Ehrenamt im Technischen Dienst: Kommunikation ist alles

Im Katastrophenfall und bei Großveranstaltungen sorgt der Fernmeldedienst für die reibungslose Kommunikation zwischen allen Helfenden. Simon Helmerich ist seit 15 Jahren ehrenamtlich beim Technischen Dienst der Malteser in Würzburg aktiv und berichtet von seinem spannenden Ehrenamt.

Darum geht’s:


Bombenentschärfungen und andere spontane Einsätze

Es ist ein Freitag gegen 16 Uhr in Würzburg. Simons Telefon klingelt. Eine Bombe wurde gefunden und muss sofort entschärft werden. Wie viele andere Freiwillige auch eilt Simon zur Hilfe. Die Menschen im Umkreis des Bombenfundes müssen vor der kontrollierten Sprengung evakuiert werden. Um das zu organisieren, müssen alle Beteiligten miteinander kommunizieren. Die Einsatzleitung spricht mit den Helfenden oder mit Polizei und Feuerwehr. Sicherlich könnten sie dafür ihre Smartphones benutzen, aber wenn viele Menschen gleichzeitig ein Netz nutzen wollen, bricht das öfter mal zusammen. Das kennen wir von Silvester. Damit die Einsatzkräfte sich gar nicht erst mit überlasteten Telefonnetzen oder Funklöchern herumschlagen müssen, werden sie vom technischen Dienst unterstützt. Genauer gesagt sind es die Fernmelder, die sich um die reibungslose Kommunikation kümmern. Simon ist ehrenamtlicher Fernmelder und arbeitet beruflich als Sicherheitstechniker. Seine Technikbegeisterung und sein Engagement wurden durch das Ehrenamt seines Vaters geweckt, sagt er: „Ich wurde in die Malteser hineingeboren, sage ich immer. Mein Vater war schon vor meiner Zeit Zugführer im Fernmeldezug. Er hat mich öfter mitgenommen und dann, als ich etwa 14 war, wollte ich den Dienst selbst machen.“

Inzwischen ist Simon seit 15 Jahren ehrenamtlich im Fernmeldedienst der Malteser aktiv und hat schon so einige Einsätze mitgemacht. Bei den Fernmeldern ist kontinuierlich höchste Konzentration und Durchhaltevermögen gefragt. Der Einsatz während der Bombenentschärfung in Würzburg dauerte bis 6 Uhr früh. Simon wurde gegen Mitternacht am Funk abgelöst. „Da hat mir der Kopf gequalmt. Das ist schon extrem, wenn man nach der Arbeit noch so einen Einsatz macht. Und man kann nicht so einfach an jemand anderen übergeben. Wenn man von Anfang an dabei ist, hat man alle Informationen und das sind viele.“

Bei der Bombenentschärfung handelt es sich um einen sogenannten Ad-hoc-Einsatz. Das sind Bombenentschärfungen, Brände oder Massenkarambolagen auf der Autobahn, also die Einsätze des Katastrophenschutzes. Der Fernmeldezug bringt, wenn möglich, den Einsatzleitwagen mit, erklärt Simon: „Der Einsatzleitwagen ist wie ein großer Kommunikations-Lkw mit einem Funkbereich. Von dort aus unterstützen wir die Einsatzleitung und koordinieren funktechnisch. Zum Beispiel übernehmen wir die Kommunikation, wenn noch weitere Rettungswagen gebraucht werden oder ein Laptop mit Internetzugang fehlt. Mittlerweile geht nichts mehr ohne Internet.“ Die Ad-hoc-Einsätze sind insgesamt seltener. Simon schätzt, dass es maximal zehn Einsätze pro Jahr sind. Weitaus häufiger ist der Technische Dienst bei Großveranstaltungen im Einsatz und das oft gleich mehrere Tage.

Festival, Marathon oder Katholikentag – die geplanten Einsätze

Die Fernmelder der Malteser Würzburg sind in ganz Deutschland im Einsatz: beim Katholikentag, Musikfestivals oder beim Marathon in Essen. Länger andauernde Großveranstaltungen wie das Musikfestival Summer Breeze in Bayern sind eine Herausforderung, weil die Helfenden über mehrere Tage rund um die Uhr im Einsatz sind. Schon vor dem Festival muss die Technik aufgebaut werden, sagt Simon: „Wir brauchen Strom und Internet, das ist meistens schon alles vorbereitet. Unter Umständen müssen wir aber an den Telekomkasten, unseren Anschluss heraussuchen und dann verteilen.“ Während der Veranstaltung sind die Fernmelder die Unterstützungseinheit für die Sanitätsdienste. Sie arbeiten meistens auf Anweisung der Einsatzleitung vom Einsatzwagen aus oder aus einem extra eingerichteten Raum, abhängig von den Örtlichkeiten. Die Freiwilligen sind in Schichten mit drei bis fünf Leuten eingeteilt. Übernachtet wird in Zelten auf dem Feld oder in Schulen. Eine Schicht dauert in der Regel acht Stunden. Wenn die Veranstaltung zu Ende geht und alle den Heimweg antreten, bleiben die Ehrenamtlichen vom Technischen Dienst noch da, um alles wieder abzubauen. Dann erst geht es auch für sie nach Hause.

Wir wird man eigentlich Fernmelder beim Technischen Dienst?

Alle Freiwilligen bei den Maltesern fangen mit der Helfergrundausbildung an. Für den Fernmeldezug gibt es verschiedene Fachweiterbildungen. Dort lernt man beispielsweise das Funken und bekommt alle nötigen technischen Kenntnisse. Simon hat eine Weiterbildung zum Zugführer gemacht: „Ich habe viel gelernt, was die Einsatztaktik betrifft. Als Funker kann ich nun die Abläufe noch besser nachvollziehen.“
Und was muss man mitbringen, wenn man sich beim Technischen Dienst engagieren möchte? „Eigentlich musst du nur Bock darauf haben, dann wächst du mit deinen Aufgaben“, sagt Simon. Außerdem sollte man gerne im Team arbeiten, natürlich ein Interesse an Technik haben und starke Nerven, denn auch die geplanten Einsätze können sehr anspruchsvoll sein. Langweilig wird es im Fernmeldezug nie. Und jede Mühe und Anstrengungen werden belohnt, sagt Simon: „Unsere Aufgaben sind vielfältig und es macht Spaß, dass ich Menschen helfen und gleichzeitig meine Technikbegeisterung ausleben kann. Die Malteser sind so etwas wie eine zweite Familie für mich. Das macht das Ehrenamt so cool.“

Nervenkitzel auf der Turmspitze des Regensburger Doms

Ein Highlight, an das sich Simon gerne erinnert, ist der Einsatz 2016 beim Katholikentag in Regensburg. „Ich kam nachgereist, weil ich die letzten Tage primär zum Abbau da war“, erzählt er. Damals wurde noch mit Analogfunk gearbeitet. Zur Verstärkung des Funksignals brauchte man eine sogenannte Relaisstation. „So eine Relaisstation sollte möglichst hoch angebracht werden“, erklärt Simon. Das Fernmeldeteam hatte die perfekte Stelle gefunden: die Turmspitze des Regensburger Doms. „Zu der Zeit wurde der Dom saniert. Darum konnten wir mit einem Bauaufzug dort hochfahren. Das war Nervenkitzel, wie wir mit dem Gerüstaufzug am Regensburger Dom hochgefahren sind. Diese Aussicht war toll! Und dann war da noch ein Turmfalkennest, in dem sogar ein Falke saß. Ein Highlight!“

Du möchtest dich engagieren? Bewirb dich für ein Ehrenamt bei den Maltesern und leiste wertvolle Hilfe.


Bewerte diesen Artikel

 
 
 
 
 
 
8
1
5
4.5