Trauerberatung per Mail: Via.

Wenn Menschen aus dem Freundes- oder Familienkreis sterben, sind Hinterbliebene oft überfordert und wissen nicht, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Das Projekt „Via. Trauer neu denken.“ bietet hier Unterstützung an. Online per Mail – kurzfristig oder über einen längeren Zeitraum – können Ratsuchende mit qualifizierten Trauerbegleiterinnen oder Trauerbegleitern über Ihr Trauererleben, ihre Gedanken, Ängste und Sorgen schreiben. Wir beantworten gemeinsam mit Iris Zinkand (34), die Via. als Koordinatorin unterstützt, die wichtigsten Fragen rund um dieses wichtige Beratungsangebot der Malteser.

Darum geht's:


Was ist die Online-Beratung „Via. Trauer neu denken.“?

„'Via. Trauer neu denken.' entstand 2019 und ist unter anderem eine webbasierte, rein schriftliche Online-Beratung der Malteser für Trauernde“, erklärt Iris, die als Koordinatorin bei Via. für die Region Bayern arbeitet.

„Wir unterstützen Menschen in ihrem Trauerprozess. Wir beraten per Mail persönlich und individuell und informieren auf unserer Website über Trauer.”

Wie genau funktioniert die Online-Beratung?

„Wir sind eine Mail-Beratungsstelle. Mit diesem Onlineangebot wollen wir trauernde Menschen individuell unterstützen, ohne dass sie dafür das Haus verlassen müssen“, sagt Iris. Ratsuchende können die Plattform rund um die Uhr nutzen und sich an „Via. Trauer neu denken.“ wenden. Dazu müssen sich die Ratsuchenden auf der geschützten Plattform zunächst anmelden. „Die Nachrichten gehen bei uns ein, eine qualifizierte, ehrenamtliche Online-Trauerbegleiterin oder ein Trauerbegleiter meldet sich innerhalb von 48 Stunden “, erzählt Iris. Aus diesem ersten Kontakt kann eine längere schriftbasierte Begleitung entstehen oder auch nur eine kurze Beratung: „Das ist sehr unterschiedlich und richtet sich ganz nach den Bedürfnissen der Ratsuchenden. Manche Menschen schreiben uns nur einmal, andere vier- bis fünfmal, wieder andere begleiten wir länger als ein Jahr.“

Übrigens: Die Onlineberatung kooperiert mit dem Deutschen Caritasverband und nutzt dort die große Beraterplattform. Deshalb werden Interessierte von Via. bei der Registrierung in einem ersten Schritt auf die Seite der Caritas weitergeleitet. In der Online-Beratung berät aber dann das „Via. Trauer neu denken.“-Team der Malteser.

Wer meldet sich bei „Via. Trauer neu denken.“?

„Viele Menschen wenden sich nachts, an Feiertagen oder Wochenenden an uns, wenn andere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vielleicht nicht zur Verfügung stehen“, sagt Iris, „sie suchen dann online nach Hilfsangeboten, finden uns und schreiben uns spontan an. Andere sind möglicherweise in ihrer Mobilität eingeschränkt oder nutzen aus anderen oder persönlichen Gründen keine analogen Trauer-Unterstützungsangebote.

Auf Wunsch vermittelt „Via. Trauer neu denken.“ analoge Trauerangebote und weitere Hilfen aus unterschiedlichsten Bereichen, zum Beispiel auch, wenn es um Themen wie Depressionen oder Suizidgedanken geht. Achtung: Solltest du selbst davon betroffen sein oder wen kennen, der oder die depressiv ist oder Suizidgedanken äußert, zögere nicht, umgehend einen Arzt oder eine Ärztin zu kontaktieren oder im akuten Notfall sogar die Polizei.

Was für eine Qualifikation brauchen Trauerbegleitende?

„Wer sich bei 'Via. Trauer neu denken.' ehrenamtlich als Trauerbegleiterin oder Trauerbegleiter engagieren will, benötigt eine circa 80-stündige Grundqualifikation im Bereich Trauer und bekommt in diesem Zuge auch Informationen über die Besonderheiten einer Online-Beratung. In Bayern engagieren sich bereits zwölf ehrenamtliche Trauerberaterinnen und -berater für „Via. Trauer neu denken.“, 18 weitere sind derzeit im aktuellen Qualifizierungskurs“, erklärt Iris. Wenn auch du Lust hast, bei Via. als Trauerbegleiterin oder -begleiter aktiv zu werden, dann mach mit und schau dich hier für mehr Infos um!

Was sind die Vorteile der Online-Trauer-Beratung?

„Wir sind von überall und jederzeit erreichbar“, erklärt Iris, „wir beraten die Menschen – wenn gewünscht – auch anonym. Unsere Beratung erfolgt in einem geschützten Raum. Unsere Erfahrung ist, dass die Hemmschwelle bei einem Online-Angebot niedriger ist. Die Betroffenen sind eher bereit, sehr offen über eine belastende Situation zu sprechen, als das häufig von Angesicht zu Angesicht der Fall ist. Sie können einfach aufschreiben, was sie beschäftigt und was ihnen auf der Seele liegt.“ Trauernde können sich jederzeit an „Via. Trauer neu denken.“ wenden. Häufig melden sich auch Menschen, bei denen der Todesfall schon länger zurückliegt oder die gleich mehrere Verluste zu betrauern haben. Oder es sind Menschen, die von ihrem Umfeld signalisiert bekommen, dass sie mit ihrer Trauer doch jetzt abgeschlossen haben müssten. Doch Trauer ist sehr individuelle und kann über mehrere Monate, Jahre oder sogar ein Leben lang anhalten und sehr belastend sein.

Was für Angebote hat Via. noch?

Auf der Website „Via. Trauer neu denken.“ gibt es einen Inforaum. Hier finden Trauernde und Angehörige viele Informationen und Angebote – wie etwa auch zum Thema „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Es ist quasi ein Erste-Hilfe-Angebot rund ums Thema Trauer und versorgt betroffene Menschen mit Wissen, damit sie sich in ihrem Trauerprozess sicherer fühlen“, erklärt Iris, „darüber hinaus helfen wir Trauernden bei Bedarf auch, in ihrem Ort oder in ihrer Nähe passende Trauer-Unterstützungsangebote zu finden.” Diese Angebote können ergänzend gesehen werden und reichen über das Angebot der Online-Beratung hinaus.

Was macht die Arbeit bei Via. aus?

„Ich treffe (online) sehr viele faszinierende Menschen, die gerade einen für sie sehr schwierigen Prozess durchleben“, erklärt Iris, „bei allen spüre ich im Verlauf des Kontakts eine Veränderung. Eine Verlusterfahrung ist schmerzhaft für die Betroffenen, aber es wird auch viel Neues in Gang gesetzt. Eine Dame, die ich betreue, macht lauter Dinge, die sie schon immer tun wollte – vor zwei Wochen hat sie sich zum Beispiel eine Gitarre gekauft und sie kehrte an den Ort zurück, an dem sie ihren verstorbenen Mann kennenlernte. Häufig schreiben uns auch Menschen, die wir begleitet haben, dass unser neutraler Blick ihnen geholfen hätte, diese Lebensphase zu überstehen. Genau das ist es, was unsere Arbeit auszeichnet.“

Trauerbegleitungs-Angebote der Malteser

Neben Via. bieten die Malteser eine Vielzahl an Trauerbegleitungs-Angeboten für trauernde Erwachsene, Kinder und Jugendliche an. Darunter Einzelbegleitungen, aber auch Gruppenangebote. Mehr Infos dazu auf dieser Seite.


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