Nachgefragt: Warum gibt es Hilfsorganisationen?

Soziale Sicherheit und Gerechtigkeit gelten in Deutschland für alle Bürgerinnen und Bürger.  Da müsste es eigentlich allen gut gehen. Dennoch gibt es sozial schwache und hilfsbedürftige Menschen, derer sich Hilfsorganisationen annehmen. Ein Leser fragt: Müsste sich nicht eigentlich der Staat darum kümmern?

Darum geht's:


Hilfsorganisationen als Gegengewicht zur Politik

In Artikel 22 des Grundgesetzes steht: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“. Die Idee ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger sozial abgesichert sind, zum Beispiel gesundheitlich durch eine Krankenversicherung. Die gesetzliche Krankenversicherung funktioniert nach einem Ausgleichsprinzip: Wer mehr Geld zur Verfügung hat, zahlt höhere Beiträge und wer weniger hat, zahlt weniger. Nun gibt es in Deutschland aber zirka achtzigtausend Menschen ohne eine Krankenversicherung. Sie haben so wenig Geld, dass sie sich die Beiträge zur Krankenversicherung nicht leisten können; das trifft zum Beispiel auf Wohnungslose zu. An dieser Stelle springen Hilfsorganisationen wie die Malteser ein. Sie betreiben an mehreren Standorten in Deutschland Zentren für Menschen ohne Krankenversicherung, in denen diese medizinische Hilfe bekommen. Damit schließen die Malteser eine Versorgungslücke. Aber warum entstehen überhaupt diese Lücken? 

Jede Regierung und jede politische Partei verfolgt ihre eigenen Interessen. Diese findest du im Wahlprogramm der jeweiligen Partei. So legt eine Partei Wert darauf, die Situation von sozial schwachen Menschen zu verbessern, eine andere Partei legt den Fokus auf den Umweltschutz oder auf Bildung und Familie und wieder eine andere Partei möchte das Asylrecht verschärfen. In jeder Regierung gibt es Themen oder Probleme, die weniger Beachtung finden. Dennoch sind die Probleme da, auch wenn eine Partei diese für weniger wichtig erachtet. Und hier kommen die Hilfsorganisationen ins Spiel, sagt Arne Peper, Bereichsleiter des Förderer-Services bei den Maltesern: „Damit es eine über die Regierung hinausgehende Unterstützung gibt, muss es Menschen geben, die sich dafür einsetzen. Das beginnt mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. Und wenn das nicht ausreicht, sucht man nach Menschen, die Geld geben“. Das bürgerschaftliche Engagement findet sogar einen Platz im Grundgesetz. In Artikel 9 steht: „Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.“

Was der Staat nicht zu leisten vermag, leisten Hilfsorganisationen

Als 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verabschiedet wurde, wusste man: Jede Regierung setzt andere Schwerpunkte. Dafür wird sie vom Volk gewählt und genau diese Themen wollen die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Steuergeldern finanzieren. Dadurch entstehen aber Finanzierungslücken bei anderen Themen, die dennoch wichtig sind. Diese Lücke wird durch bürgerschaftliches Engagement geschlossen. „Vereine gibt es langfristig“, sagt Arne Peper, „und sie denken langfristig, wie zum Beispiel das Rote Kreuz oder die Malteser“. Grundsätzlich arbeiten Hilfsorganisationen unabhängig von der Regierung. Darum werden sie auch als NROs bezeichnet, Nichtregierungsorganisationen. Im englischsprachigen Raum sind es die NGOs (non-governmental organization). 

Mitunter werden NROs aber doch von der Regierung damit beauftragt, Hilfe zu leisten. Arne erklärt mit einem Beispiel der Malteser: „Die Malteser bestehen sowohl aus einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb als auch aus dem gemeinnützigen Betrieb. In einigen Fällen wird die Kompetenz der Hilfsorganisationen als Dienstleistung vom Staat eingekauft. Die Malteser sind ein sogenanntes Auxiliar der Bundesregierung im humanitären Bereich, so wie auch andere große Hilfsorganisationen in Deutschland. Außerdem gibt noch den internationalen Bereich. Die Malteser haben verschiedene Einrichtungen im Ausland, die sie eigenständig betreiben, einige aber auch gemeinsam mit dem Staat wie zum Beispiel mit dem Auswärtigen Amt. Das Amt kann ja schlecht seine Büroleute ins Krisengebiet schicken. Darum suchen sie sich eine Organisation, die in der Lage ist, entsprechende Hilfe vor Ort zu leisten.“ 
Doch auch ohne einen konkreten Auftrag können Hilfsorganisationen Unterstützung vom Staat bekommen. 

Bürgerliches Engagement packt alle Themen an

Heutzutage haben Hilfsorganisationen besondere Kompetenzen und Experten, mit denen sie fachgerechter und gezielter Hilfe leisten können als staatliche Einrichtungen. Darum stellt der Staat für bestimmte Projekte Fördergelder bereit, für die ein Antrag gestellt werden muss. Arne erklärt das so: „Wenn eine Million Euro für ein Wasserversorgungsprojekt gebraucht wird, sagt das Amt: Wir geben euch 750.000 Euro, wenn ihr 250.000 Euro selbst aufbringt.“ Um diesen Eigenanteil von 250.000 Euro aufzubringen, sind Hilfsorganisationen auf Spenden angewiesen. Neben dem ehrenamtlichen Engagement sind auch Sach- und Geldspenden wichtig. Da Hilfsorganisationen keinen Gewinn machen dürfen, muss das Geld zwangsläufig für Hilfsbedürftige eingesetzt werden. Arne Peper betont jedoch, dass es keine 100 Prozent sind: „Man muss immer ein Teil der Spendengelder für Logistik und Werbung ausgeben, weil es so viele Organisationen gibt. Der Anteil an Spenden, der einfach so reinkommt, liegt nur bei 10 Prozent. Die restlichen 90 Prozent werden gespendet, weil wir Werbung für Spendenaktionen geschaltet haben.“ 

Falls du die Arbeit der Ehrenamtlichen mit einer Spende unterstützen möchtest, kommst du hier zum Formular

Du möchtest dich selbst engagieren? Dann bewirb dich für ein Ehrenamt bei den Maltesern und leiste wertvolle Hilfe für Bedürftige und Notleidende. 


#Engagement

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