Enkeltrick und Co.: Gemeinsam gegen Betrug
Wut und Scham sind die bestimmenden Gefühle, nachdem ein älterer oder hilfloser Mensch durch Trickdiebstahl um sein Vermögen gebracht wurde. Die Maschen der Betrüger sind raffiniert, doch es gibt Wege, wie Sie sich allein oder gemeinsam mit Familienmitgliedern oder sonstigen Vertrauenspersonen vor derartigen Angriffen schützen können.
Trickdiebstahl und Trickbetrug – was ist das eigentlich?
Jeder Mensch kann das Opfer einer Betrugsmasche werden, doch vor allem ältere Menschen sind ein beliebtes Ziel der Kriminellen. Ihre Maschen und Tricks sind mannigfaltig: Sie verschaffen sich Zutritt zur Wohnung, indem sie sich als Angestellte der Wasserwerke, Polizisten, Bankmitarbeiter, Nachbarn oder Spendensammler ausgeben. Sie täuschen romantische Gefühle vor, bis ihre Opfer ihnen hohe Geldsummen überweisen, oder ermöglichen Komplizen durch ausgeklügelte Ablenkungsmanöver das Stehlen von Wertsachen und Bargeld. Für das Opfer ist diese Straftat zunächst nicht als solche erkennbar. Wenn es den Verlust bemerkt, sind die Diebe bereits über alle Berge – meist, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Viele dieser Maschen finden gezielt bei Seniorinnen und Senioren Anwendung.
Ein Beispiel ist der berüchtigte Enkel- oder Neffentrick. Die Trickbetrüger suchen sich dabei ihre Opfer häufig aus Telefonverzeichnissen aus, in denen sie nach Namen suchen, die in erster Linie von älteren Menschen getragen werden – Hans, Hartmut, Hannelore oder Gertrud. Meldet sich diese Person am Telefon, nennen die Anrufer den eigenen Namen nicht, sprechen ihr Opfer jedoch sofort mit Du-Anrede an. Mit vertraulicher Stimme beginnen sie das Gespräch typischerweise mit einer Eingangsfrage wie „Rate mal, wer hier spricht?“ oder behaupten, man hätte sich „lange nicht gehört“. Je nach Antwort der angerufenen Person, geben sich die Kriminellen dann als Enkelin oder Enkel, Nichte oder Neffe, Tochter oder Sohn, sonstige Verwandte oder verlorengeglaubte Bekannte aus. Im späteren Gesprächsverlauf geht es meist um ein dringendes finanzielles Problem, bei dem das Opfer weiterhelfen soll. Die Täterinnen und Täter beteuern meist, dass sie lediglich für einen sehr kurzen Zeitraum Bargeld benötigen, sie das Geld jedoch zeitnah zurücküberweisen würden. Eine Komplizin oder ein Komplize holt das Geld schließlich an der Haustür oder an einem Treffpunkt ab.
Warum Opfer den Betrugsfall verheimlichen
Einige der Opfer bringen den Betrug nicht einmal zur Anzeige, weil die Scham, auf einen solchen Trick hereingefallen zu sein, zu groß ist. Schämen sollten sich jedoch ausschließlich die Täterinnen und Täter. Wenn Sie nicht sofort die Polizei rufen möchten, können Sie sich zunächst an eine enge Vertrauensperson wenden. Im Idealfall an eine verständnisvolle Person, bei der nicht davon auszugehen ist, dass sie Ihnen Vorwürfe macht im Sinne von „Wie konntest du nur so naiv sein?“. In den meisten Fällen empfiehlt sich ein Familienmitglied oder eine gute Freundin beziehungsweise ein Freund.
Die Anzeige bei der Polizei sollte ebenfalls erfolgen. Nur so ist es möglich, den Betrügern das Handwerk zu legen.
Die Betrugsmaschen sind derart zahl- und variantenreich, dass eine Auflistung zu weit führen würde. Vom Zetteltrick über Romance Scamming bis hin zu falschen Microsoft-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern ist alles möglich. Wer sich eine Übersicht über aktuelle Betrugsmaschen und etwaigen Gefahren im Internet verschaffen möchte, findet das Gros der relevanten Informationen auf der Webseite der polizeilichen Kriminalprävention.
Vorsichtsmaßnahmen und Präventionskette
Wie können Sie sich also schützen? Das wirksamste Mittel gegen Betrug am Telefon oder im Internet ist eine gesunde Portion Skepsis. Bei dem oben genannten Beispiel mit dem Enkeltrick (oder ähnlichen Betrügereien am Telefon) sollten Sie umgehend das Gespräch beenden, sobald das dringende Geldproblem erwähnt wird. Zeitdruck ist außerdem immer ein rotes Tuch und bei den meisten Betrugsdiebstählen ein wichtiger Faktor für die Kriminellen. Die Polizei hat passend dazu die Präventionskampagne „Leg auf!“ gegen diese Form von Callcenter-Betrug ins Leben gerufen.
Sie können die oder den vermeintlichen Bekannten direkt unter der gewohnten Telefonnummer zurückrufen, um sicherzustellen, dass es sich um die echte Person handelt. Bestehen Sie auch immer auf ein persönliches Treffen, niemals sollten Sie sich mit einer Stellvertreterin oder einem Stellvertreter treffen – schon gar nicht für eine Geldübergabe.
Ist das Kind in den Brunnen gefallen und haben Sie einer verdächtigen Person Geld übergeben, versuchen Sie sich die Person und Charakteristika ihres Fahrzeugs zu merken und schriftlich festzuhalten. Das ist wichtig für die spätere Ermittlung.
Lassen Sie niemals Unbekannte in Ihr Haus oder Ihre Wohnung: Selbst, wenn diese Person aus einer vermeintlichen Notfallsituation heraus Ihr Telefon benutzen oder etwas Wichtiges aufschreiben möchte, sollten Sie vorsichtig sein: Wenn möglich, schauen Sie sich die Personen vor Ihrer Tür durch den Türspion, ein Fenster oder eine Freisprechanlage mit Bildschirm ganz genau an. Die Tür sollte immer nur mit vorgelegter Türsperre geöffnet werden. Ist diese nicht vorhanden, öffnen Sie nicht, sondern sprechen Sie durch die geschlossene Tür. Sie sind außerdem nie verpflichtet, Menschen unangemeldet in Ihre Wohnung zu lassen – auch wenn Sie vorgeben, von der Hausverwaltung oder dem Vermieter beauftragt zu sein. Machen Sie in diesem Fall einen Kontrollanruf. So verhindern Sie, dass jemand unbemerkt oder im schlimmsten Fall sogar gewaltsam in ihre Wohnung gelangt.
Wurden Sie von jemandem angerufen, haben also selbst keine bekannte oder offizielle Nummer angerufen, sollten Sie niemals persönliche Daten preisgeben. Sehr verbreitet ist der Telefonbetrug, bei dem die oder der Angerufene schnellstmöglich Maßnahmen gegen einen vermeintlichen Virusbefall auf dem heimischen Computer ergreifen soll. Fahren Sie Ihren Computer gar nicht erst hoch, legen Sie auf und sperren Sie die Nummer. Microsoft hat keine „Partnerfirmen“, die so etwas machen würden. Wenn E-Mails vermeintlich von Ihrer Bank oder einer anderen, Ihnen bekannten Institution kommen, vergleichen Sie stets, ob die E-Mail-Adresse wirklich mit den vorangegangenen Mails übereinstimmt. Klicken Sie in Mails am besten nie auf Links und lassen Sie sich auch von seltsamen Mahnungen nicht einschüchtern.
„Den Helden spielen“? Lieber nicht!
Ja, es gibt sie – die Fälle, in denen eine clevere ältere Person den Betrügerinnen und Betrügern das Handwerk gelegt hat. Niemals sollten Sie jedoch versuchen, auf eigene Faust etwas gegen die Kriminellen zu unternehmen. Selbst mit tatkräftiger Hilfe von Polizei und Familienmitgliedern ist das alles andere als einfach oder ungefährlich. Das untenstehende Video zeigt, wie eine pfiffige Rentnerin zusammen mit ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und der Polizei letztendlich einem Betrüger das Handwerk legen konnte. Es zeigt allerdings auch, wie Rückrufe, falsche Polizisten und andere Stolperfallen die Aktion erschwerten.
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.
Denken Sie auch daran, dass die Kriminellen in den seltensten Fällen allein agieren und mitunter gefährlich sind. Bleiben Sie skeptisch, legen Sie auf, lassen Sie die Tür geschlossen, wenden Sie sich an Ihre örtliche Polizei und informieren Sie gegebenenfalls Vertrauenspersonen aus dem Familien- oder Freundeskreis. Damit sind Sie auf der sicheren Seite.