Zwischen Job und sozialem Engagement – Kontraste und Gemeinsamkeiten

Viele Helferinnen und Helfer der Malteser haben Jobs, die auf den ersten Blick nichts mit dem sozialen Bereich zu tun haben. Sie sind Bankangestellte, Mitarbeitende von IT-Firmen oder arbeiten in Fabriken. Wir haben mit drei Menschen gesprochen, deren gelernter Beruf vordergründig nichts mit ihrem Engagement bei den Maltesern gemein hat, und wollten von ihnen wissen, wie ihre Erfahrungen aus dem bisherigen Berufsleben ihr Engagement bereichern.


Lydia: „Mein Job als Radio-Journalistin hilft mir, auch schwierige Gespräche zu führen“

Lydia Heller, Radio-Journalistin aus Berlin, überlegte schon länger, sich in ihrer Freizeit sozial zu engagieren. „Ich wollte noch etwas Sinnvolles abseits meines Berufs machen.“ Über einen längeren Zeitraum beschäftigte sie sich jobbedingt immer wieder mit Palliativmedizin und Hospizarbeit, erstellte journalistische Beiträge und merkte: „Das Thema beschäftigt mich und weckt mein Interesse.“ Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie sich schließlich bei den Maltesern anmeldete. Von Oktober bis Mai vergangenen Jahres absolvierte sie dann die Vorbereitungskurse zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin.

Derzeit ist sie im ambulanten Dienst in Berlin eingesetzt: „Im Moment besuche ich einmal die Woche ein älteres Ehepaar, der Mann hat Lungenkrebs im Endstadium“, sagt Lydia, „ich trinke mit den beiden Kaffee, kaufe mal eine Kleinigkeit für sie ein, aber vor allem rede ich mit ihnen. Sie erzählen mir, wie es ihnen geht und auch, wie schwer ihnen manches fällt. Sie sind ganz alleine, ihr Sohn ist schon tot. Ich merke, wie wichtig ihnen diese Zeit und diese Momente sind. Sie sprechen mit mir, miteinander, halten sich dabei an der Hand. Mein Job hilft mir schon in diesen Situationen. Ich bin es gewohnt, mich auch auf schwierige Gespräche und Themen einzulassen und weiß, wie man ein Gespräch führt und eröffnet. Aber vor allem merke ich, dass es den Menschen, die ich begleite, guttut, wenn ich da bin. Gerade diesem Ehepaar würde ich am liebsten noch viel mehr helfen. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Sinnvolles gemacht in meinem Leben.“

Henning: „In 22 Jahren als Flugbegleiter habe ich gelernt, auf Menschen zuzugehen.“

Am Anfang war Henning Murer aus Oldenburg vor jedem Einsatz für den Hausnotruf der Malteser aufgeregt: Was würde ihn hinter der Tür erwarten? War es nur ein Fehlalarm oder war wirklich ein Mensch in Not, der seine Hilfe brauchte? Seit 22 Jahren arbeitet Henning als Flugbegleiter, seit knapp einem Jahr ist er in Kurzarbeit. Er erinnert sich: „Ich wollte etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anfangen, suchte gezielt eine Beschäftigung im sozialen Bereich. Endlich hatte ich nun die Gelegenheit, gesellschaftlich etwas zurückzugeben“. Von zu Hause aus absolviert er für den Malteser Hausnotruf Zwölf-Stunden-Schichten, ist jederzeit bereit, wenn seine Hilfe gebraucht wird. Manchmal passiert in einer Schicht gar nichts, manchmal gehen vier oder fünf Alarmrufe ein. Dann fährt er zu den überwiegend älteren Menschen und sieht nach dem Rechten. Ist jemand gestürzt, hilft er der Person auf. Wenn es ernster ist, leistet er Erste Hilfe und ruft den Rettungswagen.

Und häufig ist es auch nur ein Fehlalarm: „Das ist natürlich der beste Fall.“ Grundsätzlich steht für ihn fest: „Wir werden alle älter und haben dann alle unsere Einschränkungen und Probleme. Ich würde mir auch wünschen, dass dann jemand diesen Job macht und nach mir sieht, wenn es nötig ist. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, jetzt ebenfalls zu helfen.“ In seinen 22 Jahren als Flugbegleiter habe er viel mit Älteren zu tun gehabt, das käme ihm jetzt entgegen. Auch der Schichtdienst stört ihn nicht. Allerdings seien die Menschen, die er jetzt betreut, dankbarer: „Ich erfahre viel Anerkennung. Mein Engagement für die Malteser empfinde ich als sinnvolle Ergänzung zu meinem eigentlichen Job. Ich fühle mich gebraucht, das ist ein gutes Gefühl.“

Marley: „Auch im Eventbereich mussten wir ständig neue Herausforderungen meistern.“

Marley Harris war fünf Jahre lang als Eventmanager in Berlin tätig – er war immer unter Menschen, immer in Action. Dann kam Corona, Events und Veranstaltungen wurden abgesagt, Marley verlor seinen Job. Doch in der Krise fand er eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun“, sagt er, „und was gab es in dieser Zeit Passenderes, als mit dazu beizutragen, dass möglichst viele Menschen geimpft werden?“ Er erkundigte sich, wie er sich an der Bekämpfung der Pandemie beteiligen konnte, und suchte gezielt nach Jobs in einem der Impfzentren in Berlin. Einen Tag vor Weihnachten sah er die Stellenausschreibung der Malteser, noch zwischen den Jahren war sein erster Arbeitstag im Malteser Corona Impfzentrum. In nur wenigen Wochen stieg er auf – vom Logistikmitarbeiter zum Teamleiter und dann zum Schichtleiter Logistik. „Wir haben hier täglich andere Herausforderungen zu bewältigen, müssen uns ständig auf neue Situationen einstellen und wechselnde Probleme lösen, das kenne ich aus dem Eventmanagement.“

Mal macht der Kühlschrank in der Pharmazie komische Geräusche und muss dringend repariert werden, mal werden tausende neue Kugelschreiber benötigt und mal soll eine neue Halle eingerichtet werden – Marley und seine Kolleginnen und Kollegen aus der Logistik sind zu Stelle. Was ihm wichtig ist: „600 Mitarbeitende sind hier von 6 bis 20 Uhr wirklich engagiert im Einsatz. Wir bewegen hier sehr viel. Es ist ein gutes Gefühl, an so etwas Wichtigem beteiligt zu sein.“ Sich sozial zu engagieren, für die Gesellschaft einzustehen, bedeutet ihm etwas. Ob er überhaupt in seinen alten Job zurückkehren will, weiß er noch nicht: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dauerhaft bei den Maltesern in Berlin zu bleiben, wenn ich auch nach der Pandemie noch gebraucht werde.“

Das richtige Ehrenamt finden

Du möchtest dich ehrenamtlich engagieren – weißt aber noch nicht wo und wie? Weitere Infos und Möglichkeiten erhältst du hier. Wenn du dieses Formular der Malteser ausfüllst, melden sie sich mit Vorschlägen für dich zurück.


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