Gutenachtbus: Hilfe für bedürftige Menschen
Dieser Bus fährt durch Düsseldorfs Nächte und hilft Menschen in Not. Der gutenachtbus verteilt Lebensmittel, Decken und vor allem etwas Hoffnung für Hilfebedürftige. Wer dahinter steckt, was die Fahrer tagtäglich erleben und wie du mithelfen kannst, erfährst du hier.
Darum geht's:
Düsseldorfer Original: der Gutenachtbus im Einsatz
Seit 2011 gibt es den Gutenachtbus in Düsseldorf. Er ist eine feste Anlaufstelle. Seitdem ist die engagierte Sozialarbeiterin Julia mit dabei. „Anfangs hatte ich sechs Helfer, je drei an zwei Tagen. Mittlerweile sind es über 50 auf vier Teams verteilt“, beschreibt sie das Bus-Team. Die erste Station ist an der Andreas-Kirche in der Altstadt von Düsseldorf, hier stoppt der Bus von 22 bis 23 Uhr. Je nach Jahreszeit verteilen die Mitarbeiter heiße Suppen und Kaffee, warme Kleidung, Decken oder Schlafsäcke. Im Sommer gibt es auch mal kalte Getränke. Bevor es zum nächsten Stopp um 23:30 Uhr an den Hauptbahnhof geht, ist eine halbe Stunde für Notfälle besonderer Art reserviert: „Zum Beispiel, wenn jemand akut Hilfe benötigt oder wir jemanden in eine Notunterkunft fahren müssen“, erklärt Julia, wie die Tour abläuft. In Hochzeiten im Spätsommer versorgen die Mitarbeiter schon mal 120 Menschen in einer Nacht. Der Gutenachtbus ist bekannt und beliebt.
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Socken und Co.: Was bekommen die Hilfebedürftigen?
Der Gutenachtbus finanziert sich ausschließlich aus privaten Spenden. Jede Geld- und Sachspende ist willkommen. „Von Unterwäsche und Socken können wir nicht genug haben, die werden oft gewünscht“, sagt Julia, „häufig können die Obdachlosen ihre Kleidung nicht regelmäßig waschen, daher ist der Verbrauch hoch.“ Speisen und Getränke zu organisieren klappt gut. Selbst nachdem ein großzügiger Spender seine Convenience-Läden schließen musste, fand sich schnell eine Lösung: Die Düsseldorfer Tafel sprang ein und organisierte belegte Brötchen. Auch die Bäckerei „Puppe“ hilft: Alles, was übrig bleibt, bekommt der Gutenachtbus. Mit dem Support von einigen Restaurants und Privat-Spendern, die auch warmes Essen beisteuern, ist die Versorgung gesichert.
Zahlen und Fakten
Die Prognose der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ist düster: Ende 2018 könnten schon 1,2 Millionen Menschen in Deutschland wohnungslos sein. 2016 waren es noch rund 860.000. Weitere Infos findest du hier.
Im Sommer sind Zelte begehrt, die Notunterkünfte suchen die Klienten lieber wieder bei kälteren Temperaturen auf. Und nicht alle Klienten sind obdachlos, es gibt auch welche mit festem Wohnsitz. In der Regel sind die Klienten aber verzahnt mit der Obdachlosenszene, sind Ex-Obdachlose, leben unter städtischem Obdach oder haben Alkohol- oder Drogenprobleme.
Wer fährt mit im Gutenachtbus?
Die ehrenamtlich arbeitenden Helfer sind bunt gemischt: Es gibt Krankenpfleger, Studenten, einen Theaterregisseur, Architekten, Rentner. Um mitzufahren bedarf es keiner besonderen Qualifikation. Julia sagt: „Viele junge Leute sind engagiert, das ist wirklich beeindruckend.“ Inzwischen gibt es vier feste Teams mit jeweils sechs Mitfahrern. Drei kümmern sich um Essen und Getränke, zwei um die Kleiderabgabe, und eine Person ist für Gespräche mit an Bord. Die Mitstreiter verstehen sich gut untereinander: Winterkalte Nächte zusammen zu verbringen, das verbindet.
Die Hochs und Tiefs: von harten Wintern und Hoffnung
„Gerade im Winter ist es wichtig, die Menschen von der Straße zu kriegen“, betont Julia. „Natürlich überlassen wir ihnen die Entscheidung, aber wenn wir jemanden treffen, der zum Beispiel stark alkoholisiert ist, sollte der nicht draußen bleiben. Bei Minusgraden ist das lebensgefährlich.“ Dann muss schon mal gut zugeredet werden, um überzeugend zu sein.
Auch wenn diese Momente noch so hart sind: Der Gutenachtbus steht für Hoffnung und Zuversicht. Inzwischen kennen sich die Mitarbeiter und einige der Klienten recht gut. Wenn erst mal Vertrauen entstanden ist, lassen sich auch Probleme bewältigen. „Zwar sind wir nicht die Instanz, um mit unseren Klienten zu den Ämtern zu gehen, aber die ein oder andere Hilfe bieten wir an.“ Eine beeindruckende Wiedereingliederung erlebte ein 50-jähriger Mann mithilfe von Koordinatorin Julia: Mittlerweile bewohnt er eine eigene Wohnung, bekommt staatliche Unterstützung, geht wieder zur Schule und hat sogar Kontakt zu seiner Familie. Derartige Beispiele lassen andere Klienten Hoffnung schöpfen.
Respekt sorgt für Respekt
Wer zum Gutenachtbus kommt, weiß zwar nicht, ob er seine Wunschdecke oder den geliebten Erdbeerkuchen bekommt, aber eins ist sicher: Jeder ist willkommen. Es spielt keine Rolle, wer er ist, woher er kommt und warum er Hilfe braucht. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter begegnen ihren Klienten mit Respekt und Wertschätzung. Dieser Umgang sensibilisiert umgekehrt auch die Klienten.
„Einmal folgte ich einer Frau, um ihr ihren Kaffee zu bringen“, sagt Kasprzyk, „damals war ich noch recht unerfahren und wusste nicht, dass die Klientin sich aus gutem Grund zurückgezogen hatte: Um mich nicht mit ihrer Drogensucht zu konfrontieren, hatte sie sich vom Gutenachtbus entfernt.“ Immer wieder erfahren Julia und ihre Kollegen, wie sensibel und wie fürsorglich ihre Klienten ihnen gegenüber sind.
Selbstbestimmtes Projekt
Der Gutenachtbus ist nicht an die Stadt Düsseldorf gebunden. „Oft sind Hilfesysteme kommunal geregelt“, erklärt Julia, „wir haben einerseits das Glück, unabhängig zu sein, das lässt uns mehr Freiraum und wir sind nicht an Auflagen gebunden. Andererseits ist es auch ein harter finanzieller Kampf: Schaffen wir es, genug Geld und Hilfe zu bekommen?“ Keiner ist verpflichtet, seinen Namen und seine Herkunft mitzuteilen: „Auch können wir im Gegensatz zu Notunterkünften die Anonymität der Klienten wahren.“ Es ist egal, ob jemand deutsch ist oder aus Polen, Litauen, Lettland oder Rumänien kommt. Geholfen wird jedem, der Hilfe braucht.
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