Anderen in Not zu helfen, ist eine große Verantwortung
Klaus (50) engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für den Malteser Hilfsdienst, als Leiter der Fachberater Hilfsorganisationen (HiOrg) und als Einsatzleiter bei Großveranstaltungen – wie dem Rosenmontagszug in Köln.
Darum geht's:
Welche Helfer sind bei solchen Großeinsätzen vor Ort?
Jetzt beim Rosenmontagsumzug des Kölner Karnevals hatten wir 500 Einsatzkräfte vor Ort – aus allen vier Hilfsorganisationen. Da wir ein Sanitätszug sind, waren das natürlich vor allem Sanitäter, aber auch Logistik-Mitarbeiter. Es ist ja so, dass die Helfer aus ganz Deutschland zusammenkommen. Für sie werden Unterkünfte aufgebaut, sie brauchen Essen, müssen verpflegt werden. Auch diese Aufgaben werden von 20 bis 30 ehrenamtlichen Helfern übernommen. Das alles ist eine logistische Herausforderung, der Kölner Karneval ist bundesweit eine der größten Veranstaltungen: Mehr als eine Million Menschen sind auf den Straßen, 11.000 Teilnehmer ziehen durch die ganze Stadt.
Unterwegs mit Tomatolix
YouTuber Tomatolix hat sich den Einsatz als Praktikant mal genauer angeschaut. Wie er den Tag als Sanitäter am Rosenmontag in Köln erlebt hat, siehst du im Video.
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.
Melden sich viele Helfer freiwillig für den Einsatz?
Ja, der Rosenmontagszug ist ein traditioneller Umzug, der viel von Familien besucht wird. Spaß und Freude stehen im Vordergrund, weniger beispielsweise der Alkohol. Dabei zu sein und denjenigen zu helfen, die uns brauchen, ist für unsere Ehrenamtlichen ein großes Anliegen. Die meisten kommen schon seit Jahren zusammen.
Worauf müssen die Helfer vor allem achten?
Die Sicherheit aller Beteiligten steht absolut im Vordergrund. Dabei muss auch der Eigenschutz der Helfer berücksichtigt werden. Denn die Wagen, die durch die Straßen ziehen, stellen auch eine Gefahr dar. Wichtig ist vor Ort, dass wir Präsenz zeigen und gefunden werden, wenn wir gebraucht werden.
Was sind Probleme, mit denen du rechnen musst?
Wir haben vor Ort vor allem mit klassischen Sanitätsdienst-Einsätzen zu tun: Es kommt zu Erschöpfungszuständen, je nach Wetterlage gibt es Kreislaufzusammenbrüche, Unterkühlungen. Wir versorgen Schürfwunden, kümmern uns auch um internistische Notfälle wie etwa Herzinfarktpatienten. Und natürlich verlieren sich auch immer wieder Menschen in dem Gedränge – etwa Eltern und ihre Kinder. Deshalb hatten wir 24 stationäre Sanitätsstationen an der Zugstrecke. Sie alle waren so gelegen, dass sie gut erreichbar waren, aber auch die Transportwege vom Ort weg frei waren. Insgesamt hatte der Sanitätsdienst etwa 200 Rosenmontagseinsätze entlang des Zugwegs.
Wie schläfst du vor solchen Großeinsätzen?
Grundsätzlich haben wir durch unsere lange Erfahrung eine gewisse Routine. Ich habe erfahrene Kollegen, die wissen, was sie tun. Das beruhigt ungemein. Aber eine kleine Ungewissheit gibt es natürlich immer. Deshalb schlafe ich zwar beruhigt ein – mit der Hoffnung, dass wir alle möglichen Szenarien berücksichtigt haben. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass das bislang immer der Fall war und wir gut aufgestellt waren.
Wie wichtig ist das Team für dich?
Sehr wichtig. Solche Einsätze bestehen daraus, dass wir wie eine Kette agieren, in der jedes Glied funktioniert. Kommunikation und gegenseitige Unterstützung sind dabei das Wichtigste. Und das klappt bei uns einfach: Durch unsere jahrelange Erfahrung und gemeinsame Zusammenarbeit wissen wir genau, wie die anderen sind und schätzen uns dafür.
Wovor hast du am meisten Respekt?
Das ehrenamtliche Engagement der Helfer beeindruckt mich sehr. Sie sind alle freiwillig da, um die Verantwortung dafür zu übernehmen, anderen Menschen in Not zu helfen. Ich finde, darauf können sie wirklich stolz sein.
Was war die kritischste Situation, die du bei einer Großveranstaltung erlebt hast?
Im vergangenen Jahre geriet eine Pferdekutsche außer Kontrolle, es gab mehrere Verletzte. Das war eine brenzlige Situation, aber alle unsere Maßnahmen haben gegriffen und wir konnten allen Verletzten helfen. Und dann gab es vor vielen Jahren noch einen tragischen Unfall, an den ich heute noch öfter denke: Ein so genannter Wagenengel, der beim Umzug die Wagen begleitet, damit niemand zu Schaden kommt, geriet selbst unter einen und verstarb. Das war schrecklich.
Das sind sicherlich Situationen, die auch die Helfer sehr belasten …
Ja, wir haben auch immer etwa zehn Mitarbeiter von der psychosozialen Notfallvorsorge im Einsatz. Das sind geschulte Kräfte, die in Krisensituationen für Betroffene, ihre Angehörigen und eben auch die Helfer da sind.
Gibt es ein Erlebnis, an das du besonders gerne zurückdenkst?
Zum Glück sehr viele, denn die schönen Momente überwiegen beim Kölner Karneval immer. Alle sind sehr freundlich und die Helfer erfahren viel Wertschätzung – auch mal in Form eines Bützchens (Kölsch für Küsschen). Das ist sehr schön.
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