Flucht und Kunst: ein Projekt der Hoffnung

Ein kreatives Kulturprojekt der Malteser Werke bietet Geflüchteten die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und ihre Werke öffentlich zu zeigen. Kunst wird hier zur Brücke zwischen Lebenswelten, schafft Begegnungen und interkulturellen Austausch.

Darum geht's


Was ist das Projekt „KUNST GRENZENLOS“?

Kunst kennt keine Grenzen – deshalb heißt das bemerkenswerte Projekt der Malteser Werke konsequenterweise „KUNST GRENZENLOS“. Die Idee dahinter: Menschen mit Fluchterfahrungen sollen die Möglichkeit erhalten, sich künstlerisch zu betätigen, ihre Kunst auszustellen und sichtbar zu machen. Der Projektleiter Sinan Yaman betont: „Wir setzen uns mit Leidenschaft dafür ein, durch Kunst und Kultur Brücken zu bauen und Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zusammenzubringen.“

Um was für Kunst handelt es sich?

„Wir verstehen Kunst als wertfreien Raum“, sagt Sinan Yaman, „Dies bedeutet, dass jede Art von künstlerischem Ausdruck, unabhängig von Technik, Stil oder Qualität, herzlich willkommen ist. Ob abstrakte Malerei, digitale Kunst, Installationen oder Performances – im Vordergrund steht die Offenheit für unterschiedliche Formen der Kreativität. Entscheidend ist, dass durch die Kunst etwas sichtbar und erfahrbar gemacht wird, das auf anderen Wegen möglicherweise verborgen bleiben würde.“ Die Ausstellung bietet ein besonderes inhaltliches und ästhetisches Erlebnis. Die Veranstaltungen dienen dabei nicht nur dem Austausch über die gezeigte Kunst, sondern auch als Ort der Begegnung und des interkulturellen Austausches. Die Wanderausstellung war bisher zu Gast in Hamburg, Soest, Köln, Leipzig und Karlsruhe.

Wer sind die Künstlerinnen und Künstler?

Primär richtet sich das Angebot an Menschen, die in Bezug zu den Malteser Werken stehen, also an die Geflüchteten in den Einrichtungen, aber genauso an die Mitarbeitenden. Derzeit nehmen etwa 30 Künstlerinnen und Künstler an dem Projekt teil, etwa die Hälfte von ihnen sind bildende Künstlerinnen und Künstler. An den unterschiedlichen Projektarbeiten beteiligen sich insgesamt etwa 160 Menschen. Sie kommen aus so unterschiedlichen Ländern wie Somalia, Syrien, Iran, Afghanistan oder der Ukraine. Eine der aktuellen Künstlerinnen ist Donya Hassanvand. Über ihre Kunst sagt sie: „Eine Frau zu sein, war nicht meine Wahl, aber als Frau zu leben, ist meine Kunst. In meinem Land ist es schwer, als Frau zu leben. Die Kunst war meine einzige Rettung. Kunst bietet mir Zuflucht vor Depressionen und Einsamkeit. Die Kunst ist wie ein Freund. Während meiner Arbeit spreche ich mit meinem Bild und es ist, als würde es am Ende jeder Arbeit mit mir sprechen.“

Kunst als gemeinsame Sprache aller Menschen

Sinan Yaman hat beobachtet, dass sich künstlerische Betätigung auf die gesamte Atmosphäre in den Einrichtungen der Malteser Werke positiv auswirkt. „Mentale Gesundheit und Kunst gehören eng zusammen“, sagt er, „Kunst tut einfach gut.“ Künstlerin Yassaman Aghayari ergänzt: „Kunst ist ein Heilmittel für menschliches Leiden und ein Weg, mit allen Menschen ohne geografische und sprachliche Einschränkungen zu kommunizieren. Kunst ist die gemeinsame Sprache aller Menschen.“

So stellt KUNST GRENZENLOS aus

„Wir möchten, dass die Menschen gesehen werden“, sagt Sinan Yaman, „mit ihrer Geschichte, ihrer Kunst.“ KUNST GRENZENLOS fördert künstlerischen Ausdruck und Austausch durch vier interaktive Formate. Auch damit wird die Vielseitigkeit des Kunstprojekts für Geflüchtete deutlich:


  • Ausstellungen: „Wahrer Dialog entsteht durch Begegnung, und genau diese Begegnungen möchten wir in unseren Ausstellungen ermöglichen“, erklärt Sinan Yaman. Es geht dabei nicht nur um das reine Präsentieren von Kunstwerken, sondern um das Schaffen eines Raumes, in dem Menschen zusammenkommen und ins Gespräch treten können – sei es mit den ausgestellten Werken, den Künstlerinnen und Künstlern oder untereinander. Jede Ausstellung wird zu einem besonderen Moment, in dem Kunst als Medium dient, um Brücken zwischen unterschiedlichen Perspektiven, Lebenswelten und Erfahrungen zu schlagen. Im Rahmen der Eröffnung und weiteren Anlässen werden musikalische Beiträge, Tanzdarbietungen und Workshops angeboten.
  • Wohnzimmerkonzerte: In diesem Jahr wurde das Projekt noch vielfältiger. Neben den Ausstellungen hat das Team neue Begegnungsräume und Beteiligungsformen geschaffen. Wohnzimmerkonzerte in den Flüchtlingsunterkünften bringen die Menschen ins Gespräch über Musik, Gedichte oder Texte und zeigen den Zuschauerinnen und Zuschauern die Vielfalt der Kulturen.
     
  • Schulbesuche: Ein weiterer Ansatz trägt den Titel „Schule des Lebens“ – dabei besuchen Künstlerinnen und Künstler mit Fluchterfahrung Schulen und suchen den Dialog mit jungen Menschen. Die Schülerinnen und Schüler bekommen so die Möglichkeit, anhand der persönlichen Erfahrungen und künstlerischen Ausdrucksformen die Lebenswelt der Geflüchteten kennenzulernen und besser zu verstehen.

  • Theater: Die Malteser Werke sehen Kunst als universelle Sprache, die Menschen zusammenbringt und Verständnis schaffen kann. Eine ideale Bühne dafür bietet – buchstäblich – das Theater mit seinen einzigartigen Möglichkeiten, die weit über reine Unterhaltung hinausgehen. Für das Projekt der Malteser Werke, das noch in Arbeit ist, wurde die Form des Playback-Theaters gewählt. Dabei werden die Zuschauenden zu aktiven Teilnehmenden, indem sie ihre eigenen Geschichten und Emotionen mit dem Theaterteam teilen.

Wie sind die Reaktionen auf das Projekt?

„Kreative Ausdrucksformen sind auf der einen Seite eine schöne Abwechslung vom Alltag voller Sorgen“, sagt Sinan Yaman. Doch das sei nicht alles: „Die Reaktionen sind durchweg positiv, ausnahmslos. Egal, wo die Begegnungen stattfanden, es gibt strahlende Augen und Gesichter.“ Immerhin sei Kunst die erste Sprache, die wir hatten, eine universelle Sprache, die mehr als alles andere verbinden könne. Yaman fasst die bisherigen Erfahrungen so zusammen: „Es kommen Prozesse auf sehr vielen Ebenen in Gang, zwischen Eltern, Kindern, Geflüchteten oder Betreuern. Wir haben einen Raum ohne Hürden geschaffen und dafür erfahren wir viel Dankbarkeit. Das ist sehr schön zu beobachten.“

KUNST GRENZENLOS und mentale Gesundheit

Kunst und mentale Gesundheit sind eng miteinander verbunden, da kreative Tätigkeiten wie Malen, Zeichnen oder Musik einen positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden haben können. Diese und weitere Schnittstellen fördern eine besondere abteilungsübergreifende und synergetische Zusammenarbeit zwischen den beiden Projekten KUNST GRENZENLOS und MENTALE GESUNDHEIT / Ukraine Hilfe bei den Malteser Werken. Durch die Vernetzung sowie die Planung und Umsetzung gemeinsamer Aktionen und Veranstaltungen werden somit Ressourcen gebündelt und mehr Angebote und Qualität geschaffen.

Ausstellung Im Oktober in Schwerin

Die nächste Ausstellung von KUNST GRENZENLOS startet am 12. Oktober in Schwerin mit einer Vernissage und endet am 27.10. Veranstaltungsort ist das Kunst-Wasser-Werk e.V.


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