Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Hilfe für die Geflüchteten

Rund 80 Prozent der Geflüchteten, die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen, stammen laut Bundesinnenministerium aus der Ukraine. Vor allem Frauen und Kinder sind vor dem Krieg zu uns geflohen. Auch die Integrationsdienste der Malteser tragen mit vielfältigen Angeboten dazu bei, dass sie sich in Deutschland möglichst zuhause fühlen und selbstbestimmt leben können.

Darum geht's:


Wie ist die Lage der Geflüchteten in Deutschland?

Der Krieg in der Ukraine hat in Europa die größte Flüchtlingsbewegung seit Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. Neben Russland und Polen ist Deutschland eines der wichtigsten Zufluchtsländer. Die Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“ befragte mehr als 11.000 Ukrainerinnen und Ukrainer, wo sie ihre Zukunft sehen. 37 Prozent von ihnen gaben an, mehrere Jahre oder für immer in Deutschland bleiben zu wollen, 34 Prozent bis zum Kriegsende, 27 Prozent wissen es noch nicht genau und 2 Prozent wollen Deutschland innerhalb eines Jahres verlassen. „Das größte Problem für die Geflüchteten ist die Sprache“, sagt Alex Gladkov, Koordinator für die ehrenamtlichen Integrationsdienste der Malteser in Mainz. Zwar spreche die jüngere Generation in der Regel gutes Englisch, aber es fehle grundsätzlich die Sprachbasis für Deutsch. Das ergab auch die Studie. Demnach haben nur 4 Prozent der Befragten gute Deutschkenntnisse. Aber: Der Wille zur Integration ist da. Die Hälfte von ihnen besuchte bereits zeitnah nach der Ankunft einen Deutschkurs.

Wobei brauchen die Geflüchteten Unterstützung?

88 Prozent der Geflüchteten gaben in der Studie an, dass sie Unterstützungs- und Beratungsbedarf hätten. Vor allem beim Deutschlernen (49 Prozent), bei der Arbeitssuche (38 Prozent), bei medizinischer Versorgung (33 Prozent), bei der Wohnungssuche (31 Prozent), bei der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen (31 Prozent) und bei Behördengängen (26 Prozent). Diesen Bedarf haben die Malteser erkannt und gezielt Angebote geschaffen. „Wir versuchen, den Menschen dabei zu helfen, in Deutschland anzukommen“, sagt Alex, „und vor allem dabei, hier zurechtzukommen.“ Die Malteser bemühen sich um einen Kontakt und Austausch mit den jeweiligen Ankunftsgesellschaften und bieten konkrete Hilfestellungen bei alltäglichen Problemen an. So gibt es Sprachcafés für unterschiedliche Niveaus, Sprechstunden etwa zu Mietrecht oder Behördenangelegenheiten, Unterstützung bei der Jobsuche oder auch bei Familienangelegenheiten.

45 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich beispielsweise bei den Maltesern in Mainz für die Geflüchteten aus der Ukraine, sie bieten Onlinekurse, Gruppentreffen oder auch Einzelberatung an. „Wir bemühen uns, dass die Angebote möglichst individuell sind, damit wir den Geflüchteten auch wirklich helfen können.“ Viele hätten zum Beispiel bereits einen Job und daher nur abends oder am Wochenende Zeit für Sprachkurse.

Viele Geflüchtete sind beruflich qualifiziert

Laut der oben genannten Studie ergeben sich zur Jobsituation der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer folgende Fakten:

  • Das Bildungsniveau der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland ist hoch: 72 Prozent haben einen Hochschulabschluss.
  • 17 Prozent der Befragten im erwerbsfähigen Alter hatten zum Zeitpunkt der Befragung bereits einen Job in Deutschland.
  • 71 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten brauchten für diesen einen Hochschul- oder Berufsabschluss.
  • Weitere 78 Prozent wollen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen – ein Viertel von ihnen am liebsten sofort.

Wie helfen die Malteser konkret bei der Integration?

Leonid Peleshev ist seit März vergangenen Jahres ehrenamtlicher Helfer der Malteser, er selbst kam 2006 aus St. Petersburg nach Deutschland und weiß noch gut, wie schwierig der Start war. Der gelernte Übersetzer und Dolmetscher hilft den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern bei Sprachproblemen. „Ich biete einen speziellen Kurs zur deutschen Grammatik an, den ich auf Russisch abhalte – das macht es für die Teilnehmenden viel einfacher, die Zusammenhänge zu verstehen.“

Außerdem unterstützt er zwei Geflüchtete individuell online: „Eine junge Mutter lebt mit ihren zwei kleinen Kindern in einem kleinen Dorf in der Region, es fährt nur vier bis fünf Mal am Tag ein Bus. Sie hätte kaum eine Chance, regelmäßig an einem Sprachkurs teilzunehmen, durch den Onlinekurs macht sie große Fortschritte, sie spricht schon richtig gut Deutsch.“ Überhaupt beobachtet Leonid, dass die Bereitschaft der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer groß sei, Deutsch zu lernen und sich zu integrieren. Viele hätten auch bereits Jobs gefunden. „Wir erfahren sehr viel Dankbarkeit“, sagt er, „die Menschen sind froh über die Angebote und die Unterstützung.“

Darum ist die Arbeit der Integrationshelferinnen und -helfer so wichtig

20 Stunden die Woche investiert Leonid in sein ehrenamtliches Engagement bei den Maltesern für die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer. „Ich bin es gewohnt zu helfen“, sagt er. Durch seine erblindete Mutter übernahm er schon als Kind viele Aufgaben, half bei Behörden- und Arzt­besuchen. Auch das hilft ihm heute bei seinem ehrenamtlichen Engagement als medizinischer Dolmetscher.

Häufig muss er auf der Onkologie unterstützen. „Ich betreue unter anderem einen 25-jährigen krebskranken Ukrainer, der eine Chemotherapie bekommt. Ich übersetze zwischen ihm und seinen behandelnden Ärztinnen und Ärzten.“ Es würde 72 Stunden dauern, eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher offiziell anzufordern. Zeit, die die Krebspatientinnen und Krebspatienten häufig nicht haben. „Wenn er hohes Fieber bekommt, kann das für ihn lebensgefährlich werden. Dann ruft er mich an und ich spreche mit seinem behandelnden Arzt. Wenn es sein muss, begleite ich ihn direkt ins Krankenhaus.“ Nicht alle Dolmetscherinnen und Dolmetscher seien bereit dazu, doch für Leonid ist klar: „Ich sehe immer wieder, dass man Menschen helfen kann, besser zurechtzukommen und sich zu integrieren. Also mache ich es.“

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