Junge Pflege – der Weg zurück ins Leben
Während es für ältere Menschen die unterschiedlichsten Betreuungsformen gibt, sind die Angebote für jüngere Pflegebedürftige begrenzt. Ein neues, vorbildliches Projekt in Dormagen bietet jetzt „Junges Wohnen“ an und richtet sich speziell an die Bedürfnisse jüngerer Bewohner.
Darum geht's
- Für wen ist das „Junge Wohnen“ geeignet?
- Wie sehen die Wohnungen aus, wie groß sind sie?
- Was ist das Besondere an diesem Wohnprojekt? Warum ist es speziell an junge Menschen gerichtet?
- Warum ist es gerade für junge Menschen so wichtig, selbständig zu leben?
- Wie wichtig ist die Gemeinschaft im Haus?
- Wie können sich Interessenten bewerben?
Für wen ist das „Junge Wohnen“ geeignet?
„Junges Wohnen richtet sich an Menschen, die noch relativ selbständig sind und auf keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung angewiesen sind“, sagt Barbara Caron, Hausleiterin des Malteserstifts St. Katharina in Dormagen-Hackenbroich. „Außerdem sollten sie ein Interesse daran haben, in Gemeinschaft zu leben“. Einziehen können Männer und Frauen zwischen 18 und 65 Jahren, die meisten Bewohner sind um die 50 Jahre alt. „Das ist eine Altersgruppe, die noch mitten im Leben steht und in Senioreneinrichtungen nicht richtig aufgehoben ist, meist aber gleichzeitig in der eigenen Familie nicht mehr die nötige Hilfe erhalten kann“, erklärt Barbara Caron. Gerade für diese Bewohner sei aber die Selbstständigkeit und die damit wiedergewonnene Perspektive entscheidend.
Wie sehen die Wohnungen aus, wie groß sind sie?
Die zehn Wohnungen für junge Menschen sind jeweils etwa 40 Quadratmeter groß, haben einen Wohnraum, eine eigene Küche und einen großen Balkon. Sie sind allesamt rollstuhlgerecht, die Einbauküche ist unterfahrbar. Die Bewohner möblieren die Wohnung selbst, so dass sie sich in den Räumen heimisch fühlen können. Neben den eigenen Wohnungen gibt es auch einen Gemeinschaftsbereich, in dem sich die Bewohner treffen können.
Was ist das Besondere an diesem Wohnprojekt? Warum ist es speziell an jüngere Menschen gerichtet?
Schon seit acht Jahren gibt es im St. Katharina die „Junge Pflege“ im stationären Bereich. „Aber für unsere Bewohner gab es keine Perspektive für die Zeit danach“, sagt Barbara Caron, „allein aus dem Grund sind manche Bewohner geblieben. Es war unser Ziel, ihnen eine Alternative anbieten zu können.“ Während die Patienten in der stationären Pflege viel Verantwortung abgeben und sich um wenig selbst kümmern müssen, haben sie beim Jungen Wohnen deutlich mehr Privatsphäre, sind weniger auf andere Menschen angewiesen und bekommen damit auch wieder mehr Verantwortung für ihr Leben. Sie können sich beispielsweise selbst ihr Essen zubereiten, aber sich auch welches bringen lassen, wenn sie einmal überfordert sind. Sie haben alle Freiheiten in einem geschützten Rahmen.
Warum ist es gerade für junge Menschen so wichtig, selbständig zu leben?
Die meisten Interessenten und die ersten Bewohnerinnen und Bewohner waren nicht von Geburt an beeinträchtigt, sondern wurden durch einen Unfall oder eine Erkrankung aus dem gewohnten Leben gerissen – etwa durch Parkinson oder Schlaganfälle. „Sie brauchen eine Perspektive, sie haben noch lange mit ihren Einschränkungen zu leben“, sagt Barbara Caron, „und sie wurden meist aus einem völlig selbstbestimmten Alltag katapultiert.“ Ein Senior etwa ginge mit 60 in Rente und würde vielleicht mit 80 pflegebedürftig – „er hatte Zeit, eine Routine zu entwickeln, die Beeinträchtigungen kamen langsam“. Die Bewohner beim Jungen Wohnen hingegen bräuchten auch Unterstützung bei der Strukturierung ihres Tages. „Aus der Jungen Pflege wissen wir etwa auch, dass mit der körperlichen Einschränkung häufig auch eine depressive Phase einhergeht“, so die Hausleiterin. Zudem wäre es für die Bewohner auch ungewohnt, wieder selbstbestimmt in einer Gemeinschaft zu leben. Eine junge Frau, die in die neuen Wohnräume gezogen ist und an Parkinson erkrankt ist, hatte zuvor eine Hilfskraft. Barbara Caron: „Das bedeutete aber auch, dass sie nie alleine war und frei entscheiden konnte, was sie wann machen wollte. Diese Freiheit und Normalität wollen wir unseren Bewohnern wiedergeben.“
Wie wichtig ist die Gemeinschaft im Haus?
„Wir wollen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern einen Weg aus der Isolation in die Selbständigkeit ermöglichen“, sagt Barbara Caron, „und dazu gehört, dass man die Dinge in Gemeinschaft macht, die man eben mit jemandem zusammen machen möchte.“ Es könne außerdem motivierend sein, wenn man sähe, dass andere Bewohner etwas schaffen, das man sich selbst nicht zutraut. „Wir bieten auch nicht nur die Gemeinschaft des Hauses, sondern sind auch in den Ort gut integriert“, sagt die Hausleiterin. Zudem gibt es eine große Gemeinschaftsküche, einen Aufenthaltsraum und einen behindertengerechten Hausbus für Ausflüge zum Kegeln, Biertrinken, Shoppen oder etwa in den Freizeitpark Phantasialand.
Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft mehr auf die Bedürfnisse junger Pflegebedürftiger achten.
Barabara Caron, Hausleiterin des Malteserstifts St. Katharina in Dormagen-Hackenbroich
„Viele Menschen versuchen zu verdrängen, dass es auch junge Männer und Frauen gibt, die Pflege benötigen“, sagt Barbara Caron, „dabei wächst diese Gruppe schnell. Ich würde mir wünschen, dass wir in unserer Gesellschaft mehr auf ihre Bedürfnisse achten.“ Ein erster Schritt ist mit den neuen Wohnungen für junge Pflegebedürftige getan.
Wie können sich Interessenten bewerben?
Infos zum Thema betreutes Wohnen findest du hier.
Anfragen für das Junge Wohnen in Dormagen-Hackenbroich können telefonisch an 02133 5068-100 oder per E-Mail an barbara.caron@malteser.org gestellt werden.