größte Problem in Cité Soleil. So wurden 2020 innerhalb von nur drei Monaten 152 Morddelikte und mehr als 1000 Kidnappings in der Hauptstadt registriert. Etienne nennte die Situation einen „Albtraum“ und sagt: „Wir müssen gerade jetzt Mut und Solidarität zeigen. Es ist unsere Verantwortung, dabei zu helfen, gemeinsam mit unseren haitianischen Partnern dazu beizutragen, dass die Sicherheit der Menschen hier endlich verbessert wird.“ Und: Dieselben Probleme gibt es in vielen Slums in dem kleinen Staat.

So kannst du helfen

„Das kleine Haiti wurde in den vergangenen Jahren immer wieder schwer getroffen und kämpft mit multiplen Krisen“, sagt Carla Wehmeier von Malteser International, „leider geriet das Schicksal der Menschen dennoch immer wieder unglaublich schnell in Vergessenheit. Das darf nicht wieder passieren. Die Bevölkerung Haitis braucht jetzt unsere Solidarität und Unterstützung.“
Möchtest du einen Teil dazu beitragen, dann spende jetzt an die Malteser International.


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