Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr
Brände, Verkehrsunfälle, umgestürzte Bäume oder die Katze in der Baumkrone: Jetzt ist die Feuerwehr gefragt. Was viele nicht wissen: Rund 95 Prozent aller Feuerwehrleute in Deutschland sind Ehrenamtliche. Hier erfährst du, was die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr so besonders macht, wie du dich selbst engagieren kannst und wie du dich im Brandfall richtig verhältst.
Darum geht’s:
- Was macht eigentlich die Freiwillige Feuerwehr?
- Freiwillige Feuerwehr: So machst du mit
- Vor dem Einsatz kommt die Grundausbildung
- Von der Jugendfeuerwehr zum Chef des Teams
- Teamwork zählt bei der Freiwilligen Feuerwehr
- Langeweile gibt es nicht
- Viele Brände entstehen durch Unachtsamkeit
- So verhältst du dich im Brandfall richtig
Was macht eigentlich die Freiwillige Feuerwehr?
Ohne die Freiwillige Feuerwehr geht in Deutschland nichts: Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute löschen Brände, bergen Verletzte nach Verkehrsunfällen und sind vor allem auch bei Unwettern gefragt. Dann unterstützen sie die Berufsfeuerwehr mit technischer Hilfeleistung, pumpen etwa überflutete Keller aus oder befreien Straßen und Dächer von umgeknickten Bäumen, beruhigen und trösten Betroffene. Die Freiwillige Feuerwehr gehört zu den größten Gruppen, die sich in Deutschland ehrenamtlich engagieren. 95 Prozent aller Feuerwehrleute gehören ihr an. Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute haben ansonsten ganz normale Jobs, sind zum Beispiel Kaufleute, Lehrkräfte oder Computerspezialisten, und rücken immer dann aus, wenn sie gebraucht werden.
Das Besondere an diesem Ehrenamt:
- du erlebst Gemeinschaft und Zusammenhalt
- du hilfst anderen
- die Arbeit ist sehr vielfältig
- du übernimmst Verantwortung und eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft
- du erfährst Anerkennung
- du entwickelst dich dank vieler Fortbildungen stetig weiter
Im Ernstfall schnell vor Ort
In fast jedem Ort in Deutschland gibt es eine eigene Feuerwache. Auf 80 Einwohner kommt ein Mitglied der Feuerwehr. Dadurch sind die Retter in der Regel schnell am Einsatzort: In ländlichen Regionen dauert es höchstens 15 Minuten, in Großstädten meistens sogar nur 10 Minuten, bis ein Team der Feuerwehr vor Ort ist und hilft.
Freiwillige Feuerwehr: So machst du mit
Bei der Freiwilligen Feuerwehr kann sich in Deutschland grundsätzlich jeder ab 18 Jahren engagieren (in einigen Bundesländern auch schon ab 16 Jahren). Da jede Kommune ihre eigene Feuerwehr aufstellt, gibt es viele verschiedene Einstiegsvarianten und Aufnahmekriterien. Am besten informierst du dich direkt bei der Freiwilligen Feuerwehr an deinem Wohnort.
- Für die klassische Arbeit auf dem Löschfahrzeug braucht es auf jeden Fall eine gewisse körperliche und geistige Fitness.
- Meistens wird ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Gesundheitscheck verlangt.
- Beim Arzt kannst du dir eine Bescheinigung über die sogenannte Feuerwehrdiensttauglichkeit ausstellen lassen. Dafür musst du einen Sehtest und einen Lungenvolumentest machen.
- Atemschutzgeräteträgerinnen und -träger müssen sich regelmäßig die körperliche Eignung zum Tragen von Atemschutzgeräten bestätigen lassen.
Gut zu wissen: Bei den Freiwilligen Feuerwehren gibt es teils auch andere Arbeitsbereiche, die körperlich nicht so anstrengend sind, zum Beispiel in der Organisation auf der Wache oder im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Für Jüngere: die Jugendfeuerwehr
Wenn du noch unter 18 Jahre alt bist, startest du in der Regel bei der Jugendfeuerwehr. Dort wirst du mit vielen Übungen auf die späteren Einsätze bei der Freiwilligen Feuerwehr vorbereitet und lernst, wie du dich in gefährlichen Situationen verhältst. Auf Veranstaltungen bist du Ansprechpartner für andere Jugendliche und Interessierte in deinem Viertel oder deinem Dorf. Mit deiner Volljährigkeit kannst du dann in die sogenannte Einsatzabteilung eintreten.
Vor dem Einsatz kommt die Grundausbildung
Bevor du am Einsatzgeschehen der Freiwilligen Feuerwehr teilnehmen kannst und darfst, durchläufst du eine Grundausbildung (keine Berufsausbildung), bei der du alles rund um den Feuerwehrdienst lernst. Etwa die rechtlichen Grundlagen, wie du Verletzten richtig hilfst, wie die Geräte und Fahrzeuge der Feuerwehr funktionieren und wie du dich in Gefahrensituationen oder bei einem Unfall verhältst. Die Grundausbildung ist Voraussetzung für die spätere Teilnahme an Einsätzen und bundesweit einheitlich geregelt. Sie dauert mindestens 70 Stunden und ist in der Regel auf mehrere Wochenenden verteilt. Auch im späteren Dienst nimmst du regelmäßig an Fortbildungen teil. Hinzu kommen spezielle Fachausbildungen (z.B. für Atemschutzgeräteträgerinnen und -träger). Wieviel Zeit du für dein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr einplanen musst, also wie oft du Dienst hast, ist von Wehr zu Wehr verschieden.
Tipp: Du bist dir unsicher, ob die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr zu dir passt? Viele Feuerwehren veranstalten regelmäßig einen Tag der offenen Tür. Dort kannst du dich unverbindlich näher über die Arbeit der ehrenamtlichen Feuerwehrleute informieren. Mitunter werden auch Schnupperausbildungen angeboten.
Von der Jugendfeuerwehr zum Chef des Teams
Auch Sebastian hat einst bei der Jugendfeuerwehr angefangen. Mit 15 wurde er bei der Jugendfeuerwehr in Hamburg-Eidelstedt Mitglied. Direkt war er im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme: „Es hat mir sofort Spaß gemacht. Man weiß nie, was auf einen zukommt, das ist total spannend. Es macht Spaß, zu helfen und im Stadtteil präsent zu sein“, sagt er. Nach drei Jahren in der Jugendfeuerwehr wechselte Sebastian in die Einsatzabteilung. Inzwischen ist er schon acht Jahre als Freiwilliger Feuerwehrmann unterwegs. Vor ein paar Monaten hat er die Position des Wehrführers übernommen. Er ist für die Abläufe in der Wache verantwortlich, kümmert sich unter anderem um die Dienstpläne und leitet die Einsätze. Ein Job mit viel Verantwortung. Sebastian musste dafür innerhalb von zwei Jahren fünf Wochen lang zusätzliche Lehrgänge besuchen. Im Hauptberuf ist er Bürokaufmann. Für die Fortbildungen und für seine Feuerwehreinsätze stellt sein Chef ihn frei.
Unternehmen müssen Feuerwehrleute freistellen
Dein Arbeitgeber muss dich für Einsätze, Ausbildungen, Bereitschaftsdienst und Sicherheitswachen bei der Freiwilligen Feuerwehr freistellen. Du bekommst weiter dein Gehalt, das dein Arbeitgeber auf Antrag von der Gemeinde erstattet bekommt.
Teamwork zählt bei der Freiwilligen Feuerwehr
Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist Teamwork gefragt. Die Feuerwehrleute halten zusammen und sind füreinander da. Dieses besondere Ehrenamt, die Einsätze, die Vorbildfunktion – das alles schweißt zusammen. „Wir machen viel gemeinsam“, sagt Sebastian. „Es gibt zwar auch mal Reibereien, wenn man zwei bis drei Abende in der Woche zusammenhockt. Aber dann setzt man sich zusammen, redet drüber und merkt, es macht ja doch allen Spaß.“ Viele seiner Kollegen kommen aus dem Handwerk. Bei der Freiwilligen Feuerwehr wird viel mit großen Geräten und Technik gearbeitet. Es muss aber auch einiges organisiert und Papierkram erledigt werden, da ist ein Beruf wie Sebastian ihn hat von Vorteil. „Für jeden ist etwas dabei“, sagt er. „Die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr ist eine gute Abwechslung zum eigentlichen Beruf.“
Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr
Noch sind es mehr Männer in den Feuerwachen, aber die Jugendfeuerwehr wird bei Mädchen immer beliebter. In Hamburg-Eidelstedt etwa ist das Geschlechterverhältnis bei den Jugendlichen fast ausgewogen. In den kommenden Jahren werden also mehr und mehr Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr vertreten sein.
Langeweile gibt es nicht
Im Dienst müssen die ehrenamtlichen Feuerwehrleute auf alles gefasst sein. Manche Einsätze laufen völlig anders ab als gedacht. „Man kann sich nicht immer darauf verlassen, was gemeldet wird“, erklärt Sebastian. „Zum Beispiel hieß es mal bei einem Einsatz, dass eine Mülltonne brennt. Und dann plötzlich, dass eine ganze Lagerhalle in Flammen steht. Das ist schon eine große Nummer.“ Und dann gibt es noch die Momente der Erleichterung, wenn ein Einsatz glimpflich abläuft. Wie einige der Verkehrsunfälle, zu denen Sebastian gerufen wurde: „Man ist froh, wenn nichts Schlimmes passiert. Und es ist immer schön, wenn wir Leuten helfen können“. Auch ohne Einsätze ist viel los auf der Wache. Ob Osterfeuer, Stadtteilfest, Kinderfest oder Sportveranstaltung: Die Freiwillige Feuerwehr ist mit dabei. Und wenn im Winter auf den Straßen weniger gefeiert wird, dann werden Einsätze geprobt und die Theorie aufgefrischt.
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Viele Brände entstehen durch Unachtsamkeit
Am häufigsten werden Sebastian und seine Kollegen zu Einsätzen gerufen, weil jemand sein Essen auf dem Herd vergessen und aus der Wohnung gegangen ist. Im Sommer entstehen oft Brände, weil der Grill zu nah an entflammbaren Dingen steht, wie trockenen Sträuchern oder Hecken. Auch trockenes Laub oder Äste fangen schnell Feuer. Zu Weihnachten sind es die Adventskränze und Weihnachtsbäume, die in Flammen aufgehen können. Sebastian rät, immer einen Eimer Wasser oder einen Feuerlöscher neben dem Grill oder dem Weihnachtsbaum aufzustellen. „Gerade diese kleinen Entstehungsbrände kann man ganz gut selbst eindämmen. Wenn aber die Hecke oder der Weihnachtsbaum erstmal richtig brennen, dann müssen wir ran.“
So verhältst du dich im Brandfall richtig
Ein Brand ist immer eine Ausnahmesituation. Gut ist, wenn du weißt, wie du dich im Notfall verhalten solltest. Wann ein Löschversuch Sinn macht und wie du im Brandfall richtig reagierst, erklären wir hier. „Das Wichtigste ist natürlich, sich selbst nicht zu gefährden“, sagt Sebastian. Aber du kannst die Feuerwehr unterstützen, indem du folgende Dinge beachtest, wenn ein Feuer ausbricht:
- Ruhe bewahren, den Gefahrenort wenn möglich verlassen, Fenster und Türen möglichst schließen.
- Den Notruf unter 112 absetzen. Je schneller der Notruf eingeht, desto schneller kann die Feuerwehr vor Ort sein.
- Andere Personen warnen und in Sicherheit bringen.
- Damit die Feuerwehr den Einsatzort nicht lange suchen muss, hilft es, wenn sich jemand auf die Straße stellt und die Helferinnen und Helfer einweist und gegebenenfalls auch schon das Gartentor öffnet – das spart wertvolle Zeit.