Geburtsklinik in Bethlehem – ein ungewöhnliches Krankenhaus

Nur 800 Meter von dem Ort entfernt, an dem der Überlieferung nach Jesus Christus geboren wurde, liegt eines der ungewöhnlichsten Krankenhäuser der Welt: das Holy Family Hospital Betlehem. In der Region hat die Klinik Vorbildfunktion. Der Krieg im nahegelegenen Gaza stellt das Krankenhaus vor besondere Herausforderungen.

Darum geht’s


Was ist das Holy Familiy Hospital Bethlehem?

Das Holy Family Hospital Bethlehem (das Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie) wurde 1985 auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. von den Maltesern als Geburtsklinik eröffnet. Im Zentrum der Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis steht das Krankenhaus allen offen – ganz gleich ob Christen, Muslimen oder Juden, ganz gleich ob reich oder arm.

Was macht die Klinik so besonders?

Mehr als 90.000 Babys haben in der Geburtsklinik, die als die beste und modernste des gesamten Westjordanlandes gilt, das Licht der Welt erblickt. Auf der Neugeborenen-Intensivstation werden jedes Jahr 450 Kinder behandelt. Zudem ist die Einrichtung das einzige Hospital in der Region, das Frühchen retten kann, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden. Außerdem ist sie die einzige Klinik des Westjordanlandes, die in der Lage ist, Hochrisiko-Schwangerschaften zu betreuen.

Dr. Micheline Alquassi, Ärztin auf der Neugeborenen-Intensivstation: „Es ist ein ganz besonderes Krankenhaus, denn man schenkt jeden Tag Freude. Man gibt neues Leben. Wir alle versuchen unser Bestes, um die Menschen glücklich zu machen. Denn wissen Sie, unser Volk lebt hier wie in einem Gefängnis. Und wenn Menschen in die Klinik kommen, geht es nicht nur darum, bei der Geburt zu helfen, sondern ihnen auch das Gefühl eines Zuhauses zu geben. Wenn eine Mutter länger bleiben will, dann kann sie bleiben“.

Warum ist diese Geburtsklinik so wichtig?

In das Holy Family Hospital Bethlehem kommen Mitarbeiterinnen der UN genauso wie Palästinenserinnen aus allen Schichten, Frauen aus Flüchtlingslagern oder den in der Wüste verstreuten Beduinencamps. Das Motto der Klinik: „Niemand wird jemals abgewiesen.“ Religion spielt ebenso wenig eine Rolle wie ethnische Zugehörigkeit oder die wirtschaftlichen Verhältnisse. Normalerweise müssen Patientinnen 50 Prozent der Behandlungskosten selbst tragen, den Rest übernimmt das Holy Family Hospital aus Mitteln der Stiftung, Zuwendungen der Malteser und Spenden.

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„Wenn die Patientinnen nicht viel Geld haben, zahlen sie, was sie können“, erklärt Michelle Burke Bowe, Präsidentin der Holy Family Hospital Foundation, die das Krankenhaus trägt: „Aber viele sind so arm, dass sie gar keine Mittel haben“. Das Holy Family Hospital hilft ihnen allen, versorgt bedürftige Mütter und Kinder kostenlos – und das mit medizinischen Standards, von denen Expertinnen und Experten sagen, dass sie denen in Westeuropa entsprechen. Kein Wunder, dass die Geburtsklinik in dem imposanten Steinbau weit über die Grenzen Bethlehems bekannt ist. Werdende Mütter reisen aus entfernten Orten wie Hebron oder Jericho an.

Die Auswirkungen des Krieges vor der Haustür

Nur 75 Kilometer entfernt von Bethlehem tobt seit Ende 2023 Krieg in Gaza. Die Auswirkungen sind in der Stadt und im Krankenhaus deutlich spürbar. Pilger und Touristen bleiben aus, die ökonomische Lage verschlechtert sich und Straßensperren erschweren den Transport von Medikamenten und Kranken. In solch unsicheren Zeiten kommt es vermehrt zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Frühgeburten. Daher ist die Intensivstation des Holy Family Hospital Betlehem voll ausgelastet.

Und da der Süden Bethlehems als unsicher eingestuft wurde, konnte auch die mobile Klinik zeitweise nicht in die Wüste beziehungsweise in die abgelegenen Dörfer fahren, um den Schwangeren vor Ort zu helfen. Seit Frühjahr 2024 ist das wieder möglich, doch die Bedingungen bleiben schwierig. Es ist nun wichtiger denn je, dass die Geburtsklinik ihre Tore für die Menschen offenhält und ihnen die dringend benötigte Hilfe zukommen lässt. Ein besonderer Ort, auch (oder vor allem) in schweren Zeiten.

Tapfere Zwillinge: Keenan und Muntaser

Eine der unzähligen mutmachenden Erfolgsgeschichten der Klinik ist die Geschichte von Keenan und Muntaser und ihrer Eltern Malaak und Muhammad. Die werdende Mutter Malaak stellte in der 24. Schwangerschaftswoche fest, dass etwas mit ihren Babys nicht stimmt. Schnell stellt sich heraus, dass die Zwillinge deutlich früher als geplant auf die Welt geholt werden müssen. Mit einem Krankenwagen wird sie schließlich in die Klinik gefahren und die beiden Jungen erblicken nur zwanzig Minuten später das Licht der Welt. Keenan wiegt nur 540 Gramm und sein Bruder Muntaser lediglich 400 Gramm. Hinzu kommt, dass die beiden Jungen nach der Geburt allerlei Hürden überwinden müssen: darunter Hirnblutungen und mehrere Notoperationen. Doch die beiden sind stark und trotzen allen Rückschlägen. Schließlich schaffen sie es mithilfe der herausragenden Versorgung in der Geburtsklinik, Gewicht zuzulegen und auf die Stimmen ihrer Eltern zu reagieren. Ein kaum fassbares Glück für Malaak und Muhammad.

Wie kannst du der Geburtsklinik helfen?

Wenn du möchtest, kannst du diesem besonderen Ort aus der Ferne mit einer Spende helfen. Schon 100 Euro sichern die Pflege eines Frühgeborenen auf der Intensivstation durch eine Krankenschwester. Hier kannst du die Geburtsklinik mit deiner Spende unterstützen. Damit bescherst du den Familien Hoffnung, Heilung und Lebensfreude.


#Hilfe weltweit

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