Der letzte Herzenswunsch eines BMX-Profis
Jens Klünder war Profi-BMX-Fahrer und verstarb im Juni dieses Jahres an einer Krebserkrankung. Sein guter Freund Olaf Nützsche erfüllte ihm einen letzten großen Wunsch: Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser ging es zu einem besonderen Event im Bike-Outdoor-Park in Bad Salzdetfurth bei Hildesheim.
Darum geht’s:
Jens´ Motto: „Nicht labern. Machen!“
Jens Klünder war Key Account Manager bei Renault und BMX-Rad-Profi. Siebenmal war er Deutscher Meister im BMX, außerdem Vize-Europameister und Vize-Weltmeister, neben vielen weiteren Titeln. Sein Motto: „Nicht labern. Machen!“ Jens war gerade einmal 55 Jahre alt, als seine Krebserkrankung ein Stadium erreichte, in dem es keine Hoffnung mehr für ihn gab. Olaf Nützsche ist ebenfalls Rad-Profi und ein guter Freund von Jens. „Als ich wusste, wie es um Jens steht, habe ich einen Aufruf gemacht“. Im Bike-Outdoor-Park in Bad Salzdetfurth plante Olaf, zu Ehren von Jens, eine verwilderte BMX-Strecke wieder auf Vordermann zu bringen. „Jens fand es immer cool, was ich da im Bike-Park mache“, erzählt Olaf, „und er fand es doof, dass die Nutzer das so wenig unterstützt haben. Er war unermüdlich dabei, alle dazu zu bewegen, zu helfen und mitzugestalten.“
Der Bike-Park ist ein Projekt der Stadt Bad Salzdetfurth, bei der Olaf angestellt ist. Er hat den Bike-Park selbst initiiert und mitgestaltet. Hier kommen Rad- und Sportfans aller Generationen zusammen und können den Park mit verschiedene Strecken und Parcours kostenlos nutzen. Jens Klünder hat selbst viel mitgeholfen, auch als er schon krank war. Darum sollte ihm die neue Strecke gewidmet werden, sagt Olaf: „Da stand ich an der Anlage, die etwas heruntergekommen war, und dachte an Jens´ Worte:
Wenn wir alle anpacken, dann schaffen wir das.
Olafs Aufrufvideo bei Facebook wurde schnell 35.000 Mal geklickt und etliche Freunde, Bekannte und Weggefährten von Jens meldeten sich. Innerhalb von drei Tagen wurde die Strecke dann aufgehübscht. Mit Baggern und Planierraupen wurden die Wege befestigt und Unkraut entfernt. „Es ist schade, dass es oft so einen blöden Anlass geben muss, bevor so etwas klappt“, sagt Olaf.
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Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen zum Bike-Park
Dann kam der große Tag für alle, aber vor allem für Jens. Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser wurde er zur Eröffnungsfeier seiner Strecke begleitet. Er saß im Rollstuhl und musste hilfsbeatmet werden. Dementsprechend war es gar nicht so einfach, ihn zum Bike-Park zu befördern. „Ermöglicht haben das die Malteser“, sagt Olaf. „Es ist toll, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich glaube, das macht es für die Menschen leichter, zu gehen.“
Noch einmal ans Meer reisen oder bei einer Familienfeier dabei sein, mit dem Partner ein Konzert besuchen oder zum letzten Mal den geliebten Garten sehen, einen Besuch mit den Geschwistern im Freizeitpark oder im Zoo bei den Lieblingstieren. Die Wünsche von unheilbar kranken Menschen – jungen wie älteren – sind sehr individuell. Die Erfüllung dieser Herzensangelegenheit bedeutet für sie, noch einmal für ein paar Stunden aus dem Krankenhaus oder dem Hospiz herauszukommen, etwas persönlich Wichtiges zu erleben oder zu Ende zu führen.
Genau dafür wurde der Malteser Herzenswunsch-Krankenwagen ins Leben gerufen. Speziell geschulte Rettungssanitäter, Ärzte, Palliativ-Mediziner, ambulante Malteser Hospizdienste, Einsatzkräfte und Helfer stehen den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer oft lebenszeitverkürzenden Erkrankung dabei zur Seite und ermöglichen diese unvergesslichen Stunden. Für den Herzenswunsch-Krankenwagen sind alle Beteiligten ehrenamtlich unterwegs. Sie stellen ihre Freizeit zur Verfügung, um Menschen ihre letzten Herzenswünsche zu erfüllen.
Jan Zantopf hat Jens bei seinem Herzenswunsch begleitet. Er ist ehrenamtlicher Leiter des Sanitätsdienstes bei den Maltesern Hildesheim. Seit zwei Jahren ist er beim Projekt Herzenswunsch-Krankenwagen dabei. „Jens war relativ jung mit 55 Jahren. Die meisten sind deutlich älter“, sagt Jan. „Er hat uns sofort das Du angeboten, das hat gleich eine gute Stimmung reingebracht.“ Anfangs war Jens noch recht schwach und müde, berichtet Jan: „Eigentlich wollte er keine große Sache daraus machen, aber wir sagten ihm, dass das jetzt zu spät sei. Es warten schon etwa 200 Leute auf ihn“.
Jens wurde mit klassischer Musik empfangen. Die Idee hatte Olaf: „Jens wollte unbedingt noch einmal ein klassisches Konzert sehen. Das klappte leider nicht mehr. Also habe ich einen Freund von mir gefragt, er ist DJ, ob er Musik auflegen könnte. Die Türen vom Krankenwagen gingen auf und das klassische Konzert ging los. Ich habe noch nie so viele Jugendliche gesehen, die einfach dastanden und geheult haben.“
Es wurden Reden gehalten, unter anderem verlas Jens´ Frau Veronique ein paar Worte im Namen ihres Mannes. Den Humor hatte Jens ganz offensichtlich nicht verloren. Nach der Rede sagte er: „Nun will ich hier aber mal was sehen“. Damit meinte er die Show von Weltrekordler und Medienstar Timo Pritzel, der für sein Idol extra aus Berlin angereist war. Seit Timo 10 Jahre alt ist, kennt und bewundert er Jens, denn von ihm wurde er zum Radsport inspiriert. Zu seinen Ehren weihte Timo die neue Strecke namens Klündrix 96 ein. Klündrix war Jens´ Spitzname, die 96 seine Startnummer.
Aus einer Stunde wurden fünf
Nach dem offiziellen Teil traf sich der engste Kreis um Jens noch am Imbissstand des Geländes. „Das war eigentlich nicht geplant“, sagt Jan, „aber Jens war dann plötzlich richtig fit. Da haben wir natürlich nicht Nein gesagt, als er noch länger bleiben wollte. Es gibt nichts Schöneres, als einem Menschen den letzten Wunsch zu erfüllen. Das ist pure Dankbarkeit. Klar, das bedeutet auch immer, dass das Ende des Menschen gesetzt ist. Aber der Tag selber ist ja schön und das bringt eine große Zufriedenheit mit sich.“
Und so wurden aus ursprünglich geplanten eineinhalb Stunden fast fünf. „Es war noch einmal wie früher“, erzählt Olaf. „Jens hat mit seinen alten Freunden zusammengesessen, sie haben Geschichten von damals erzählt und gelacht. Jens hat sogar noch ein Bier getrunken. Na ja, er hat es versucht, aber das wollte er sich nicht nehmen lassen. Es war eine coole Stimmung mit Musik und super Wetter.“ Jens hat seine alten BMX-Sachen mitgebracht, seine Trikots und sein Fahrrad, und verteilt alles an seine Freunde. Das Fahrrad bekommt Olaf - handsigniert. „Das war komisch, als er seine Sachen verteilt hat. Für Jens war es klar, dass er alle zum letzten Mal sieht.“ Als sich die Tür vom Krankenwagen schloss, wussten alle vor Ort, dass sie Jens nie wiedersehen werden. „Das war aber auch für alle okay“, sagt Olaf.
Fünf Tage nach der Erfüllung seines Herzenswunsches starb Jens. „Wir haben alle gemerkt, dass er zufrieden gegangen ist“, sagt Olaf. Der Bund Deutscher Radfahrer e. V. hat übrigens beschlossen, dass die Startnummer 96 nicht mehr vergeben wird. Die ist für immer Jens Klünder vorbehalten.
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