Mit dem eigenen Tod umgehen: Überwinden Sie die Angst
Der Tod gehört zum Leben dazu. Für viele ist er jedoch ein Tabuthema. Manche Menschen haben Angst vor ihm, andere setzen sich wiederum bewusst mit der eigenen Sterblichkeit auseinander. Zusammen mit dem Philosophen Wilhelm Schmid versuchen wir, dieses schwierige Thema etwas aufzuklären.
Der Tod gehört zum Leben
Wir alle wissen, dass wir irgendwann sterben werden. Der Tod gehört unausweichlich zum Leben dazu. Je älter wir werden, desto mehr Berührungspunkte haben wir in der Regel mit dem Thema Tod. Vielleicht hat man schon den Verlust eines nahestehenden Menschen erlebt. Das kann uns auch die eigene Sterblichkeit vor Augen führen. Mit dem eigenen Tod umzugehen, fällt manchen Menschen schwer. Einige haben auch Angst vor dem Tod. Warum ist das so? „Der Tod trennt uns vom Leben, und das freut wenige“, sagt Philosoph Wilhelm Schmid, der nach dem Verlust seiner Frau ein inspirierendes Buch über den Tod geschrieben hat („Den Tod überleben – Vom Umgang mit dem Unfassbaren“, Insel Verlag). „Viele Menschen haben aber vermutlich eher Angst vor dem Sterben als vor dem Tod. Weil das Sterben unvorhersehbar und unkalkulierbar ist. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Dass uns das ängstigen kann, ist vollkommen menschlich“, sagt Schmid.
Trost für Trauernde
Wenn ein nahestehender Mensch stirbt, kann die Trauer überfordern. Im Rahmen des Malteser-Projekts „Via. Trauer neu denken.“ unterstützen qualifizierte Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter Trauernde per Online-Beratung oder E-Mail und helfen beim Umgang mit Gedanken, Ängsten und Sorgen.
Und auch abseits des Internets leisten die Malteser Hilfestellung: Hier geht es zur Trauerbegleitung der Malteser.
Muss man sich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen?
Auch wenn der Tod unumgänglich ist: Niemand muss sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen und aufs Sterben vorbereiten. „Jeder Mensch darf frei entscheiden, ob und wie er mit dem eigenen Tod umgehen möchte. In der Regel spürt man, was einem gut tut und was man braucht. Für manche ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod heilsam, andere brauchen sie gar nicht. Beides ist zu akzeptieren. Es wird bei diesem Thema oft zu viel Druck auf Menschen ausgeübt“, sagt Schmid. Eine Beschäftigung mit dem eigenen Tod könne aber helfen, Ängste, die möglicherweise mit ihm zusammenhängen, abzubauen, so der Philosoph.
Letzte-Hilfe-Kurse
Das Sterben und der Tod können uns hilflos machen. In sogenannten Letzte-Hilfe-Kursen lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Strategien, wie sie mit dem (eigenen) Tod umgehen können. Sie erfahren, wie sie vorsorgen können und welche Entscheidungen am Lebensende gegebenenfalls zu treffen sind. Außerdem lernen sie, wie sie anderen am Ende ihres Lebens beistehen können. Viele praktische Tipps geben Sicherheit rund um das Thema Sterben. Kursangebote für Letzte-Hilfe-Kurse gibt es zum Beispiel auf letztehilfe.info.
Reise ins Ungewisse: Was kommt nach dem Tod?
So sicher wie der Tod ist auch der Fakt, dass niemand von uns weiß, was nach ihm kommt. Auch das kann verunsichern. „Wir können alle nur glauben, was nach dem Tod passiert“, sagt Schmid. Dieser Glaube kann religiös geprägt sein, dann glaubt man vielleicht an eine Auferstehung oder Wiedergeburt nach dem Tod. Und auch, wer nicht religiös ist, glaubt hinsichtlich des Todes etwas. „Wir glauben dann entweder, dass nach dem Tod nichts kommt. Oder wir glauben, dass es ein ,Nichts‘ nicht geben kann und irgendetwas nach dem Tod kommen muss. Alle Sichtweisen haben ihre Berechtigung“, sagt Schmid.
Ihn und seine Frau hat die Frage, was nach dem Tod kommen könnte, intensiv beschäftigt. Der Philosoph betrachtet das Thema naturwissenschaftlich: „Solange wir leben, wird unser Körper von Wärme- und Elektroenergie angetrieben“, sagt er. „Sterben wir, ist der Körper noch da – aber die Energie ist aus ihm verschwunden. Doch Energie kann nicht vernichtet werden. Für sie gilt der Energieerhaltungssatz, sie kann endlos umgewandelt werden. Ich persönlich vermute daher, dass die Energie eines Menschen, der gestorben ist, nach seinem Tod im Raum bleibt und erst nach und nach, über Monate oder Jahre, aus dem Raum diffundiert. Wissen tue ich es natürlich nicht. Aber aus vielen Gesprächen kenne ich Menschen, die das, was ich nach dem Tod meiner Frau gespürt habe, auch erlebt haben. Das Gefühl, der tote Mensch sei noch im Raum. Für mich war das immer ein sehr tröstlicher Gedanke, dass es sein kann, dass meine Frau energetisch noch ein Teil meines Lebens ist.“
Wer hilft bei Angst vor dem Tod?
Wer große Angst vor dem Tod hat, dem können Gespräche helfen. Etwa mit jemandem aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis oder mit einer therapeutisch geschulten Person, die nicht direkt ins eigene Leben involviert ist. Sprechen Sie dazu Ihre Ärztin oder Ihren Arzt an. Bei akuten Sorgen oder (Todes-)Ängsten können Sie sich Tag und Nacht auch an die Telefonseelsorge unter den Nummern 0800 1110111 oder 0800 1110222 wenden.
Eine Vorbereitung auf den eigenen Tod kann Angehörige entlasten
Wilhelm Schmid rät Menschen, die überlegen, wie sie mit dem eigenen Tod umgehen könnten, von den vielen Perspektiven auf den Tod die zu finden, die sich für sie gut und richtig anfühlt. „Das, wozu man gut stehen kann, ist dann die eigene Lebenswahrheit“, sagt der Philosoph.
Hinterbliebenen kann es helfen, wenn jemand sich vor seinem Tod aufs Sterben vorbereitet hat und gewisse Dinge noch zu Lebzeiten geordnet und geregelt wurden. Zu den wichtigsten Dingen gehören dabei:
- ein Testament aufzusetzen, um Streitigkeiten um den Nachlass zu vermeiden. Bestimmte Gegenstände können auch schon zu Lebzeiten vermacht werden
- eine Patientenverfügung zu erstellen, die regelt, wie man medizinisch behandelt werden möchte, wenn man dies nicht mehr selbst entscheiden kann
- eine Vorsorgevollmacht für eine Vertrauensperson auszustellen
- seine eigene Bestattung zu planen oder anderen klar zu kommunizieren, wie man sie sich vorstellt. So läuft alles genau nach den eigenen Wünschen ab und Hinterbliebene müssen sich nicht fragen, ob sie die richtige Entscheidung treffen
- Alle wichtigen Dokumente (Bankunterlagen, Versicherungen etc.) übersichtlich in einem Ordner abzulegen
Bestattungsvorsorge & Co.: Den eigenen Abschied planen
Mit der oben verlinkten Bestattungsverfügung regeln Sie zu Lebzeiten alles rund um Ihre eigene Bestattung. Damit stellen Sie sicher, dass die Bestattung genauso abläuft, wie Sie es sich wünschen und entlasten Ihre Angehörigen in der Zeit der Trauer. Alle wichtigen Infos und praktische Vordrucke für Vorsorgevollmachten, Patienten- und Betreuungsverfügungen finden Sie außerdem hier.
„Wer vor seinem Tod keine klaren Verhältnisse schafft, bürdet anderen eventuell Auseinandersetzungen und Zweifel auf. Das kann man leicht vermeiden“, sagt Schmid. „Natürlich steht jeder Person frei, das zu tun. Niemand ist gezwungen, sich so auf das eigene Sterben vorzubereiten. Aber es kann andere entlasten und es ist in der Regel auch eine Entlastung für einen selbst. Denn wenn einmal alles geklärt ist, kann man sich wieder ganz dem Leben widmen.“ Und ein schönes Leben zu leben, das ist für Schmid eigentlich die beste Vorbereitung auf das Sterben. „Wer dankbar ist für das, was war; wer keine Reue und Schuldgefühle verspürt und nicht das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben, dem fällt der Umgang mit dem Tod leichter.“