Malteser Jobmentoring: So finden Geflüchtete in Deutschland Arbeit

Wer in Deutschland Arbeit sucht, bewegt sich durch einen wilden Dschungel aus Bürokratie. Für Geflüchtete ohne gute Deutschkenntnisse ist das manchmal fast unmöglich. Hilfe gibt es in München vom Malteser Jobmentoring. Zwei Ehrenamtliche erzählen, wie sie Geflüchtete bei der Jobsuche unterstützen.

Darum geht's:


Was ist das Malteser Jobmentoring?

Wer aus einem anderen Land nach Deutschland kommt, muss an der Gesellschaft teilhaben können, um sich zu integrieren. Dazu gehört eine sichere berufliche Zukunft mit einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Im Job kommen die Geflüchteten regelmäßig in Kontakt mit den Menschen, der Sprache und der Kultur in Deutschland. Die Malteser bieten mit ihren Integrationsdiensten verschiedene Hilfen dabei an, wie zum Beispiel Sprachcafés, gemeinsame Essen oder die Integrationslotsen.

Die Malteser München haben 2017 das Malteser Jobmentoring auf die Beine gestellt. Seit dem Start bekamen über 400 Geflüchtete eine Chance auf Arbeit und damit auch auf ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland. Das Motto des Jobmentorings lautet: Hilfe zur Selbsthilfe. Die Betroffenen erhalten Starthilfe in den Arbeitsmarkt, bleiben aber unabhängig, denn den Job oder die Ausbildung müssen sie letztendlich selbst wuppen. Ganz wichtig beim Jobmentoring ist, dass die Geflüchteten einen festen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag bekommen. Praktika, Zeitarbeit oder Minijobs sind in diesem Fall nur Übergangslösungen und Mittel zum Zweck, wenn es beispielsweise darum geht, berufliche Erfahrungen zu sammeln.

Und weil viele Wege ans Ziel führen und die Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen nach Deutschland kommen, besteht das Jobmentoring aus verschiedenen Modulen. Es gibt Sprach- und Computerkurse, Training für Bewerbungsgespräche, Begleitung bei der Bewerbung und während einer Ausbildung. Dieses Angebot wird möglich, dank des Engagements der vielen Ehrenamtlichen wie Caterine Schonath und Alexander Dewald.

Begleitung von der Bewerbung bis zum Job

Über 400 ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren der Malteser haben Geflüchteten bereits dabei geholfen, einen Job zu finden. Caterine Schonath ist seit 2018 Jobmentorin. Seitdem hat die Betriebswirtin im Ruhestand rund 15 Geflüchtete bei ihren Bewerbungen begleitet. „Wir gestalten den Lebenslauf und wir besprechen und üben, wie man sich bewirbt. Teilweise muss man auch die Berufe erklären. Ich gehe den Weg mit bis zur Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ab dann müssen die Mentees (also die Personen, die von einer Mentorin oder einem Mentor betreut werden) allein weitergehen“. Wenn es mal nicht mit einem Job klappt, wird anschließend reflektiert und wieder auf das nächste Gespräch vorbereitet, bis die Mentees einen Job haben, sagt Caterine: „Wenn jemand einen Vertrag hat, ist meine Aufgabe erledigt“.

Es ist ein Ehrenamt mit hoher Flexibilität. Die Mentorinnen und Mentoren entscheiden selbst, wen und wie viele Mentees sie betreuen möchten. Das Erstgespräch wird von den Koordinierenden der Malteser begleitet. Im nächsten Schritt verabreden sich Ehrenamtliche und Jobsuchende. Wie oft man sich trifft, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, sagt Alexander Dewald. Er ist ebenfalls ehrenamtlicher Bewerbungsmentor: „Das ist unter anderem abhängig davon, welche Qualifikation die Person mitbringt und für welchen Job sie sich interessiert“. Zwei seiner Fälle hätten unterschiedlicher nicht sein können: Samah aus Jemen mit Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften hat größere Schwierigkeiten, einen Job zu finden, als Abdul aus Sierra Leone. „Abdul möchte einen Job am liebsten im Lager, also in der Logistik“, sagt Alexander. „Da werden aktuell sehr viele Leute gesucht und entsprechend ist die Auswahl an Jobs größer“.

Während Alexander sich meistens per Video-Call und Telefon mit seinen Mentees trifft, legt Caterine Wert auf persönliche Treffen: „Vor allem die ersten Gespräche müssen für mich persönlich sein. Wenn man sich schon etwas kennt, kann man auch viel am Telefon besprechen. Das spart Zeit.“

Herausforderungen und Glücksmomente

Die größte Herausforderung für alle Beteiligten ist die Bürokratie, sagt Alexander: „Es ist sehr kompliziert. Einerseits verstehe ich ja, dass man streng sein muss, was die Voraussetzungen betrifft. Aber ich habe das Gefühl, dass man manchmal so unnötige Schritte machen muss, um die Arbeitserlaubnis zu bekommen“. Selbst wer deutsch spricht, versteht die Bürokratie manchmal nicht. Darum gibt es bei den Maltesern eine dreitägige Schulung für die Ehrenamtlichen. Dort erfahren sie wichtige Details für ihr Engagement wie zum Beispiel Infos zu Asylverfahren und zum Arbeitsrecht und das ist wirklich wichtig, wie Alexander selbst erfahren hat. „Am Anfang hatte ich völlig unterschätzt, wie wichtig es ist, den Asylstatus einer Person zu kennen“, erzählt er. „Es gibt Unterscheidungen beim Asylstatus und nicht alle führen zu einer Arbeitserlaubnis. Das sind Dinge, die man kennen und berücksichtigen muss. Wenn keine Arbeitserlaubnis vorliegt, dann tun sich die Firmen schwer, jemanden einzustellen“.

Caterine hat ähnliches erlebt mit einer Frau aus Sierra Leone, die eine Ausbildung in der Pflege starten möchte. In ihrer Heimat hat sie zwar einen Schulabschluss gemacht, kann dafür aber keine Zeugnisse vorweisen. „Es hieß von der Ausbildungsstelle, sie könne die Ausbildung machen, aber keine Abschlussprüfung. Da ist leider sehr wenig Flexibilität“.

Recherchen gehören zu den Aufgaben des Jobmentorings und schließlich bekommt Caterine einen Tipp für einen Intensivkurs, mit dem ihre Mentee nicht nur auf die Ausbildung vorbereitet wird, sondern auch ihren Schulabschluss nachholen kann. „Das sind diese Glücksmomente, wenn man sagen kann: Das haben wir jetzt gemeinsam geschafft. Das ist auch für das Selbstbewusstsein der Leute total wichtig. Man kann doch nicht sein ganzes Leben als Bittsteller verbringen, und so darf man Geflüchtete auch nicht anschauen. Die Menschen kommen aus einer schwierigen Situation und darum ist es wichtig, sie auf ihrem Weg zu selbstständigen und in unsere Gesellschaft integrierten Menschen zu unterstützen“.

Bist du fit fürs Ehrenamt im Jobmentoring?

Hast du Lust, dich im Jobmentoring zu engagieren und kommst aus dem Raum München? Du wärst nicht nur eine enorme Hilfe für die Geflüchteten, denen du bei der Jobsuche hilfst, sondern leistet mit deinem Einsatz zur Integration einen Dienst für die ganze Gesellschaft. Es gibt verschiedene Aufgaben beim Jobmentoring. Übernimm zum Beispiel eine Sprachpatenschaft und hilf Geflüchteten dabei, die deutsche Sprache zu lernen. Oder du unterstützt Geflüchtete bei der Jobsuche, wie Caterine und Alexander das machen. Wichtig für dieses Ehrenamt ist, dass du Englisch sprichst, sagt Alexander: „Ohne Englischkenntnisse wäre ich nicht weit gekommen. Das muss nicht auf einem super Level sein, aber je besser, desto besser.“

Ansonsten solltest du ein offener und geduldiger Mensch sein, sagt Alexander, „Die Menschen aus anderen Ländern arbeiten und kommunizieren anders. Da muss man Einfühlungsvermögen mitbringen, auch in dem Sinne, dass man sich gut hineinversetzen kann, wie es ist, in einem fremden Land zu sein, einen Job zu suchen und sich ein Leben aufbauen. Aber man muss auch kritisch sein und hinterfragen, wie die Motivation und der Aufenthaltsstatus sind und ob die Informationen im Lebenslauf auch korrekt dargestellt wurden“.

Die Ehrenamtlichen müssen viel nachfragen und das richtige Maß zwischen Strenge und Milde finden. „Man kann schon etwas Druck ausüben“, sagt Caterine, „aber man darf auch nicht zu dominant sein. Vor allem muss man erkennen, wenn die Belastung zu hoch wird. Die Menschen haben oft mit Traumata zu kämpfen, von denen ich gar nichts weiß. Das hat nichts mit fehlender Motivation oder Interesse zu tun und das muss man entsprechend berücksichtigen.“

Hier sind noch einmal die wichtigsten Skills für das Jobmentoring zusammengefasst:

  • Offenheit für andere Kulturen und Denkweisen • Geduld (für die Menschen und die Bürokratie)
  • Englischkenntnisse
  • Deutschkenntnisse auf muttersprachlichem Niveau
  • Kenntnisse über Bewerbungsprozesse
  • 2-3 Stunden Zeit pro Woche für mindestens 3 Monate

Du möchtest dich auch engagieren, weißt aber noch nicht, was du gerne machen möchtest? Finde das richtige Ehrenamt für dich und fülle das Ehrenamtsformular der Malteser aus. Weitere Infos findest du außerdem auf dieser Seite.


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