Hilfsangebote während Corona: Mit Abstand hilfreich
Für ältere und kranke Menschen ist das Coronavirus ein besonders großes Risiko. Damit sie nicht in völliger Isolation leben müssen, erhalten sie durch den Einkaufsservice und den Telefonbesuch Unterstützung von Ehrenamtlichen der Malteser.
Darum geht’s
Telefonbesuch: „Es ist immer ein Gespräch auf Augenhöhe“
Worüber spricht man mit einer Person, die man noch nie gesehen hat? Justus Vollmer hat es herausgefunden. Der Abiturient aus Winterscheid bei Köln engagiert sich schon länger freiwillig in der Kirche. Seit den Sommerferien ist er ehrenamtlich beim Telefonbesuch der Malteser aktiv. „Viele ältere Menschen sind sozial isoliert, das hat sich im Zuge der Corona-Pandemie nochmal verschärft“, sagt Justus. „Beim Telefonbesuch kann man konkret helfen und etwas bewegen. Es ist für mich wichtig, etwas Sinnvolles im Ehrenamt zu tun.“
Etwa einmal pro Woche besucht Justus eine ältere Dame, und zwar per Telefon. Seit Beginn der Corona-Krise im März 2020 hat sie das Haus nicht mehr verlassen. Sie ist Ende 60, Justus ist 18 Jahre alt. „Meine Telefonpartnerin hat anfangs gefragt, ob das mit dem großen Altersunterschied funktioniert“, erzählt Justus. „Bei uns hat das gut geklappt, aber das ist eine individuelle Sache.“ Anfangs gab es einen festen Tag in der Woche für das Gespräch, doch schnell ergibt sich ein neuer Rhythmus: „Am Ende des Gespräches verabreden wir den Termin für das nächste Mal.“ Inzwischen telefonieren die beiden ein- bis zweimal in der Woche. Die Dauer des Telefonats ist abhängig von den Themen. Mal dauert ein Gespräch länger, mal ist es kürzer. „Es ist immer ein Gespräch auf Augenhöhe“, erklärt Justus, „und wenn jemand nicht mehr sprechen möchte, dann kann man das auch artikulieren“. Es profitieren beide von den Telefonaten, denn jeder hat etwas zu erzählen: „Ich finde es interessant, das Leben mit den Augen von Menschen zu sehen, die andere und mehr Lebenserfahrung als ich haben. Und auch für meine Telefonpartnerin ist es sicherlich schön, durch mich einen Einblick in die Lebensrealität der jüngeren Generation zu erhalten.“
Du möchtest die Arbeit der Malteser während der Corona-Krise mit einer Spende unterstützen? Dann kannst du hier spenden.
Justus ist derjenige, der anruft, und zwar ausschließlich mit unterdrückter Nummer. Auf diese Weise wird die Privatsphäre der Ehrenamtlichen sowie der Rahmen des Telefonates geschützt. Manche Gespräche sind etwas schwieriger als andere, wenn es beispielsweise um Schicksalsschläge geht. „Wir sind keine Therapeuten, darum haben wir eine Art Sicherheitsnetz. Wir können jederzeit unsere Leitung ansprechen und die Ehrenamtlichen treffen sich einmal im Monat zum Austausch.“ Aktuell kann der Austausch wegen Corona natürlich nicht wie sonst physisch stattfinden. Außerdem gibt es spezielle Schulungen zur Vorbereitung für dieses Ehrenamt.
Selbstverständlich unterliegt Justus der Schweigepflicht, was den Inhalt der Telefonate betrifft. „Ich kann so viel sagen: Es ist schön, wenn eine Person das Gespräch niedergeschlagen oder traurig beginnt und nach eineinhalb Stunden wie ausgewechselt erscheint. Das bestätigt mich darin, was ich tue und ich merke: das Ehrenamt ist keine Einbahnstraße. Man bekommt sehr viel zurück“.
Telefonbesuch – Das solltest du mitbringen
Für das Ehrenamt im Telefonbesuch solltest du etwa eine Stunde Zeit in der Woche mitbringen. In der Regel findet ein Telefonat pro Woche statt, es können aber auch mehr werden, wenn beide Seiten das möchten. Wichtig ist, dass du regelmäßig Zeit hast, denn deine Telefonpartner beziehungsweise Telefonpartnerinnen verlassen sich auf dich. Du solltest generell kommunikativ und offen sein und dich auf unterschiedliche Situationen einstellen können. Zudem sollte von deiner Seite die Bereitschaft da sein, an der dazugehörigen Ausbildung bzw. Schulung teilzunehmen. Auch Freude am regen Austausch in der Gruppe mit anderen Ehrenamtlichen, sollte vorhanden sein. Bei der Bewerbung wird immer darauf geachtet, dass die Telefonpartner beziehungsweise Telefonpartnerinnen auch zusammenpassen, deshalb gibst du vorher deine Interessen an. Du möchtest dich im Telefonbesuch engagieren? Hier geht es zum Online-Bewerbungsformular.
Einkaufsservice: „Einkaufen gehen kann eigentlich jeder“
Die ehrenamtlichen Telefongespräche von Dominik Höhns sind etwas kürzer als die von Justus, was aber natürlich auch dran liegt, dass Dominik lediglich für die Übermittlung der Einkaufswünsche telefonieren muss. Dominik ist Einkaufshelfer und Koordinator des Einkaufsservices bei den Maltesern in Potsdam. Für den 19-Jährigen ist dieser Dienst der Einstieg in die Corona-Angebote für hilfebedürftige Menschen, denn „einkaufen gehen, kann eigentlich jeder. Und mit älteren Menschen reden ist auch nichts Neues. Man hat ja Großeltern“, sagt Dominik. Er ist in der Ausbildung zum Erzieher und seit fast eineinhalb Jahren ehrenamtlich bei den Maltesern.
Etwa einmal pro Woche kauft er für eine ältere Dame ein: Lebensmittel, Hygieneartikel oder Medikamente. Die Dame ist um die 70 Jahre alt und kommt alleine nicht mehr aus dem Haus. Es sind überwiegend ältere Menschen, die das Angebot in Anspruch nehmen, denn „der Einkaufsservice ist vielmehr ein Einsamkeitsdienst“, erklärt Dominik. „Es geht nicht unbedingt um das Einkaufen, sondern eher um den Aspekt, dass man sich mit den Menschen – natürlich auf Abstand – an der Tür kurz unterhält. Das ist gerade jetzt zu Corona-Zeiten nicht so einfach.“
Die Einkaufsliste erhalten die Ehrenamtlichen, die den Einkaufsservice koordinieren, meistens per Telefon. Dominik hat die Koordination zusätzlich zum Einkaufsservice übernommen. Wenn er seine Einkaufsliste erhalten hat, besorgt er die gewünschten Dinge und verabredet mit der Seniorin einen Termin für die Übergabe. Die Lieferung ist für die Bedürftigen (dank der Ehrenamtlichen) kostenfrei, lediglich die Einkäufe müssen bezahlt werden. Ein netter Plausch an der Haus- oder Wohnungstür gehört bei der Übergabe dazu – natürlich mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Auf diese Weise bekommen einsame Menschen die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. Hin und wieder läuft eine Übergabe etwas anders als geplant, darum sollte man immer etwas mehr Zeit mitbringen, ist Dominiks Rat: „Manchmal will man eigentlich nur 10 Minuten bleiben und merkt dann aber, dass die Person etwas zu erzählen hat. Darum sollte man immer flexibel sein.“
Einkaufsservice – Das solltest du mitbringen
Je nach Bedarf erledigst du zwei- bis dreimal im Monat Einkäufe für jeweils eine bedürftige Person. In der Regel handelt es sich um ältere oder kranke Menschen, die generell oder wegen der aktuellen Corona-Pandemie nicht rausgehen können. In der Regel betreut ein Ehrenamtlicher eine Person. Wer mag und Kapazitäten hat, darf auch mehrere Einkaufsservices übernehmen. Für dieses Ehrenamt solltest du offen und flexibel sein, gut mit Menschen umgehen können und ein Gefühl für die Bedürfnisse älterer und kranker Menschen haben. Alle Ehrenamtlichen, die auch langfristig im Einkaufsservice oder beim Telefonbesuch unterstützen möchten, bekommen parallel und passend zu ihrem jeweiligen Ehrenamt, verschiedene Schulungen wie zum Beispiel einen Erste-Hilfe-Kurs, eine Demenz-Schulung oder die sogenannte Malteser Grundausbildung. Mehr Infos dazu gibt es hier. Und zum Online-Bewerbungsformular für den Einkaufsservice geht es hier.
Du kennst jemanden, der Hilfe benötigt? Über die Corona-Hilfe-Hotline vermitteln wir schnell die Hilfe, die gerade benötigt wird: 0221 9822-9506
Mo-Fr: 08.00-18.00 Uhr
Sa: 08.00-14.00 Uhr