Existenz- und Zukunftsängste: Wie du damit umgehen kannst

Die Welt ist im Wandel und in Aufruhr. Bei einigen löst das Zukunfts- oder Existenzängste aus. Woran das liegt, was uns am stärksten belastet und wie du den Herausforderungen unserer Zeit mit mehr Resilienz begegnest, erfährst du hier.

Darum geht's:


Die Krisen unserer Zeit belasten viele

Hört das eigentlich nie auf? Das wird sich so manche und mancher in den letzten Monaten nicht nur einmal gefragt haben. Klimakrise, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise: Eine Schreckensnachricht jagt in letzter Zeit die nächste. Ausgang? Oft ungewiss. Das belastet viele junge Menschen enorm. Hinzu kommt häufig eine diffuse Zukunfts- oder sogar Existenzangst: Wie sicher sind unsere Jobs in Zukunft noch? Wie sieht es mit der Rente aus, wenn die Generation Z und die Generation Alpha einmal alt ist? Was passiert mit der Welt, wenn wir die Klimaziele verfehlen?

Flexibilität ist gefragt

Unsere Welt verändert sich permanent. Was für ihre Eltern teilweise noch vollkommen selbstverständlich war (Jahrzehnte in einem Unternehmen arbeiten, eine relativ sichere Rente haben, ein Haus bauen usw.), rückt für die jüngeren Generationen in weite Ferne. Langfristige Pläne zu schmieden, ist nicht mehr so leicht. Junge Menschen müssen sich in den sich stetig verändernden Strukturen immer neu verorten. Das führt wiederum zu Unsicherheiten, zu Zukunfts- und Existenzängsten. Die Bürgerinnen und Bürger fragen sich: Habe ich mich für die richtige Ausbildung entschieden? Tue ich genug, um das Klima zu schützen? Sorge ich privat ausreichend vor? Will ich Kinder haben und kann ich mir das leisten? Die Verantwortung, die heute auf den Schultern der jungen Menschen lastet, wiegt mitunter schwer. Und vieles, was die Zukunft betrifft, liegt schlichtweg nicht in unseren Händen. Auch das kann Ängste fördern.

Wenn die Angst überhandnimmt

Grundsätzlich ist Angst erstmal nichts Schlechtes und kann uns schützen. Bestimmt sie allerdings das Leben, kann das sehr einschränkend sein. Mehr zum Thema Angststörungen liest du hier.

Hoffnungsvoll im Hier und Jetzt

Es gilt trotz aller Krisen, hoffnungsvoll zu bleiben. Nur: Wie gelingt das? Niemand besitzt eine Glaskugel und kann uns verbindlich sagen, wie die Welt in fünf, zehn oder 50 Jahren aussieht.
Dennoch sind wir nicht ausgeliefert und können gewisse Dinge selbst beeinflussen. Diese Tipps können dir helfen, mit Zukunfts- oder Existenzängsten besser umzugehen:

  • Bestandsaufnahme machen. Schreibe deine Ängste und Sorgen auf. Schaue dann, was du davon selbst beeinflussen kannst und was nicht. Nimm dir Zeit, an Lösungen für Probleme zu arbeiten, auf die du Einfluss nehmen kannst (wer zum Beispiel Angst hat, im Alter nicht abgesichert zu sein, könnte sich mit Anlageoptionen beschäftigen etc.). Versuche, nicht über die Dinge zu grübeln, die außerhalb deines Einflusses liegen.
  • Achtsamkeit trainieren. Achtsamkeitstraining kann dich dabei unterstützen, Stress abzubauen, Ängste zu reduzieren, ausgeglichener zu sein und mehr im Hier und Jetzt zu leben. Schon mit kurzen, einfachen Übungen kannst du eine große Wirkung erzielen.
  • Entspannungsinseln schaffen. Ständiges Grübeln und Sorgen sind Stress für Körper und Seele. Versuche, dich regelmäßig zu entspannen. Zum Beispiel beim Yoga, beim Joggen oder bei Meditationen.
  • Auf die eigenen Stärken besinnen. Was kannst du gut? Welche Hürden hast du bereits gemeistert? Die Reflexion darüber erhöht dein Vertrauen in dich, auch mit zukünftigen Herausforderungen gut umgehen zu können.
  • Den Austausch suchen. Sprich mit Freunden oder der Familie über deine Sorgen. Vielen geht es vielleicht ähnlich, gemeinsam könnt ihr an Lösungsstrategien arbeiten.

Mit Apps zu mehr Achtsamkeit

Um Achtsamkeit zu trainieren, gibt es verschiedene Apps. Viele Krankenkassen erstatten zum Beispiel die Kosten für die Premium-Version der App 7Mind. Weitere beliebte Apps sind Headspace, Calm und Balloon.

Mit Resilienz Krisen besser meistern

Warum wirft den einen etwas aus der Bahn, was den anderen kaum zu tangieren scheint? Das Zauberwort heißt Resilienz. Doch was ist Resilienz eigentlich? Mit Resilienz (von lateinisch „resilire“, „zurückspringen‚ abprallen“) ist unsere psychische Widerstandsfähigkeit gemeint. Wer resilient ist, verfügt über besonders gute Schutz- und Selbstheilungskräfte. Menschen mit einer hohen Resilienz können psychische oder körperliche Stresssituationen durchstehen und dabei ihre psychische Gesundheit aufrechterhalten oder sie nach einer kurzen Phase von Belastungssymptomen schnell wiederherstellen. Das heißt nicht, dass sie unempfindlich gegenüber Stress sind. Sie können sich ihm aber besser anpassen. Laut dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung ist Resilienz kein Persönlichkeitsmerkmal, sondern ein aktiver und dynamischer Prozess. Und das bedeutet: Wir können unsere Resilienz bis zu einem gewissen Grad trainieren.

Resilienz stärken: so geht’s

Resilienz wirkt wie ein Schutzschild für unsere Seele. Um etwas gelassener in die Zukunft zu blicken und künftig anders mit Ängsten, Sorgen und Krisen umzugehen, kannst du deine Resilienz stärken. Wichtig ist vor allem, hilfreiche Ressourcen aufzubauen, um deine Stressresistenz aktiv zu stärken. Ressourcen, die Resilienz begünstigen, sind beispielsweise:

  • Ein gutes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Raus aus der passiven Hilflosigkeit, rein in ein selbstbestimmtes, aktives Handeln lautet das Motto. Versuche, Glaubenssätze, die dich daran hindern, aufzulösen (zum Beispiel „Ich kann ja ohnehin nichts bewirken!“).
  • Eine positive Lebenshaltung: Versuche, häufiger optimistisch zu sein und deinen Blick nicht auf das Schlechte, sondern bewusst auf das Positive einer Situation zu lenken und in Möglichkeiten und Lösungen, statt in Problemen zu denken.
  • Ein unterstützendes soziales Umfeld: Baue dir ein unterstützendes Netzwerk auf. Ob Freundinnen und Freunde, Familie, Partnerin oder Partner, Kolleginnen oder Kollegen – suche Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten, an die du dich in einer Krise oder bei Sorgen und Ängsten wenden kannst und die andere Perspektiven einbringen.

Resilienz trainieren

Für alle, die ihren Umgang mit Stress verbessern und ihre Resilienz stärken möchten, bietet das Leibniz-Institut für Resilienzforschung im Rahmen seiner Resilienz-Ambulanz wissenschaftsbasierte Resilienz-Screenings, -Coachings und -Trainings an. Mehr unter lir-mainz.de/ambulanz.

Mit Digital Detox gegen die (Sinn-)Krise

Doch nicht nur das Weltgeschehen kann uns belasten. Krisen und Ängste können auch durch einen (zu) hohen digitalen Konsum entstehen. Wir sind inzwischen dauer-online und werden permanent mit Nachrichten konfrontiert. Wer viel auf Social Media unterwegs ist, kann zudem leicht den Eindruck gewinnen, dass andere mehr haben, mehr können, erfolgreicher und glücklicher sind als man selbst. Auch das kann zu Unsicherheiten, Ängsten und Sorgen führen. Wichtig ist, dir immer wieder klarzumachen: Was wir dort sehen, sind nur Momentaufnahmen und kleine Ausschnitte aus dem Leben anderer – selten können wir das große Ganze erfassen. Die wenigsten Influencerinnen und Influencer teilen ihre Nöte, Sorgen und Ängste auf ihren Plattformen. Hinterfrage deinen digitalen Konsum und die Wirkung, die er auf dich hat, regelmäßig.

  • Nicht allen folgen. Gehe kritisch alle Accounts durch, denen du auf Social Media folgst und entfolge konsequent jenen Profilen, die dir nicht guttun, weil sie dich nicht inspirieren oder unterhalten, sondern einfach nur deprimieren.
  • Nachrichten-Detox machen. Deaktiviere (temporär) die Push-Benachrichtigungen der News-Seiten und konsumiere Nachrichten bewusst und nur zu gewissen Zeiten. Sind die Zukunfts- und Existenzängste gerade besonders groß, mache eine Weile Nachrichten-Detox. Nicht immer alles mitzubekommen, was auf der Welt passiert, ist völlig in Ordnung.
  • Digitale Auszeiten einplanen. Entscheidend ist auch, einen Kontrast zum digitalen Leben zu schaffen und wieder eine klarere Grenze zwischen digitaler und realer Welt zu ziehen. Vielleicht gibt es ein Hobby, das du neu aufnehmen oder wieder aufleben lassen kannst? Triff dich mit Freunden, lies ein Buch, gehe ins Kino – all das kann helfen, aus dem Grübeln hinauszufinden.

Hilfsangebote bei Ängsten und Sorgen

  • Nummer gegen Kummer: Unter der Telefonnummer 116111 helfen dir Fachleute kostenlos und anonym bei allen Fragen, Sorgen und Problemen (Mo–Sa 14–20 Uhr). Es gibt auch einen Online-Chat!
  • Auch die Telefonseelsorge erreichst du kostenlos und vor allem rund um die Uhr unter den Nummern 0800 /111 0 111 und 0800 / 111 0 222 sowie im Online-Chat unter online.telefonseelsorge.de.
  • Hilfe und Unterstützung in allen Lebenslagen bietet dir außerdem die Malteser Jugendhilfe.

Bewerte diesen Artikel

 
 
 
 
 
 
52
1
5
4.55