Engagement im Alter: Geflüchtete unterstützen

Krieg und Vertreibung zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und in der Fremde Schutz zu suchen. Ältere Menschen, die selbst oder über ihre Eltern Fluchtschicksale erlebt haben, können mit ihrer Lebenserfahrung im Ehrenamt viel für die Geflüchteten erreichen.

Warum Geflüchtete Hilfe benötigen

Wenn Geflüchtete, ganz gleich aus welchem Land, in Deutschland angekommen sind, haben sie meist eine lange und gefährliche Reise hinter sich. Viele sind von ihren Familien getrennt unterwegs, darunter auch zahlreiche Minderjährige, nicht selten traumatisiert durch Erlebnisse vor und während der Flucht.

Viele ältere Bundesbürger wissen noch, wie schwer das ist: 14 Millionen Deutsche mussten ab Ende 1944 in endlosen Trecks ihre Heimat in Ostpreußen, Pommern, Brandenburg oder Schlesien in Richtung Westen verlassen. Und auch die nachfolgende Generation bekam die Auswirkungen der Flucht noch zu spüren. Doch nicht nur das; auch zwischen der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Jahr 1949 und dem Mauerbau 1961 flohen rund 2,8 Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Trotz großer Gefahren nahmen tausende Menschen bis zum Mauerfall 1989 die Gefahren einer Flucht auf sich. Mit wenigen Habseligkeiten und unter Einsatz des eigenen Lebens fliehen zu müssen – das ist heute so schlimm wie damals.

Die erste Unterbringung der Geflüchteten erfolgt in Sammelunterkünften. Hier beginnt das Warten auf den positiven Asylbescheid oder die Rückführung. Ein Prozess, der sechs Monate und länger dauern kann und für die Menschen mit vielen neuen Herausforderungen verbunden ist. Fehlende Sprachkenntnisse, komplizierte bürokratische Prozesse, ein Leben auf engem Raum mit fremden Menschen aus bis zu 20 Nationen, religiöse und kulturelle Unterschiede und nicht zuletzt sehr eingeschränkte Beschäftigungsmöglichkeiten machen es den Menschen nicht leicht.

Eine Arbeitserlaubnis gibt es frühestens nach drei Monaten, Integrationskurse sind während des laufenden Asylverfahrens nur für Geflüchtete mit (nach Behördenauffassung) „guten Bleibeperspektiven“ möglich – sofern es freie Plätze gibt. Auch der Kontakt zu Einheimischen ist nicht einfach: die Aufnahmeeinrichtungen liegen oft außerhalb der Stadtzentren, die Sprachbarriere erschwert Begegnungen – leider ebenso wie Vorurteile oder Gleichgültigkeit.

Viele dieser Herausforderungen können gemeinsam mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern besser gemeistert werden und bieten auch Seniorinnen und Senioren viele Möglichkeiten für persönliches Engagement.

Ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe

Die Möglichkeiten, sich auch im Alter ehrenamtlich für Geflüchtete zu engagieren, sind vielfältig. Einige Beispiele möchten wir hier nennen:

Spenden sammeln

In Erstaufnahmeeinrichtungen fehlt es an vielem – von Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln über Kleidung bis hin zu Spielzeug für die Kinder. Hier kann jeder beziehungsweise jede mit eigenen Sachen helfen oder – noch besser – ehrenamtlich weitere Spenden organisieren: in der Familie, bei Freunden, Nachbarn oder im Verein. Woran besonderer Bedarf besteht, erfährt man bei den Verantwortlichen oder Organisationen vor Ort.

Kinderbetreuung

Kinder wollen spielen, lernen, Spaß haben. Hier gibt es die Option, sich regelmäßig einzubringen und mit den Kindern und Jugendlichen zu spielen, sie bei den Hausaufgaben zu unterstützen oder beim Erlernen der deutschen Sprache, der Sitten und kulturellen Besonderheiten.

Führungen und Begegnungen

Wo ist das Amt? Wo die Post? Wo kann man gut einkaufen oder einfach entspannt einen Tee trinken? Ein gemeinsamer Spaziergang durch den Ort kann viele Fragen beantworten und gibt Geflüchteten einen Einblick in die neue Umgebung. Für die Ehrenamtlichen ist es eine gute Gelegenheit, die Menschen kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und vielleicht auch Freunde und Verwandte mit den neuen Nachbarn in Kontakt zu bringen.

Sport und Freizeit

Sport ist eine Sprache, die alle Menschen verstehen, und eine tolle Möglichkeit für mehr Integration. Ganz gleich, ob Fußball, Turnen oder Schwimmen – die entsprechenden Vereine sind ein perfektes Umfeld für ehrenamtliche Arbeit mit Geflüchteten. Wer die Möglichkeit hat, hier ein Angebot zu schaffen, schenkt den Menschen ein ganz besonderes Highlight.

Wohnung

Geflüchtete, die in Deutschland bleiben können, brauchen eine Wohnung für sich und ihre Familie. Eine große Herausforderung beim derzeitigen Wohnungsmarkt. Auch in diesem Bereich ist ehrenamtliche Hilfe möglich – sei es durch die Vermittlung von Vermietern und Wohnungsgesellschaften, durch die Unterstützung bei der Suche über Immobilienportale oder die Begleitung bei Besichtigungen.

Behördengänge

Kontakt mit Behörden, Formulare und Fristen gehören zum Alltag der Geflüchteten. Ohne Sprachkenntnisse eine zusätzliche Barriere. Die Begleitung bei Behördengängen und Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen ist daher auch eine typische Aufgabe für das Ehrenamt. Wichtig: Für juristische Fragen und Beratung bleiben Expertinnen und Experten die einzig richtigen Ansprechpartner.

Die Malteser Integrationslotsen

Die Integrationslotsen sind ein Programm der Malteser zu Unterstützung von Geflüchteten. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden Einzelpersonen oder Familien zur Seite gestellt. Als „Tandem“ können sie so gemeinsam alle Herausforderungen angehen. Hierbei reichen schon 1 bis 2 Stunden Einsatz in der Woche – entscheidend ist die Regelmäßigkeit.

Inzwischen gibt es über 2.650 Integrationslotsen an mehr als 75 Standorten. Sie betreuen zusammen rund 8.200 Geflüchtete.

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

Qualifikation und Weiterbildung fürs Ehrenamt

Natürlich ist der Wunsch zu helfen, mit Menschen zusammenzuarbeiten und offen auf sie zuzugehen die wichtigste Grundlage für eine solche ehrenamtliche Tätigkeit. Trotzdem ist es wichtig, sich vorher zu informieren und auch rechtliche und versicherungstechnische Aspekte im Blick zu haben. Die meisten Hilfsorganisationen bieten daher spezielle Kurse für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer an. Hier wird man ausführlich vorbereitet und aufgeklärt. Natürlich stehen die hauptamtlichen Helferinnen und Helfer und erfahrene Ehrenamtliche auch darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite.

Weiterführende Infos und Links zum Thema

Die Malteser Flüchtlingshilfe kümmert sich mit eigenen Einrichtungen und zahlreichen Mitarbeitenden um Geflüchtete.

Viele weitere Organisationen und Initiativen informieren ausführlich zum Thema Flüchtlingshilfe und/oder Ehrenamt, bieten weiterführende Info-Materialien und führen Kontaktadressen überall in Deutschland auf. Ein kleiner Überblick:


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