Einfach klicken? IT-Lotsen helfen älteren Menschen
Was macht die Oma mit dem Smartphone? Na, WhatApp checken! Sicher hast du deinen Großeltern auch schon mal mit der Technik geholfen. Aber längst nicht alle Seniorinnen und Senioren haben so viel Glück. Darum gibt es bei den Maltesern in Sprockhövel die sogenannten IT-Lotsen.
Darum geht's:
Auf dem Smartphone „verlaufen“
Als die 70-jährige Schwiegermutter von Dirk Schürmann den Wunsch äußerte, WhatsApp nutzen zu wollen, kommt Dirk schnell ins Schwitzen. „Das haben alle”, hat sie gesagt. Und dass sie auch gerne mal Fotos bekommen möchte. Dirk ist Leiter Soziales Ehrenamt bei den Maltesern in Sprockhövel. Das liegt in Nordrhein-Westfalen zwischen Essen und Wuppertal. In seinem Bereich hat er viel mit den Seniorinnen und Senioren im Ort zu tun, häufig ist er im Seniorenheim unterwegs. Eines Tages hört er zufälligerweise ein Gespräch zwischen einem älteren Paar mit an: „Sie unterhielten sich darüber, dass sie sich mit ihrem Smartphone ab einem gewissen Punkt immer verlaufen. Darüber habe ich mich gewundert“, erzählt Dirk, „auf dem Smartphone verlaufen? Dann haben wir festgestellt, dass man ja bei Smartphones und Tablets ganz viele Apps öffnen kann, die dann im Hintergrund weiterlaufen. Das meinte das Paar mit verlaufen.“
Das Gespräch erinnerte Dirk an seine Schwiegermutter. Nachdem er ihr erstmal nur ein Smartphone ausgeliehen hat, hat sie inzwischen ihr eigenes und geht sehr gut damit um. Dirk stellt fest: da ist Bedarf bei den älteren Leuten. Sie wünschen sich Unterstützung für die IT-Welt. Und so wurden im Februar 2019 die IT-Lotsen gegründet.
Das macht ein IT-Lotse
„Wir sagen Ai Ti Lotse, das bleibt besser hängen“, erklärt Dirk den Namen. „Außerdem haben wir es mit hochbetagten Menschen zu tun, die sich mit Anglizismen nicht auskennen.“ Und was macht so ein IT-Lotse nun ganz genau?
Das weiß Constantin Kleeve. Er ist der erste und bisher einzige ehrenamtliche IT-Lotse in Sprockhövel. „Ich gehe jeden Samstagnachmittag für eine Stunde ins Seniorenheim“, erzählt Constantin. „Ich erkläre die Grundfunktionen, zum Beispiel wie man einen Rechner startet, wie man ins Internet geht oder ein paar Tricks beim Schreibprogramm.“ Einige der älteren Menschen sind demenzkrank. Entsprechend sensibel muss ein IT-Lotse sein, sagt Constantin: „Ich gehe eher zurückhaltend an die Sache heran und versuche, den Seniorinnen und Senioren die Unsicherheit zu nehmen. Wenn man aufdringlich ist, setzt man sie nur unter Druck.“
Constantin macht sein Ehrenamt aus Nächstenliebe: „Die Leute freuen sich so sehr über meinen Besuch. Die Freude und die Dankbarkeit geben mir Motivation.“
Constantin ist 19 Jahre alt und arbeitet in Essen in einer Behindertenwerkstatt. Er und Dirk Schürmann kennen sich schon länger über die Malteser. „Herr Schürmann hat bemerkt, dass ich ein sehr gutes technisches Verständnis habe. Darum hat er mich gefragt, ob ich nicht IT-Lotse werden möchte.“
Aber Constantin soll nicht der einzige bleiben: „Wir wollen natürlich noch neue Helfer dazugewinnen“, sagt Constantin. Und was sollte ein IT-Lotse so können, außer sich mit Technik auskennen? „Spaß ist wichtig“, sagt Constantin, „aber man sollte auch Geduld und Zeit mitbringen. Viele ältere Leute brauchen länger, um das alles zu verstehen.“
Wenn sie es dann aber verstanden haben, wird alles online erledigt - auch „Doktor Google“, wie sie ihn nennen, wird befragt. So hat es Dirk einmal bei einem Besuch im Seniorenheim erlebt: „Da saßen drei ältere Damen zusammen und die eine sagt: ‘Ich warte, bis die Ernährungsberaterin kommt’. Da sagt eine andere zu ihr: ‘Das brauchste doch nicht, da guckste bei Google nach.’“
Und so wirst du IT-Lotse
Ob in Sprockhövel oder woanders bei den Maltesern – überall gibt es Seniorinnen und Senioren, die IT-Lotsen gebrauchen können. Frag einfach mal bei den Maltesern in deiner Nähe nach oder fülle dieses Formular aus. Für Sprockhövel wünscht Dirk sich Folgendes: „Einmal in der Woche für etwa eine Stunde sollte ein IT-Lotse Zeit haben. Voraussetzung für dieses Ehrenamt sind natürlich technisches Verständnis und die Helfergrundausbildung mit den Modulen für Umgang mit Demenzkranken und hochbetagten Menschen.“ Und du solltest natürlich geduldig sein, denn nicht jeder versteht sofort, wie was genau funktioniert. Manche wollten nicht einfach nur gesagt bekommen, was sie tun sollen -sie wollen die Funktionen oder auch was die Meldung auf dem Smartphone bedeutet verstehen.