Welthunger: Dürre und Krieg verschärfen die Situation

Jeder zehnte Mensch auf der Welt hungert. Klimawandel, Kriege und die Corona-Pandemie haben die Situation verschärft. In vielen Ländern sorgt vor allem anhaltende Dürre für eine Verknappung von Getreide und Trinkwasser. Und es dürfte noch schlimmer werden!

Darum geht's:


Jeder 10. Mensch auf der Welt hungert

17 Nachhaltigkeitsziele haben sich die Vereinten Nationen für die Zukunft vorgenommen. Sie sind auch bekannt als Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Bis 2030 sollen verschiedene soziale, ökologische und ökonomische Ziele erreicht werden. Fast 200 Länder beteiligen sich daran. Eines der Ziele heißt: „Kein Hunger“. Grundsätzlich waren wir mit diesem Ziel schon einmal auf einem guten Weg, denn zwischen 2000 und 2014 ging der Welthunger zurück. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Situation wieder verschlimmert. Krieg, bewaffnete Konflikte, der Klimawandel und die Corona-Pandemie haben zur Folge, dass wieder mehr Menschen an Hunger leiden.

Im Jahr 2020 betraf das zehn Prozent der Weltbevölkerung, so schätzten es die Vereinten Nationen. Und seitdem hat sich die Lage noch einmal deutlich zugespitzt: Aus dem „Global Report on Food Crises 2022“ des Welternährungsprogramms (World Food Programme, kurz WFP) geht hervor, dass sich der akute Hunger weltweit auf einem Höchststand befindet. Im Jahr 2021 waren rund 193 Millionen Menschen in 53 Ländern oder Gebieten von „akutem Hunger auf Krisenniveau oder schlimmer“ betroffen – 40 Millionen mehr als im Jahr davor. Generell von Hunger betroffen sind bis zu 828 Millionen Menschen. Das WFP teilte zudem im Juni 2022 mit, dass aufgrund des zunehmenden Hungers und des geradezu explodierenden Bedarfs die Lebensmittelrationen für Geflüchtete signifikant verringert werden mussten. Am stärksten betroffen sind auf der Flucht befindliche Menschen aus Äthiopien, Kenia, Südsudan und Uganda.

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Hunger bedeutet, dass jemand weniger Kalorien zu sich nimmt, als es für die Person nötig wäre. Ein erwachsender Mensch braucht im Schnitt täglich 2100 Kalorien. Aber nicht nur die Kalorienanzahl ist entscheidend für ein gesundes Leben ohne Hunger, auch die richtige Nährstoffzufuhr ist wichtig. Wer zu wenige Vitamine und Mineralien zu sich nimmt, leidet an Unterernährung. Davon sind vor allem Schwangere und Kinder bedroht. Diese Form wird als verborgener Hunger bezeichnet, weil er am schwersten erkennbar ist.

Die Hauptursachen für Unterernährung sind verschiedene Katastrophen und Armut. In der Regel sind nicht einzelne Menschen, sondern eine ganze Region davon betroffen. Dort fehlt der Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten. Durch Unterernährung sinkt die Produktivität der Menschen, was wiederum die Armut verstärkt. Kommen nun auch noch Katastrophen wie Dürre, Überschwemmung oder bewaffnete Konflikte dazu, kann es schnell zu einer Hungerkrise oder sogar zu einer Hungersnot kommen.

Vor der Hungersnot kommt die Hungerkrise

Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen beschreibt fünf Phasen von Ernährungsunsicherheit. Ab Phase 3 wird von einer Hungerkrise gesprochen. Das bedeutet, die Menschen leiden an Unterernährung, weil sie entweder nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu Nahrungsmitteln haben oder den Mindestbedarf gerade so decken können. Das schaffen sie nur, wenn sie ihren gesamten Besitz dafür aufwenden. Davon betroffen sind vor allem die Menschen in Ost- und Zentralafrika. Phase 4 ist der Hungernotfall. Das betrifft unter anderem die Länder Südsudan, Nigeria, Jemen und Venezuela. Die Menschen haben so wenige Nahrungsmittel, dass immer mehr aufgrund von Unterernährung sterben. Wenn sie es aus eigener Kraft schaffen, den Mindestbedarf zu decken, dann nur durch den Verkauf von Vermögenswerten und indem sie auf andere wichtige Dinge – darunter Bildung – verzichten.

Die Hungersnot ist Phase 5. Die Menschen haben so wenig Nahrungsmittel und auch Hygieneartikel, dass sie extrem unterernährt sind. Dadurch steigt die Sterblichkeitsrate auf ein sehr hohes Maß an. Diese Phase ist dann erreicht, wenn mindestens 20 Prozent der Bevölkerung einer Region weniger als 2100 Kilokalorien pro Tag essen können, wenn mindestens 30 Prozent der Kinder akut unterernährt sind und wenn mindestens zwei von 10.000 Menschen pro Tag aufgrund von Hunger sterben. Die Hungersnot ist meistens zeitlich und lokal begrenzt. Sie entsteht vor allem dann, wenn in den von Hunger betroffenen Regionen zusätzlich Kriege, Unruhen oder Naturkatastrophen ausbrechen, wie es seit Jahren im Südsudan der Fall ist.

Daten, Zahlen, Fakten

Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2021 rund 828 Millionen Menschen nicht genug zu essen hatten. Das sind 10 Prozent der Weltbevölkerung oder anders gesagt: jeder zehnte Mensch. Von dieser Gruppe der Hungerleidenden sind etwa acht Prozent von akutem Hunger betroffen. Dieser Begriff wird verwendet, wenn die Betroffenen zum Beispiel durch Katastrophen oder Kriege während eines abgrenzbaren Zeitraums an Unterernährung leiden.

Vor allem Kinder sind betroffen. Sie sterben auch am häufigsten an Mangelernährung. Würden Nahrungsmittel auf der ganzen Welt gerecht verteilt, könnten alle Menschen zumindest quantitativ satt werden. Die FAO (Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen) hat ausgerechnet, dass die Agrarproduktion bis 2050 um mehr als 70 Prozent gesteigert werden müsste, um die weltweit steigende Nachfrage an Nahrungsmitteln zu stillen.

Ursachen für Hunger in der Welt

Es gibt viele Gründe, warum Menschen auf der Welt Hunger leiden. Häufig herrscht in den betroffenen Regionen schon eine gewisse Armut. Die Menschen haben nicht genug Geld für Nahrung, Medikamente und Bildung. Wenn sie krank werden, können sie nicht mehr so viel arbeiten und sich dann noch weniger Essen leisten. Frauen sind weltweit am häufigsten betroffen. Wenn die ökonomische und soziale Lage sowieso schon schlecht ist, dann wirkt alles, was noch dazu kommt, wie der Funke, der die Explosion auslöst. Bewaffnete Konflikte und Kriege verschärfen die Situation wie beispielsweise in Syrien, wo schon seit mehr als 11 Jahren Krieg herrscht. Landwirte können ihre Felder nicht mehr bewirtschaften, weil sie entweder geflohen sind oder alles zerstört wurde, was sie für die Landwirtschaft benötigen. Damit werden insgesamt weniger Lebensmittel hergestellt. Mit der Zerstörung von Infrastrukturen und eingeschränkter Sicherheit bricht auch der Handel zusammen. Nahrungsmittel werden seltener und dadurch teurer.

Wie stark Kriege Einfluss auf den Welthunger nehmen, zeigt der anhaltende Ukraine-Krieg. Länder wie Benin, Somalia, Sudan und in besonderem Maße Kenia sind von Getreidelieferungen aus der Ukraine abhängig. Dort sind Lebensmittel aufgrund von anhaltender Trockenheit ohnehin schon knapp, ein großer Teil des Viehs ist bereits gestorben und vielerorts herrscht nie gekannter Hunger.

Ein weiterer Auslöser für Hungerkrisen sind Naturkatastrophen und der Klimawandel. Schon immer haben Dürren oder Überschwemmungen die Menschen hungern lassen, weil Ernten zerstört werden. Passiert so etwas mehrmals hintereinander, können die Menschen keine neuen Vorräte aufbauen. Um sich selbst zu ernähren, verbrauchen sie Saaten oder schlachten ihr Vieh. Der Klimawandel führt seit vielen Jahren zu immer häufigeren extremen Wetterphänomenen. Die Menschen im Südsudan erleben schon das dritte Jahr hintereinander Überschwemmungen – zusätzlich zu anhaltenden Konflikten. In Madagaskar beispielsweise haben im Januar und Februar 2021 innerhalb von vier Wochen drei Tropenstürme gewütet. Sich davon zu erholen, dauert lange. Und das klappt selten ohne Hilfe.

Dürre ist vielerorts gerade das größte Problem

Anhaltende Trockenheit, ausfallende Regenzeiten, verdurstete Nutztiere, zerstörte Ernten und Feuersbrünste – Hunger und Armut nehmen durch Dürre stark zu. Süßwasser ist in einigen Teilen der Welt ohnehin ein knappes Gut und starkes Bevölkerungswachstum im Zusammenspiel mit tendenziell zunehmender Wasserknappheit zeichnen vor allem für Länder des Globalen Südens ein düsteres Bild. Die Welthungerhilfe warnt in diesem Zusammenhang vor Unruhen, Kämpfen und verstärkten Fluchtbewegungen. Im Allgemeinen wird zwischen drei Dürre-Typen beziehungsweise Abstufungen unterschieden:

  1. Meteorologische Dürre: Der Beginn einer Dürre. Während einer meteorologischen Dürre verzeichnet eine Region unterdurchschnittliche Niederschlagswerte.
  2. Landwirtschaftliche Dürre: Per Definition ein „lang andauernder, starker Mangel an Wasser“. Ernten und Pflanzenwachstum sind davon betroffen.
  3. Hydrologische Dürre: Starker Mangel an Grundwasser beziehungsweise niedrige Wasserstände in Flüssen und Seen. Das schlechte Haushalten mit Wasserreserven kann ebenfalls ein Faktor sein.

Darüber hinaus gibt es den Begriff „Megadürre“. Damit bezeichnet man eine mindestens zehn Jahre anhaltende Dürre oder, weniger konkret, eine extreme beziehungsweise besonders langanhaltende Trockenperiode.

Projekte zur Bekämpfung von Welthunger

Um den Hunger in der Welt bis 2030 zu stoppen, ist leider noch einiges zu tun. Das Gute ist: Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt widmen sich der Bekämpfung des Hungers. Das sind beispielsweise die Welthungerhilfe, Brot für die Welt und Malteser International. Diese und viele andere Organisationen helfen den Betroffenen mit verschiedenen Projekten, bei denen es nicht nur darum geht, den Menschen Nahrungsmittel zu liefern. Es geht vor allem darum, die Infrastruktur in den betroffenen Gebieten wieder aufzubauen, die Menschen mit Bildung zu unterstützen und eine standortgerechte Landwirtschaft anzukurbeln. Auf diese Weise sollen die Lebensbedingungen langfristig verbessert werden.

Ein Projekt der Malteser International in der Region um Wau im Südsudan soll die Ernährung sicherstellen und den Menschen Zugang zu sauberem Wasser gewährleisten. Dafür werden unter anderem Brunnen in Wau instandgesetzt, Saatgut und Werkzeug verteilt und in verschiedenen Gemeinden Trainings für Landwirtschaft durchgeführt. Außerdem unterstützen die Helferinnen und Helfer die Fakultät für Landwirtschaft der Catholic University Wau bei Pflanzenzuchtversuchen.

Du hilfst mit deiner Spende

Die Malteser sind in vielen von Hunger betroffenen Regionen weltweit aktiv. Sie unterstützen die betroffenen Menschen mit unter anderem mit Lebensmitteln, Saatgut und sauberem Wasser. Möchtest du sie unterstützen, kannst du das hier mit einer Spende tun.


#Hilfe weltweit

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