Solidarität: Das hält die Gesellschaft zusammen
Es ist das wohl meistgenutzte Schlagwort der Corona-Krise: Solidarität. Doch was verbirgt sich dahinter genau? Und was bedeutet Solidarität für den Einzelnen im Alltag? Wir haben nachgefragt.
Darum geht's
- Was ist Solidarität genau?
- Hilfe für andere – und damit auch für die Gemeinschaft
- Mit Beginn der Corona-Krise war die Solidarität immens
- Mit den Maltesern helfen: Wo Solidarität lebenswichtig ist
- Das Leitbild der Malteser – 900 Jahre alt und doch so modern
- Solidarität braucht auch Vertrauen und Offenheit
- „Ein ‚Wir‘ fühlt sich besser an als ein ‚Ich‘.“
Was ist Solidarität genau?
Solidarität taucht derzeit als fester Begriff in fast jedem Zusammenhang auf: solidarisches Handeln mit der Nachbarin oder dem Nachbar, mit Älteren, mit Menschen, die Vorerkrankungen besitzen, mit Ärztinnen und Ärzten und medizinischem Pflegepersonal. Aber auch mit Menschen, die an Supermarktkassen arbeiten, mit Restaurantbetreiberinnen und -betreibern, Obdachlosen und Geflüchteten, bis hin zu Solidarität zwischen den Bundesländern und den EU-Staaten – eigentlich auf der ganzen Welt.
Doch wofür steht der Begriff genau? Ist es nur ein Wort? Ein Wert? Oder sogar beides?
Der Begriff stammt vom Lateinischen solidus, was soviel bedeutet wie „fest“ oder „echt“. Solide eben. Gemeint ist aber meist eine Haltung: Das gegenseitige füreinander Eintreten in der Gemeinschaft. Geteilte Werte sowie Überzeugungen und Ziele, spielen dabei eine zentrale Rolle. Es ist der Kleber, der eine Gesellschaft zusammenhält, die Selbstverpflichtung von Menschen, sich sozial zu verhalten.
Jeder hat selbstverständlich seine eigene Definition dieses Begriffs. Wir haben Menschen gefragt, was Solidarität für sie bedeutet. Die zum Teil doch sehr unterschiedlichen Antworten haben wir in dem folgenden Video gesammelt:
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.
Hilfe für andere – und damit auch für die Gemeinschaft
Es geht dabei vor allem um das Unterstützen anderer. Und zwar, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten. Denn wenn uns die Pandemie eines gelehrt hat, dann doch dies: Wir sind aufeinander angewiesen, auf die Hilfsbereitschaft, die Empathie und die Solidarität der anderen. Im Kleinen ebenso wie im Großen. Oder, um es mit den Worten des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt zu sagen: „In der Krise zeigt sich der Charakter.“
Mit Beginn der Corona-Krise war die Solidarität immens
Der Zusammenhalt in Deutschland, insbesondere zu Anfang der Pandemie, war eindrucksvoll. Natürlich gab es zu Beginn der Krise Hamsterkäufe und derzeit kursieren allerhand wirre Verschwörungs-Mythen. Doch der Großteil der Deutschen stand und steht weiterhin zusammen, berücksichtigte die Pandemie-Vorschriften und half sich gegenseitig, so gut es ging. „In dieser Krise ungekannten Ausmaßes können wir uns glücklich schätzen, so große Solidaritäts-Ressourcen in unserer Gesellschaft zu besitzen“, lobt Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.
Was das in der Praxis heißt, beschreibt Cornelia Paul, die als Job- und Management-Coach arbeitet, wie folgt: „Für Andere da sein, eine Idee mit Leben füllen, gemeinsam eine Lösung finden, sich mit seiner Persönlichkeit für eine gemeinsame Sache zu positionieren, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.“ Denn in Ausnahmesituationen (wie der Covid-19-Pandemie) ist das eigene Wohlergehen am besten sichergestellt, wenn eben nicht jeder allein auf sich selbst schaut, sondern möglichst viele untereinander solidarisch sind.
Mit den Maltesern helfen: Wo Solidarität lebenswichtig ist
Solidarität geht im Idealfall auch über das Unmittelbare und für jedermann Sichtbare hinaus. Wer über den eigenen Tellerrand schaut und das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht am Zaun des Nachbarn enden lässt, wird feststellen, dass viele Menschen gerade auf die Solidarität anderer angewiesen sind. Wie bedrohlich die Situation durch Covid-19 zum Beispiel in den Flüchtlingscamps ist, kannst du hier noch einmal nachlesen. Überall auf der Welt sind Spenden und tatkräftige Hilfe lebenswichtig. Anne Hensel vom weltweiten Hilfswerk Malteser International bezieht dazu klar Stellung: „Für mich bedeutet Solidarität, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und nicht wegzuschauen und stumm zu bleiben, wenn ich Ungerechtigkeiten wahrnehme, die anderen Menschen geschehen. Als weißer Mensch, der in Deutschland geboren wurde, habe ich viele Privilegien, in denen ich es mir gemütlich machen könnte – abgeschottet von dem Leid von Millionen Menschen weltweit. Solidarisch zu sein, bedeutet für mich, diese Privilegien zu nutzen und mich an die Seite von Menschen zu stellen, die weniger privilegiert sind.“
Das Leitbild der Malteser – 900 Jahre alt und doch so modern
Auch im Leitbild der Malteser ist der Gedanke der Solidarität tief verankert. Er ist über 900 Jahre alt und klingt gerade in Zeiten von Corona topaktuell: Der Leitsatz “Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen” bedeutet nichts anderes, als denen, die Hilfe brauchten, selbstlos beizustehen. Für viele tausend ehrenamtliche Malteser ist das nicht nur Ausdruck des Ideals der Nächstenliebe, sondern auch gelebter Alltag. Etwa, wenn sie sich im Rahmen der Besuchsdienste um ältere und einsame Menschen kümmern, von denen viele jetzt noch einsamer sind als zuvor. Wenn sie im Katastrophenschutz Feuerwehr und Rettungskräfte unterstützen. Wenn sie sich von klein auf schon im Schulsanitätsdienst um Kranke und Verletzte kümmern und Solidarität damit von der Pike auf lernen.
Infos zum Ehrenamt
Falls du dich auch ehrenamtlich engagieren möchtest, kannst du dich hier informieren.
Solidarität braucht Vertrauen und Offenheit
„Für mich bedeutet Solidarität, eine Gemeinschaft zu sein, diese zu leben und mit dieser Gemeinschaft füreinander, für gemeinsame Werte einzustehen“, sagt etwa Tristan Linnemann von der Malteser Jugend.
Denise Heimpel, Pflegepädagogin im Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe im Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen ist sich sicher: „Wenn man es schafft, gegenseitig solidarisch zu sein, ist man als Team unschlagbar.“ Und ergänzt weiter: „Solidarität heißt für mich, auf den Anderen zählen zu können und ihm den Rücken zu stärken. Das braucht viel Vertrauen und Offenheit.“
„Ein ‚Wir‘ fühlt sich besser an als ein ‚Ich‘.“
Es ist das Vertrauen auf Wechselseitigkeit. Wer zu Hause bleibt, um körperliche Kontakte und weitere Ansteckungen zu vermeiden, handelt solidarisch. Aber dazu braucht es auch das Vertrauen, dass andere solche Maßnahmen ebenfalls einhalten. Carmen Roth aus dem Qualitätsmanagement im Malteser Waldkrankenhaus St. Marien betont noch einen weiteren wesentlichen Aspekt: „Solidarität bedeutet grundsätzlich, sich zu hinterfragen, seine Sichtweise zu ändern und nicht immer nur den besten Nutzen für sich selbst aus Situationen zu ziehen. Ein ‚Wir‘ fühlt sich oft besser an als nur ein ‚Ich‘.“
Unterstütze die Malteser
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