Obdachlosigkeit im Alter: Wenn Einsamkeit und Armut sich treffen
Für ältere Menschen ist das Leben auf der Straße besonders hart. Wie es zu Obdachlosigkeit im Alter kommt – und was dagegen getan werden kann, haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Darum geht’s:
- Obdachlosigkeit im Alter: Wie viele Seniorinnen und Senioren sind betroffen?
- Warum ist Obdachlosigkeit gerade für ältere Menschen ein Problem?
- Altersarmut und Obdachlosigkeit im Alter – wie hängt das zusammen?
- Welche Hilfsangebote gibt es für obdachlose ältere Menschen?
- Was muss sich ändern, damit weniger Seniorinnen und Senioren von Obdachlosigkeit betroffen sind?
Obdachlosigkeit im Alter: Wie viele Seniorinnen und Senioren sind betroffen?
Laut dem aktuellen Wohnungslosenbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom Dezember 2022 waren zum 31. Januar 2022 rund 263.000 Personen in Deutschland wohnungslos. 38.500 von ihnen sind obdachlos und leben auf der Straße, andere wiederum in privaten Unterkünften (beispielsweise bei Freundinnen oder Freunden) oder in öffentlichen Einrichtungen. Männer sind generell häufiger von Wohnungslosigkeit betroffen als Frauen. Zwei Drittel (63 Prozent) aller wohnungslosen Menschen in Deutschland sind männlich. Unter den wohnungslosen Personen, die ohne Unterkunft auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben, beträgt der Anteil der Männer sogar 79 Prozent. Ein Drittel der Wohnungslosen ohne Unterkunft ist über 50 Jahre alt, sechs Prozent sind 65 Jahre oder älter. Bei den sogenannten verdeckt wohnungslosen Personen sind zwölf Prozent über 50 Jahre alt und zwei Prozent 65 Jahre oder älter.
Wohnungslos oder obdachlos?
Als wohnungslos gelten Personen, die keinen eigenen festen Wohnsitz haben. Leben sie ohne Unterkunft im öffentlichen Raum, also beispielsweise in Parks, Bahnhöfen oder Geschäftseingängen, werden sie als obdachlos oder wohnungslos ohne Unterkunft bezeichnet. Verdeckt wohnungslose Menschen sind die, die keinen eigenen festen Wohnsitz, aber ein Obdach haben und zum Beispiel bei Freunden, Verwandten oder in Notunterkünften unterkommen.
Warum ist Obdachlosigkeit gerade für ältere Menschen ein Problem?
Schutzlos den Witterungen ausgesetzt sein, auf dem Boden schlafen, nicht regelmäßig essen oder duschen können: Das setzt jedem Menschen seelisch und körperlich zu. Ältere Menschen, die (altersbedingt) krank oder gar pflegebedürftig sind, leiden besonders. Das harte Leben auf der Straße verschlechtert ihren Gesundheitszustand häufig. Zudem sind Menschen, die auf der Straße übernachten müssen, immer wieder auch Opfer von gewalttätigen Angriffen. Zur Ruhe kommen, sich austauschen können, in Frieden und sicher alt werden: Das können ältere Obdachlose nicht. Altersgerechtes Wohnen sieht wahrlich anders aus. Viele wohnungslose Menschen sind zudem von Suchterkrankungen betroffen, hinzu kommt, dass durch Obdachlosigkeit die soziale Isolation oft besonders stark und die Einsamkeit groß ist. Diese Situation ist für viele obdachlose Seniorinnen und Senioren außerdem mit Scham behaftet, was die Menschen zusätzlich stresst und isoliert.
Altersarmut und Obdachlosigkeit im Alter – wie hängt das zusammen?
Warum landen Menschen auf der Straße? Die Geschichten von Obdachlosen sind immer individuell. Sehr häufig sind jedoch Mietschulden, oft gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage, der Grund dafür, dass Menschen ihre Wohnung verlieren. Laut dem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hat fast die Hälfte der wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft und der verdeckt wohnungslosen Menschen, die schon einmal eine eigene Wohnung besaßen, ihre Wohnung ausschließlich oder auch aufgrund von Mietschulden verloren. Und gerade für viele ältere Menschen wird die finanzielle Lage zusehends prekärer: Immer mehr über 65-Jährige in Deutschland sind von Altersarmut bedroht – und gehören damit potenziell zur Risikogruppe für Obdachlosigkeit im Alter. Doch es gibt weitere Gründe, durch die es zur Obdachlosigkeit im Alter kommen kann. Neben Mietschulden können zum Beispiel auch eine Trennung, der Tod des Partners oder der Partnerin oder auch eine schwere Krankheit Menschen an den sozialen Abgrund und in die Obdach- beziehungsweise Wohnungslosigkeit führen.
Welche Hilfsangebote gibt es für obdachlose ältere Menschen?
Hilfsangebote für Obdachlose wie Wärmebusse und Notunterkünfte richten sich an alle Bedürftigen – also auch an obdachlose Seniorinnen und Senioren. Hinzu kommen in einigen Städten spezielle Unterkünfte mit dauerhaften Plätzen für obdachlose ältere Menschen, in denen sie nicht nur medizinisch, sondern bei Bedarf auch pflegerisch versorgt werden können. Das Problem: Die Plätze reichen in der Regel nicht aus, um alle Menschen, die es nötig haben, zu betreuen. Auch die Malteser unterstützen Bedürftige und Obdachlose deutschlandweit mit vielen Angeboten. Zum Beispiel helfen sie mit Kleiderkammern und Tafeln, die kostenlose oder vergünstigte Lebensmittel bereithalten, sowie an 19 Standorten in Deutschland mit einer medizinischen Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung.
Was muss sich ändern, damit weniger Seniorinnen und Senioren von Obdachlosigkeit betroffen sind?
Die Bevölkerung wird immer älter. Es ist also davon auszugehen, dass sich die Problematik der Armut und Obdachlosigkeit im Alter in Zukunft eher noch verstärkt. Um Obdachlosigkeit im Alter zu verhindern oder vorzubeugen, gilt es, verstärkt auf Prävention zu setzen. Es müssen deutlich mehr bezahlbarer Wohnraum und kommunale Beratungsstellen geschaffen werden, auch die Kommunikation mit Behörden und Ämtern wie dem Sozialamt, das Menschen, die ihre Wohnung verlieren, unterstützt, muss einfacher werden. Betroffene haben oft Hemmungen, sich diesen Stellen anzuvertrauen oder verstehen schlicht die Anträge nicht. Das ist insbesondere für Seniorinnen und Senioren mitunter ein großes Problem. Auch starke soziale Kontakte sind entscheidend, damit es nach einer Krise oder einem Schicksalsschlag nicht zum Ernstfall Obdachlosigkeit kommt. So können unter anderem auch alternative Wohnkonzepte wie das Mehrgenerationenwohnen dazu beitragen, dass Seniorinnen und Senioren von der Gesellschaft aufgefangen und geborgen sowie in Sicherheit alt werden können.
Jede Hilfe zählt
Hier können Sie die Obdachlosenhilfe der Malteser mit Ihrer Spende unterstützen. Helfen kann übrigens auch schon ein kurzes Gespräch, eine heiße Tasse Kaffee oder Tee oder ein netter Gruß beim Vorbeigehen. Schauen Sie nicht weg und unterstützen Sie Menschen, die oft unverschuldet in eine solche Lage geraten.