Letzte Hilfe Kurs: Würdevolle Begleitung für Sterbende

Der Tod ist für viele Menschen immer noch ein Tabuthema. Deshalb herrschen oft Rat- und Hilflosigkeit, wenn Verwandte oder Freunde sterben. In sogenannten Letzte Hilfe Kursen lässt sich lernen, wie man mit dem nahen Ende des Lebens richtig umgeht. Hier werden praktische Tipps genauso vermittelt wie wichtiges Wissen etwa über Patientenverfügungen. Astrid Karahan und Uwe Enenkel vom Malteser Hospiz-Zentrum Bruder Gerhard in Hamburg bieten diese Kurse an.

Darum geht's:


Was ist der Letzte Hilfe Kurs?

Wenn Angehörige oder Freunde schwer erkranken und sterben, macht das viele Menschen hilflos: Sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wie sie helfen können. In den so genannten Letzte Hilfe Kursen lernen Interessierte, wie sie Betroffenen am Ende ihres Lebens beistehen können. Die Kurse dauern in der Regel zwischen drei und vier Stunden, vermitteln Basiswissen, Orientierungen und praktische Handgriffe. Primäres Ziel ist dabei nicht die Verlängerung des Lebens an sich, sondern die Linderung von Leiden und der Erhalt der Lebensqualität. Kursangebote findest du zum Beispiel auf der Seite letztehilfe.info.

Für wen ist der Kurs geeignet?

„Für alle Menschen“, sagt Astrid, „die meisten Teilnehmenden sind Mitte 30 bis Ende 70.“ Zwar kämen auch vermehrt Menschen in die Kurse, die unmittelbar betroffen sind – etwa, weil sie einen Verlust erlitten haben oder ein schwer krankes Familienmitglied haben. Aber: Die Mehrzahl der Kursteilnehmenden sind Menschen, die neugierig sind, sich einfach vorbereiten wollen. „Sie wissen vielleicht, dass ihre Eltern älter sind und möchten gewappnet sein für den Fall, dass sie krank werden.“

Warum gibt es die Kurse?

„Jeder Mensch kommt irgendwann mit dem Thema in Berührung, jeder ist einmal betroffen“, erklärt Uwe, „wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, konkret zu handeln, wenn es soweit ist. Außerdem ist es uns wichtig, die Themen Trauer und Tod wieder mehr in die Öffentlichkeit zu tragen, um so dazu beizutragen, dass sie mehr in den Alltag integriert werden.“ So seien Erste-Hilfe-Kurse fest in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein verankert: Jeder muss sie machen, bevor er einen Führerschein erhält. Aber. Was kann ich tun, wenn jemand in meinem Umfeld schwer erkrankt und sterben wird? Diesen Themenkomplex behandeln die Letzte Hilfe Kurse.

Wie läuft ein Letzte Hilfe Kurs ab?

Die Kursleitung besteht aus zwei Personen. Sie betreuen in der Regel kleine Gruppen von maximal 20 Menschen. In den Gruppen werden vier Themenkomplexe anschaulich behandelt. Erörtert wird unter anderem, wie man selbst mit einer Patientenverfügung vorsorgen kann und welche Entscheidungen gegebenenfalls zu treffen sind. Dabei werden auch ethische Fragen diskutiert. Ein wichtiger Teil der Kurse dient der praktischen Hilfestellung: Dazu gehört es auch, die Symptome zu erkennen und richtig zu deuten. „Das sind Fragen, wie ich jemandem helfen kann, der Durst hat, aber nicht mehr selbständig trinken kann“, sagt Astrid, „wir zeigen den Teilnehmern die Möglichkeiten auf – in dem Fall ein befeuchtetes Schwämmchen oder Wattestäbchen.“ Die Kursleitung bespricht mit den Teilnehmenden, wie körperliche Nähe helfen kann, wie man Schmerzen lindert und der Abschied gestaltet werden kann. Im letzten Teil des Kurses geht es um die Situation, wenn der Tod eingetreten ist. Wann muss etwa ein Arzt angerufen werden? An wen wende ich mich?   

Warum sind die Kurse wichtig?

„Wir haben in den Kursen immer wieder Menschen, die Angehörige verloren haben und die das Thema noch beschäftigt. Sie wollen sich versichern, ob sie alles richtig gemacht haben“, sagt Astrid. Zwar geben in Umfragen 70 Prozent der Menschen an, zu Hause sterben zu wollen, dennoch sei das bei wenigen der Fall. „Die Menschen erleben es kaum noch, dass Angehörige in ihrem Beisein zu Hause sterben. Der Tod ist aus dem Alltag verbannt. Und das löst Unsicherheiten aus.“ Auch die Frage, wie sich erkennen lässt, dass jemand bald stirbt, wird offen besprochen: Vor dem Tod ändern sich Hautfarbe und Atmung. In den Letze Hilfe Kursen gibt es keine Tabus. „Vor allem ist uns wichtig, den Leuten klar zu machen, dass sie das nicht alleine leisten müssen“, sagt Astrid, „es gibt örtliche, ambulante Hospizdienste und Palliativstützpunkte, die unterstützen.“

Was sind besondere Momente?

„Eigentlich ist in jedem Kurs mindestens eine Person dabei, die ein Aha-Erlebnis hat“, erzählt Uwe, „das liegt auch daran, dass wir den Raum geben, persönliche Fragen zu stellen.“ Anschließend werden die Kurse per Feedback-Bogen ausgewertet: „In der Regel werden sie sehr positiv bewertet. Das ist ein gutes Gefühl und zeigt uns, dass wir die Menschen erreicht haben. Krankheit und Tod gehören fest zu unserem Alltag dazu – und jeder kann morgen betroffen sein. Das sollten wir uns klarmachen. Und dass wirklich jeder Mensch etwas tun kann, um Kranke und Sterbende auf ihrem Weg zu begleiten. Wir wünschen uns einen unverkrampfteren Umgang mit dem Tod und hoffen mit den Kursen,  Ängste und Befürchtungen abbauen zu können.“ 


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