Wenn die Eltern sterben: Den schmerzhaften Abschied verarbeiten
Es kann plötzlich passieren oder nach langer Krankheit. Wenn die eigenen Eltern sterben, ist das für die meisten Menschen sehr schwer. Was aber passiert, wenn die Hinterbliebenen noch Kinder oder Jugendliche sind?
Darum geht's:
Das Schicksal kann fies sein
Irgendwann sterben die eigenen Eltern. Das ist traurig, aber es gehört zum Lauf des Lebens dazu. Die meisten Menschen sind dann erwachsen und führen ihr eigenes Leben. Wenn aber die Eltern von Kindern oder Jugendlichen sterben, ist das anders. Plötzlich stehst du da und weißt nicht, wie es weitergehen soll. Wer kümmert sich jetzt um dich? Was wird mit den Geschwistern? Wie organisiert man eine Beerdigung? Das sind Fragen, die sich ein junger Mensch eigentlich nicht stellen sollte. Und dann ist da noch die Trauer um die Mutter oder den Vater oder sogar beide. Das Schicksal kann auf vielen Wegen zuschlagen: Ein Unfall, ein Verbrechen oder eine Krankheit reißen einen Elternteil oder gleich beide aus dem Leben und aus der Familie heraus. Zurück bleibt ein großes Loch.
Wie jemand auf den Tod reagiert, ist ganz unterschiedlich. Trauer äußert sich bei Kindern anders als bei Erwachsenen. Je nachdem wie alt die Kinder sind, haben sie unterschiedliche Vorstellungen vom Tod oder gar keine Idee davon, was tot sein überhaupt bedeutet. Ihre Reaktionen in der Trauer können für andere verwirrend sein. Das macht es dem Umfeld manchmal sehr schwer, mit trauernden Kindern umzugehen. Doch diese schwere Zeit muss niemand alleine durchstehen. Es gibt viele Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche, deren Eltern sterben.
Wenn Eltern schwer krank sind
Diagnose: unheilbare Krankheit. So etwas ist ein Schock für alle! Die Familie muss sich nun um das kranke Familienmitglied kümmern und mit dem bevorstehenden Tod umgehen. So eine Belastung ist für jeden Erwachsenen hart. Kinder trifft sie noch stärker, denn eigentlich sollten sich Eltern um ihre Kinder kümmern und nicht umgekehrt. Hilfe für Betroffene gibt es beim ambulanten Hospizdienst. Die Ehrenamtlichen unterstützen Kinder und pflegende Angehörige in dieser schweren Situation. Sie spenden Trost, haben ein offenes Ohr und sind einfach für die Betroffenen da. Das hilft nicht nur den Kindern, die sich plötzlich mit dem Tod von Mama oder Papa auseinandersetzen müssen, sondern es ist auch eine Entlastung für die ganze Familie.
In manchen Fällen müssen Kinder schon sehr früh sehr viel Verantwortung übernehmen. Das ist zum Beispiel so, wenn ein Kind nur noch einen Elternteil hat. Wird dieser pflegebedürftig, bleibt den Kindern oft nichts anderes übrig, als die Pflege zu übernehmen. Selbst wenn ein Pflegedienst regelmäßig kommt, gibt es noch viel zu tun, das an den Kindern hängen bleibt, vor allem, wenn die Familie sehr klein ist und es keine anderen Angehörigen gibt. Wenn Kinder Angehörige pflegen, ist das eine heikle Angelegenheit. Wo bleibt da die unbeschwerte Kindheit, auf die jedes Kind einen Anspruch haben sollte? Auch für diese Fälle gibt es Unterstützung: zum Beispiel durch die Initiative Pausentaste vom Bundesfamilienministerium oder vom Verein Young Helping Hands. Hier bekommst du Informationen und Beratung zum Beispiel über deine Rechte und Möglichkeiten für Unterstützung.
Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche
Mama oder Papa ist weg. Für immer! Wie soll man das begreifen? Vor allem, wenn man noch so jung ist. Um den Verlust eines geliebten Menschen besser verarbeiten zu können, gibt es verschiedene Angebote zur Trauerbegleitung speziell für Kinder und Jugendliche. Diese Hilfe ist immer gut, aber besonders wichtig, wenn ein minderjähriges Kind keine anderen Angehörigen hat oder diese selbst mit dem Verlust beschäftigt sind. Manchmal haben Kinder und Jugendliche auch das Gefühl, sie dürfen die Erwachsenen nicht stören oder dass sich sowieso niemand für sie und ihre Gefühle interessiert. Genau hier setzt die Trauerbegleitung an. Die speziell ausgebildeten Ehrenamtlichen hören zu, sind für die Kinder da und begegnen ihnen mit sehr viel Verständnis. Je nach Alter des Kindes kann die Trauerbegleitung eine Einzelbegleitung sein, also eine ehrenamtliche Person begleitet eine Familie, oder die Begleitung findet in der Trauergruppe statt. Kinder und Jugendliche, die erst mal einfach nur ihr Herz bei jemanden ausschütten möchten, können auch die Angebote der Online-Trauerbegleitung nutzen. Beispielsweise bietet das Malteser-Projekt “Via. Trauer neu denken.” trauernden Personen die Möglichkeit, sich rein schriftlich per Mail beraten zu lassen – und zwar rund um die Uhr, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt “Schreiben als Brücke”. Die digitale Trauerbegleitung ist über E-Mail, im Einzel- oder im Gruppenchat erreichbar und steht trauernden Personen in dieser schwierigen Zeit zur Seite.
Deine Spende kann helfen
Du möchtest die Trauerarbeit der Helferinnen und Helfer unterstützen? Das kannst du zum Beispiel mit einer Spende an die Malteser tun.
Wenn du dich selbst bei Via. engagieren möchtest, findet du hier die wichtigsten Infos.
Und wer kümmert sich jetzt um alles?
Stirbt ein Elternteil, bekommt der andere Elternteil in der Regel automatisch das alleinige Sorgerecht. Sind die Eltern aber geschieden oder leben getrennt und der verstorbene Elternteil hatte das alleinige Sorgerecht, wird das Jugendamt informiert. Das passiert auch dann, wenn beide Elternteile sterben, denn das Gesetz in Deutschland sagt: Kein Kind darf alleine bleiben. Das Jugendamt sucht dann nach einem sogenannten Vormund. Das ist eine Person oder mehrere, die alle Entscheidungen für das Kind treffen dürfen, bis es volljährig ist. Meistens bekommen Familienangehörige wie Tante, Onkel oder die Großeltern die Vormundschaft. Bei ihnen soll das Kind auch leben. Wer die Vormundschaft übernehmen darf, entscheidet aber das Familiengericht, denn nicht immer kommt ein Kind automatisch zu Familienangehörigen. Großeltern gelten beim Gericht häufig als zu alt. Oma und Opa müssen dann genau begründen, warum das Kind es bei ihnen am besten haben wird. Übrigens darf auch jedes Kind sagen, wo es gerne leben möchte. Dieser Wunsch wird von den Behörden mitberücksichtigt.
Gibt es keine Angehörigen, zu denen das Kind gehen kann, dann sucht das Jugendamt eine Pflegefamilie oder ein Heim, denn ein minderjähriges Kind darf nicht alleine in der Wohnung bleiben. Es können Ausnahmen gemacht werden, wenn die Betroffenen mindestens 16 Jahre alt sind, aber grundsätzlich gilt: Wer unter 18 ist, darf nicht alleine leben. Das Kindeswohl könnte dann gefährdet sein. Übrigens können Eltern mit einer sogenannten Sorgerechtsverfügung bestimmten, bei wem das Kind nach ihrem Tod leben soll. Das kann dann auch die Stiefmutter oder der Stiefvater sein oder gute Freunde, zu denen das Kind einen engen Bezug hat. Das Familiengericht muss sich nach der Sorgerechtsverfügung richten.
Übrigens hast du Anspruch auf Waisenrente beziehungsweise Halbwaisenrente. Der Staat bezahlt monatlich einen Geldbetrag an die Kinder des verstorbenen Elternteils. Diese Waisenrente oder Halbwaisenrente bekommst du auf jeden Fall bis zu deinem 18. Lebensjahr. Bist du dann aber noch in einer Ausbildung, können die Zahlungen verlängert werden bis maximal zu deinem 27. Geburtstag.
Die wichtigsten Anlaufstellen im Überblick
- Die Telefonseelsorge ist eine kostenlose Beratung der katholischen und evangelischen Kirchen. Begleitung gibt es rund um die Uhr online oder unter der Telefonnummer 116 123.
- Die Nummer gegen Kummer ist ebenfalls kostenlos und richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche. Du kannst online schreiben per Mail rund um die Uhr oder chatten montags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Die Telefonnummer 116 111 kannst du Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr anrufen.
- Hilfe für Kinder und Jugendliche, die sich um Angehörige kümmern, gibt es bei der Initiative Pausentaste.