Mehr Chancen für alle: Leseförderung für Kinder
Alle reden immer davon, dass Bildung so wichtig ist. Das ist sie auch! Doch ohne Lesekenntnisse ist keine gute Bildung möglich. Leider haben wir genau damit in Deutschland ein Problem. Die Grundschulen haben zu wenige Mittel und darum brauchen wir Menschen, die Kindern beim Lesen helfen.
Darum geht's
Jedes vierte Kind kann nicht richtig lesen
In der letzten sogenannten IGLU-Studie kam heraus, dass rund 25 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler nicht gut lesen können. Das bedeutet, die Kinder lesen und verstehen Texte nicht richtig. Nun ist das Lesen aber die Grundlage für eigentlich alles: gute Bildung, gute Jobs, gesellschaftliche Teilhabe. Wie stehen wir in Deutschland im Ergebnis da? Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, kurz IGLU, findet alle fünf Jahre statt. Bei der ersten Studie 2001 lag Deutschland im internationalen Vergleich noch an der Spitze. Fünfzehn Jahre später, rutschte Deutschland ins Mittelfeld ab und dort liegen die Leseleistungen der vierten Klassen im Jahr 2021 immer noch. Eigentlich sind diese sogar noch schlechter geworden. Hatte 2016 noch jedes fünfte Kind Probleme mit dem Lesen, so war es 2021 schon jedes vierte – Tendenz fallend. Was ist da los an unseren Grundschulen?
Darum sind die Lesefähigkeiten so schlecht
2021 hatte die Corona-Pandemie mit Schulschließungen und Homeschooling einen Teil zu den schlechten Ergebnissen der IGLU-Studie beigetragen. Das ist aber nur ein Puzzleteil von vielen. Folgende Faktoren tragen zu dieser besorgniserregenden Entwicklung bei:
- Mangelnde Digitalisierung und wenig Lesezeit in den Grundschulen spielen eine große Rolle. In Deutschland werden pro Woche im Grundschulunterricht durchschnittlich 141 Minuten fürs Lesen aufgewendet. In anderen europäischen Ländern sind es rund 200 Minuten, also eine ganze Stunde mehr.
- Hinzu kommt, dass die Kinder ganz individuelle Ansprüche an die Unterrichtsinhalte und die Vermittlung derselben stellen. Das ist eine Herausforderung für Lehrkräfte und die Schülerschaft. Mädchen lernen anders als Jungs und sind im Durchschnitt besser im Lesen. Es gibt Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, und wer zu Hause überwiegend oder ausschließlich Deutsch spricht, hat meistens höhere Lesekompetenzen bei deutschen Texten.
- Zudem lesen Kinder aus finanziell schwachen Familien oft schlechter. Das ist vor allem deshalb alarmierend, weil inzwischen jedes siebte Kind in Deutschland von Kinderarmut betroffen ist. Statistisch gesehen lesen Eltern aus bildungsstärkeren Familien ihren Kindern häufiger vor oder lesen gemeinsam mit ihnen. Außerdem gibt es in diesen Haushalten häufig mehr Bücher.
Probleme mit dem Lesen? Hier gibt’s Hilfe!
Viele Erwachsene können nicht richtig lesen und schreiben. In Deutschland wird die Zahl auf über sechs Millionen geschätzt – das ist jede elfte Person. Falls du jemanden kennst oder vielleicht selbst Hilfe suchst, wende dich an das Alfa-Telefon unter der kostenlosen Telefonnummer 0800-53 33 44 55. Auf der Webseite findest du zusätzlich eine Suchmöglichkeit für Bildungsangebote, wie zum Beispiel Kurse an der Volksschule für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwäche.
Wie wir Lesekompetenzen fördern können
Bücher kosten Geld. Das macht es für viele Kinder schwerer, an Bücher heranzukommen. Und wie soll ein Kind lesen lernen und Spaß daran entwickeln, wenn es keine Bücher hat? Glücklicherweise tut unsere Gesellschaft schon einiges dafür, dass alle Kinder die Möglichkeit zum Lesenlernen bekommen.
Öffentliche Bibliotheken und Büchereien
In der Regel kosten die Büchereiausweise nichts für alle, die noch zur Schule gehen. Die Bibliotheken sind eine gute Möglichkeit, kostenfrei an Bücher heranzukommen und oft gibt es eine eigene Abteilung für Kinder- und Jugendliteratur. Neben Büchern kannst du auch Filme und Hörspiele ausleihen.
Bücherspenden für Kinder
Die Stiftung Lesen und das Bundesbildungsministerium verschenken, im Rahmen der Initiative Lesestart 1-2-3, Bücherpakete an Familien mit Kleinkindern. Für Ein- und Zweijährigen gibt es Bücher in teilnehmenden Kinderarztpraxen und für die Dreijährigen in Bibliotheken. Vielleicht hast du noch alte Kinderbücher, die du nicht mehr brauchst? Schenke sie doch einem Kind aus der Nachbarschaft oder spende sie deiner Kirchengemeinde oder der Stadtbücherei.
Öffentliche Bücherschränke
Besonders in Städten findest du in ganz Deutschland sogenannte Bücherschränke. Du hast ein Buch gelesen und brauchst es nicht mehr? Dann kannst du es in einen der Bücherschränke stellen. Meisten sind das Holzkästen oder alte Telefonzellenhäuschen, in denen die Bücher vor Wind und Wetter geschützt sind.
Du kannst deine alten Bücher in den Schrank stellen oder ein Buch, das dir gefällt, mitnehmen. Das Prinzip der Bücherschränke basiert auf Vertrauen.
Du musst nicht unbedingt ein Buch dalassen, wenn du eins mitnimmst. Du solltest aber so fair sein und nicht viele Bücher auf einmal mitnehmen. Online findest du eine Liste der öffentlichen Bücherschränke.
So hilfst du Kindern beim Lesen
Du kannst dich engagieren und Kindern beim Lesenlernen helfen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Ehrenämter in diesem Bereich. Wir haben ein paar für dich zusammengefasst.
Werde Lesepatin oder Lesepate
In vielen Städten werden regelmäßig ehrenamtliche Lesepatinnen und Lesepaten gesucht. Für ein paar Stunden in der Woche oder im Monat gehst du in eine Kita, Schule, Stadtbücherei, Kirchengemeinde oder andere Bildungseinrichtungen und liest Kindern etwas vor – quasi die Kompaktversion der Bildungspaten. Allein durch das Zuhören wird das Sprachverständnis gefördert, was eine Schlüsselkompetenz fürs Lesen ist. Geschichten zum Vorlesen für alle Altersklassen findest du in der kostenlosen App „einfach vorlesen!“ von der Stiftung Lesen. Jede Woche kommt eine neue Geschichte dazu.
Werde Lesehelferin oder -helfer
Bei diesem Ehrenamt hilfst du meistens an Grundschulen aus. In der Regel bist du einmal in der Woche in einer Klasse und betreust entweder ein einzelnes Kind oder eine kleine Gruppe. Du liest zusammen mit den Kindern, hörst zu, ermutigst sie, korrigierst freundlich und lobst. Dabei geht es vor allem darum, das Selbstbewusstsein der Kinder im Lesen zu stärken. Es gibt auch verschiedene Vereine und Organisationen, die Lesepatenschaften anbieten und immer Freiwillige suchen, die Kinder beim Lesen unterstützen. Auf der Webseite der Stiftung Lesen findest du Kontaktmöglichkeiten in deiner Umgebung.
Der Vorlesehund
Einen ganz besonderen Lesebegleiter gibt es im Rahmen des Besuchs- und Begleitdienstes mit Hund der Malteser. Dann kommt nämlich ein Hund mit zur Lesestunde. Diese Hunde sind speziell ausgebildet – natürlich nicht im Lesen, sondern im Umgang mit Kindern. Darum dürfen die Vorlesehunde auch in Grundschulen kommen. Der Lesehund sitzt geduldig daneben, während die Kinder ihm vorlesen. Der Einsatz eines Tieres hat einen entscheidenden Vorteil: Es urteilt oder lacht nicht, wenn ein Kind etwas falsch liest. Das stärkt bei den Kindern das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Sie haben dadurch mehr Spaß am Lesen und lesen auch viel besser.