Tierisch gut: die Helfer von der Rettungshundestaffel
Wenn Personen vermisst werden, wird oft eine ganz besondere Einheit losgeschickt: die Rettungshundestaffel, die Wälder oder unwegsame Gebiete durchkämmt. Wie die Staffel arbeitet, was die größten Herausforderungen sind und wie auch du dich engagieren kannst, verraten uns Inna und Markus von der Rettungshundestaffel der Malteser in Böblingen.
Darum geht's:
Was macht eine Rettungshundestaffel eigentlich?
Die Rettungshundestaffel soll vermisste Personen finden. Oft werden ältere Menschen gesucht, die an Demenz erkrankt sind und sich verlaufen haben. Aber auch in Erdbebengebieten, in Trümmern oder im Rahmen von Kriminalfällen kann die Rettungshundestaffel zum Einsatz kommen. Eine Staffel besteht immer aus mehreren Teams (Hund und Hundeführer), die gemeinsam auf die Suche gehen. Der Geruchssinn von Hunden ist um ein Vielfaches besser als der vom Menschen und wirkungsvoller als jedes technische Gerät. Deshalb ist die Suche nach Vermissten mit den tierischen Helfern auf vier Pfoten besonders effektiv.
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Rettungshundestaffel: Jede(r) kann mitmachen!
Auch du kannst mit deinem Hund einer Rettungshundestaffel beitreten. Männer und Frauen sowie ihre Hunde aller Rassen sind willkommen. Besonders gut eignen sich mittelgroße Hunde mit ausgeprägtem Spieltrieb. Sie dürfen jedoch Menschen oder anderen Hunden gegenüber nicht aggressiv sein.
Ein besonderes Ehrenamt für Mensch und Tier
Die Arbeit bei der Rettungshundestaffel ist eines der wenigen Ehrenämter, das du gemeinsam mit deinem Hund ausüben kannst. „Über das Training und während der Einsätze entsteht eine feste und besonders vertrauensvolle Bindung zum Hund“, sagt Inna von den Maltesern in Böblingen. Inna engagiert sich bereits seit 15 Jahren bei Rettungshundestaffeln und bildet auch neue Teams aus. Wie Markus und seinen Hund Loki. Seit eineinhalb Jahren sind der 35-jährige Mechatroniker und sein Magyar Vizsla jetzt mit dabei, gerade haben sie die Flächenprüfung bestanden. „Die Arbeit macht total Spaß und schweißt uns beide richtig zusammen!“ sagt Markus. „Ab Juli ist unsere Staffel offiziell einsatzbereit, dann haben vier Teams bei uns die Prüfung erfolgreich bestanden“, erzählt er stolz. Mit seinem Arbeitgeber hat Markus besprochen, dass er freigestellt wird, sollte es zu einem Einsatz kommen.
Anderen Menschen helfen: ein tolles Gefühl!
Die Ausbildung zum einsatzfähigen Rettungshundeteam dauert etwa zwei Jahre.
Das Thema Erste Hilfe ist ein wesentlicher Part der Ausbildung: Jeder Hundeführer und jede Hundeführerin wird zum Einsatzsanitäter ausgebildet, damit er im Ernstfall einem Vermissten direkt helfen kann. Auch der Umgang mit Karte, Kompass und GPS ist Teil der Ausbildung. Zudem werden Kenntnisse in Kynologie (Lehre von Zucht, Erziehung, Pflege und Krankheiten der Haushunde) und Erste Hilfe für den Hund sowie BOS-Sprechfunk vermittelt.
Die Einsätze sind nicht immer leicht
Inna hat schon viele echte Einsätze hinter sich. Sie weiß, dass es nicht immer leicht ist, nach Vermissten zu suchen. Häufig finden die Einsätze nachts statt. „Wenn eine Person verschwindet, passiert das meistens vormittags”, erklärt die 44-Jährige, die hauptberuflich als Hebamme arbeitet. „Gegen Abend wird das von der Familie bemerkt, dann kommt die Polizei und macht ihren Job – und danach erst kommen wir zum Einsatz. Wir laufen oft nachts durch den Wald“, sagt sie. „Da hat man schon manchmal ein mulmiges Gefühl. Für ganz ängstliche Gemüter ist dieser Job nichts.“ Auch plötzliche Wetterumschwünge oder Wildtiere können zum Problem werden. „Wildschweine sind sehr unkommunikativ, wenn man in ihr Revier eindringt“, sagt Inna und lacht. Passiert ist aber noch nie etwas. Jeder Einsatz wird gut vorbereitet, über Google Maps etwa checkt der Staffelführer vorab das Gelände genau aus. Nur eines muss jedem klar sein: Es kann sein, dass man eine Person findet, diese aber nicht mehr lebt. „Zu meinen Auszubildenden sage ich immer: Auch, wenn es selten passiert, ist das möglich. Das muss euch bewusst sein“, sagt Inna.
Verschiedene Suchhund-Arten
Sogenannte Mantrailer sind darauf spezialisiert, den Geruch einer bestimmten Person und den Weg, den diese genommen hat, zu verfolgen. Wenn ein Bewohner einer Altenpflegeeinrichtung verschwunden ist oder ein Kind nach dem Spielen nicht mehr nach Hause kommt, sind sie die erste Wahl, um die verschwundene Person zu finden. Dazu wird dem Hund eine Tüte mit einem Gegenstand aus dem Besitz der vermissten Person (zum Beispiel ein T-Shirt) unter die Nase gehalten, damit er der Geruchsspur folgen kann.
Flächensuchhunde kommen aufgrund ihres großen Riechvermögens zum Einsatz, um nach menschlicher Witterung innerhalb eines Gebiets zu suchen. Sie werden unter Anderem eingesetzt, um größere Gebiete wie Waldstücke oder Firmengelände in kurzer Zeit abzusuchen. Es wird dabei weder ein Geruch noch ein letzter Sichtungspunkt für die Suche benötigt.
Trümmersuchhunde arbeiten wie ihre tierischen Kollegen der Flächensuche, sind allerdings darauf trainiert, nach dem Einsturz von Gebäuden in den Trümmern nach Verschütteten zu suchen. Hierfür braucht es viel Training von Hund und Mensch, um sich sicher in extremem Gelände zu bewegen. Die feinen Nasen der Hunde können Menschen noch in bis zu fünf Metern Tiefe unter den Trümmern wittern.
Einfach mal reinschnuppern
Wenn du Lust auf die Rettungshundestaffel hast, kannst du mit deinem Hund auch einfach einmal zu einem Probetraining bei einer Malteser Staffel in deiner Nähe gehen und schauen, ob euch die Arbeit gefällt! Am besten direkt bei deinen Maltesern vor Ort nachhören.
Ein zeitaufwändiges aber erfüllendes Ehrenamt
Zweimal pro Woche trainiert die Hundestaffel gemeinsam für mehrere Stunden. „Es ist schon sehr zeitaufwändig“, sagt Markus. „Aber es ist so ein sinnvolles Hobby und gibt einem wahnsinnig viel zurück. Die starke Bindung zum Hund, der Zusammenhalt in der Gruppe, das Gefühl, Menschen helfen zu können – das ist einfach toll.“ Die Hunde werden spielerisch herausgefordert, auf sie wartet immer eine schöne Belohnung – im Training wie nach einem Einsatz. „Die Arbeit macht Hunden Spaß, fordert sie körperlich und geistig und lastet sie aus“, sagt Markus. „Eine halbe Stunde Sucharbeit mit der Nase entsprechen drei Stunden Gassi gehen!“ Die schönste Belohnung für die Mühe ist es aber, eine Person lebend zu finden. „Das ist ein Riesenerfolg. Meinem ersten Hund ist das kurz vor seiner verdienten Rente gelungen“, erinnert sich Inna. „Das war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl.“
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