Before I Die Walls: Wovon träumst du, bevor du stirbst?

Was möchtest du unbedingt noch erleben, bevor du stirbst? „Before I Die Walls“ ermutigen uns, genau dieser Frage nachzugehen. YouTuber Robin Blase hat eine dieser Wände für uns in Magdeburg besucht und junge Menschen zu ihren Träumen und Lebenszielen befragt.

Darum geht's


Before I Die Walls sollen das Thema Tod enttabuisieren

„Bevor ich sterbe, möchte ich …“ Wie würdest du diesen Satz vervollständigen? Vielleicht möchtest du noch eine Familie gründen, die Welt bereisen, Menschen helfen, ein Unternehmen aufbauen oder gar ins All fliegen? Before I Die Walls sollen dazu anregen, sich genau darüber Gedanken zu machen. Denn der Tod wird in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert. Mit diesen Walls – die ihren Ursprung in den USA haben – sollen die Themen Sterben, Tod und Trauer zugänglicher gemacht werden. Die Idee zu diesem Projekt hatte die amerikanische Künstlerin Candy Chang. Als 2011 eine enge Bezugsperson von ihr unerwartet starb, kreierte sie in ihrer Trauer an der Außenwand eines verlassenen Hauses in New Orleans die weltweit erste Before I Die Wall. 

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

„Before I die, I want to...“ schrieb sie in großen Buchstaben an die Hauswand – und unzählige Menschen vervollständigten in den nächsten Tagen diesen Satz. Ihre Mission war geglückt: Sie hatte zum Nachdenken angeregt, die Menschen hatten sich mit ihrem Tod auseinandergesetzt. Inzwischen gibt es mehr als 5.000 solcher Wände in 78 Ländern und 35 Sprachen. Und eine davon steht in Magdeburg und wird von den Maltesern vor Ort betreut.

Die Story hinter den Before I Die Walls

Alle Hintergründe zum Projekt und viele weitere Walls weltweit, findest du unter beforeidieproject.com
 

Die Before I Die Wall in Magdeburg

Gemeinsam mit YouTuber Robin Blase (alias „Rob Bubble“) haben sich junge Erwachsene, Ehrenamtliche sowie Mitarbeitende des ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes der Malteser Magdeburg die Aktion genauer angeschaut. Robin ist 29 Jahre alt und musste sich wie einige junge Menschen in seinem Leben bislang wenig mit dem Thema Tod auseinandersetzen. „Erst als meine Tochter geboren wurde, habe ich angefangen, mir Gedanken über meine eigene Sterblichkeit zu machen“, sagt er. Die Idee hinter der Wall findet er deshalb toll: „Sie lenkt Aufmerksamkeit auf ein Tabu-Thema.“ Die Before I Die Wall in Magdeburg ist Teil des Bundesprojekts „Junge Menschen in der Sterbe- und Trauerbegleitung“, Das Projekt, das die Malteser zusammen mit dem Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband e.V., der Universität Graz und mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) initiierten, will junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren für die Themen Trauer, Tod und Sterben sensibilisieren. „Wir wollen zeigen, dass es okay ist, über den Tod zu sprechen und über ihn nachzudenken. Er gehört zum Leben dazu“, sagt Juana. Die 29-Jährige arbeitet als Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst der Malteser in Magdeburg und begleitet seit 2019 einen Teil des Bundesprojektes. Juana freut sich über die tolle Resonanz auf die Before I Die Wall in Magdeburg, die ein Ehrenamtlicher der Hospizarbeit in Magdeburg unter Anleitung des Projekt-Teams nachgebaut hat. Jeden Tag wird die Wall aufs Neue mit Wünschen und Träumen beschrieben. „Bevor ich sterbe, möchte ich Enkel haben“, steht dort etwa. „Einen Heilbutt fangen“, „In der Elbe schwimmen“, „Noch einmal Mama werden“, „Frei sein“. Die Wand bringt in uns Dinge in Gang. Was will ich noch erreichen, was ist mir wirklich wichtig? Wie stelle ich mir mein Lebensende vor?

Dein Wegweiser fürs Ehrenamt in der Sterbe- und Trauerbegleitung

Du möchtest mit dafür sorgen, dass das Thema Sterben nicht mehr totgeschwiegen wird? Du willst dich im Bereich Hospizarbeit oder Trauerbegleitung engagieren, weißt aber nicht, wo? Eine Übersicht über viele Hospizdienste und palliative Einrichtungen in ganz Deutschland, findest du unter wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de.

Der Tod ist nicht nur traurig

Die Aktion zeigt auch, dass das Thema Tod nicht immer nur traurig sein muss, sondern durchaus auch schöne Seiten hat und inspirieren sein kann. Viele, die an die Wand schreiben, tun das mit einem Lächeln. „Leider kommt das Thema Tod in unserer Gesellschaft immer noch viel zu kurz“, sagt ein junger Mann, der an die Wall ebenfalls schrieb, was er vor seinem Tod noch erleben möchte. Dabei wünschen sich mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland eine intensivere Auseinandersetzung damit, so das Ergebnis einer Bevölkerungsumfrage des Deutschen Hospiz- und Palliativ Verbands e.V. zum Thema „Tod und Sterben“. Einige haben hierbei schon einen Weg gefunden, dem Thema zu begegnen und engagieren sich wie Henrike, die ehrenamtlich als Hospiz- und Trauerbegleiterin arbeitet, in diesem Bereich. Möglichkeiten dazu gibt es viele: Du kannst zum Beispiel in der Trauerbegleitung für Kinder oder Erwachsene arbeiten, dich im Familienhospizdienst, in ambulanten Hospizdiensten oder stationären Hospizen einbringen.

Engagement bei den Maltesern

Auch die Malteser bieten für junge Menschen viele Ansatzpunkte für ein ehrenamtliches Engagement in der Trauer- und Sterbebegleitung. Mehr dazu findest du auf der Seite „Junge Menschen in Begleitung“, aktuelle Infos gibt es zudem immer auf dem Instagram-Kanal der Malteser Hospizarbeit. Überhaupt sind die Malteser das ganze Jahr über auf der Suche nach engagierten Ehrenamtlichen. Hier findest du alle Infos: www.malteser.de/ehrenamtlich-helfen.

Wie junge Menschen Tod und Trauer begegnen

Before I Die Walls können womöglich einen kleinen Beitrag leisten, um die Themen, Sterben Tod und Trauer stärker in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. Besonders spannend ist hierbei der Blick auf den zukünftigen Umgang mit diesen Themen. Wie nähern sich junge Menschen, die noch auf ein langes Leben hoffen dürfen, dem Tod? Ist die Auseinandersetzung mit dem Sterben Teil ihrer Lebenswirklichkeit? Und falls ja: In welchem Ausmaß? 
Diesen und weiteren Fragen ist eine repräsentative Umfrage des Befragungsinstituts YouGov auf den Grund gegangen, die im Auftrag der Malteser, in Kooperation mit dem Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband e.V. (DHPV), der Universität Graz und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) durchgeführt wurde. 

Die befragten Personen, die alle zwischen 16 und 30 Jahre alt waren, lieferten eindeutige Ergebnisse: Der größte Teil musste sich schon mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen: 64 Prozent von ihnen gaben an, bereits einen oder mehrere in ihrem Leben wichtige Menschen verloren zu haben. Lediglich 27 Prozent mussten bis dato noch keine derartigen Erfahrungen machen. Neun Prozent machten keine Angabe dazu. 
Wirklich überraschend ist der Umstand, dass jeder dritte Befragte angab, häufig über das Thema nachzudenken. Sie haben auch mehrheitlich den Eindruck, dass in der Gesellschaft eher zu wenig über Sterben, Tod und Trauer geredet wird als zu viel.

Trotz eigener Erfahrungen mit dem Thema, wissen der Umfrage zufolge viele junge Menschen aber noch wenig über die Hospizarbeit. 40 Prozent von ihnen hatten bislang noch nicht von der ehrenamtlichen ambulanten Hospizarbeit gehört. Nur fast jeder Fünfte kennt auch tatsächlich die Angebote. Das führt aber nicht zu einer mangelnden Bereitschaft sich zu engagieren, denn fast die Hälfte der Befragten gab an, sich grundsätzlich vorstellen zu können, selbst ehrenamtlich Zeit für Schwerkranke, Sterbende oder Trauernde aufzuwenden. Davon sind ein paar auch schon ehrenamtlich in der Hospiz- und Trauerarbeit aktiv, elf Prozent können sich dies auf jeden Fall vorstellen und fast jeder Dritte kann sich ein Engagement vielleicht vorstellen oder spielt mit dem Gedanken, sich noch nicht jetzt, sondern vielleicht später zu engagieren. Alle Ergebnisse der Umfrage gibt es hier.

Hier bekommst du Hilfe, wenn du selbst trauerst

Die Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Tod ist das eine. Aber was, wenn dann doch jemand stirbt, der dir sehr am Herzen lag? Trauer kann einen ganz schön aus der Bahn werfen. Wichtig ist: Wenn du einen geliebten Menschen verlierst, musst du nicht allein damit fertig werden. Es gibt in ganz Deutschland verschiedene Angebote, die dich in so einer schweren Zeit unterstützen. In Trauergruppen oder Trauercafés zum Beispiel, bekommst du Unterstützung von anderen, die Ähnliches erlebt haben. Hier findest du eine Übersicht über verschiedene Hilfsangebote im Trauerfall

Online trauern

Auch verschiedene Online-Angebote begleiten dich im Trauerfall. Gerade zu Corona-Zeiten sind sie wichtiger denn je. Eine Trauerbegleitung per E-Mail für Jugendliche und junge Erwachsene und viele wertvolle Informationen zum Thema Trauer bietet etwa „Schreiben als Brücke“. Auch „Die Muschel“ aus Lübeck, die „Da Sein Onlineberatung für junge Menschen“ aus Oldenburg oder der „Doch etwas bleibt“-Trauerchatroom aus Bergheim fangen dich im Trauerfall auf.

Etwas, das in der Trauer eventuell hilft, ist zu wissen, dass die Verstorbenen ein erfülltes Leben hatten und möglichst viele ihrer Wünsche auch ausleben konnten. Es wäre deshalb doch schön, wenn es Before I Die Walls häufiger in Deutschland geben würde, damit sich so viele Menschen wie möglich mit ihren Träumen auseinandersetzen und sie nicht mehr aufschieben, sondern anfangen, sie umzusetzen. Wenn auch du die Themen Tod und Trauer aus dem Tabu holen möchtest und hierzu eine eigene Before I die Wall in deiner Stadt errichten willst, findest du hier eine Anleitung. 

Falls du die Arbeit der Malteser und insbesondere die Hospiz,- Palliativ- und Trauerarbeit unterstützen möchtest, kannst du das natürlich auch mit einer Spende tun.


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