Wenn die Seele schmerzt: Was hilft bei Depression?

Ist jemand nur mal ein bisschen „depri“ oder schon krank? Die Depression gehört zu den häufigsten und am meisten unterschätzten psychischen Erkrankungen. Wie sehen Anzeichen einer Depression aus? Was ist die Depression (nicht)? Und wo gibt es Hilfe?

Darum geht’s:


Was ist eine Depression?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn eine Depression kann unterschiedliche Symptome, Auslöser und Verläufe haben. Eines solltest du jedoch wissen: Die Depression ist eine Krankheit, und zwar ganz offiziell anerkannt von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Depression gehört zu den sogenannten affektiven Störungen. Dabei handelt es sich um krankhafte Veränderungen der Stimmung. Die Stimmung kann sich in zwei Richtungen verändern: entweder zu einem übertriebenen Stimmungshoch, das ist die Manie, oder zu einem länger andauernden Stimmungstief, der Depression. Was bedeutet nun aber andauernd? Und wie weit unten muss die Stimmung sein, damit es nicht einfach nur schlechte Laune ist?

Die Hauptsymptome der Depression sind:

  • gedrückte Stimmung,
  • Hemmung von Denken und Antrieb,
  • körperlich-vegetative Störungen, die sich in Schlafstörungen, Appetitmangel oder Heißhunger und weniger Lust auf Sex äußern.


Weitere Symptome, sogenannte Nebensymptome sind: Interessenlosigkeit, Entscheidungs­unfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Angst, innere Unruhe, Grübeln, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl von innerer Leere. Den Betroffenen fällt es schwer, den ganz normalen Alltag zu bewältigen. Nachts liegen sie wach und grübeln düstere Gedanken, morgens kommen sie nicht nur schwer, sondern oft gar nicht aus dem Bett. Das ist das sogenannte Morgentief, denn häufig ist die Stimmung bei Depressiven morgens am schlimmsten, über den Tag bessert sich die Situation leicht. Wenn nichts mehr Freude bereitet und das ganze Leben nur noch grau und hoffnungslos erscheint, dann tauchen in vielen Fällen auch Suizidgedanken auf.

Hier gibt es Hilfe

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe berät Betroffene und Angehörige am Info-Telefon Depression unter 0800 3344533 (Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr & Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr).

Auf der Webseite der Deutschen Depressionshilfe findest du die Kontaktdaten von Kliniken, Krisendiensten, sozialpsychiatrischen Diensten und Beratungsstellen in deiner Nähe.

Die Telefonseelsorge ist 24/7 unter dieser bundesweiten Telefonnummer erreichbar: 116 123.

In lebensbedrohlichen Notfällen solltest du unbedingt den Rettungsdienst unter 112 an.

Bei Suizidgedanken jeglicher Art sollte immer sofort gehandelt werden! Ansonsten ist ein einzelnes Symptom in der Regel noch kein Anzeichen für eine Depression, schließlich hat jeder Mensch mal Kopfschmerzen, fühlt sich schlapp oder lustlos. Treten allerdings mehrere Symptome gleichzeitig auf und halten sie länger als 14 Tage an, dann könnte es sich um eine Depression handeln oder genauer gesagt: um eine depressive Episode. In den meisten Fällen verläuft eine Depression nämlich in Wellen. Das heißt, die Betroffenen haben depressive Phasen und Phasen, in denen es ihnen gut geht oder die Symptome nur ganz leicht sind. Es gibt auch die chronische Depression. Davon spricht man, wenn jemand mehr als zwei Jahre durchweg Symptome zeigt. Diese Form kommt allerdings sehr selten vor.

In der Medizin wird unterschieden zwischen drei Schweregraden: leichte, mittelschwere und schwere Depression, die sogenannte Major Depression. Entscheidend für die Diagnose ist, wie viele Symptome gleichzeitig auftreten. Von einer leichten depressiven Episode spricht man, wenn zwei Hauptsymptome und zwei Nebensymptome länger als zwei Wochen präsent sind.

Wie entsteht eine Depression?

Es gibt sehr viele verschiedene Auslöser. Die Depression kann psychische und körperliche Ursachen haben. Zu den psychischen Ursachen gehören traumatische Ereignisse oder starke Umbrüche im Leben. Die Depression ist dann eine Art Stressreaktion auf beispielsweise eine Scheidung, einen Umzug, den Verlust eines geliebten Menschen oder auf Konflikte, Gewalt, Missbrauch. Außerdem kann die Veranlagung zur Depression vererbt werden. Schätzungsweise durchlebt jeder fünfte Mensch irgendwann im Leben eine depressive Episode.

Neben den psychischen Ursachen gibt es auch körperliche oder äußere Umstände, auf die der Körper reagiert wie beispielsweise die saisonale Depression. Diese bekommen viele Menschen im Winter, wenn es kalt und dunkel ist. Grundsätzlich sind Frauen häufiger betroffen als Männer. So kann auch eine Schwangerschaft oder Geburt Auslöser für eine Depression sein. Das hängt mit der Hormonumstellung zusammen. Die Symptome verschwinden in der Regel, wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt wurde. Bis dahin ist das Leiden allerdings groß.
Die Depression selbst kann auch eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten wie Diabetes, Demenz oder Parkinson sein. Auch ein Grippevirus kann eine depressive Episode auslösen.

Was ist eine Depression nicht?

Es gibt Situationen, in denen fühlen wir uns depressiv, sind es aber nicht unbedingt. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn wir um jemanden trauern wie beim Tod eines geliebten Menschen oder bei einer Trennung. Mit der Trauer verarbeiten wir den Verlust. Und je größer der Verlust für uns ist, desto stärker und langanhaltender ist die Trauer. Denke nur an Liebeskummer: Der kann auch länger als zwei Wochen andauern. Wir wollen nichts essen, haben zu nichts Lust und müssen ständig weinen. Trauer und Liebeskummer müssen normalerweise nicht behandelt werden. Allerdings kann man nicht ausschließen, dass daraus eine Depression entsteht, wenn das Ereignis die Psyche zu stark erschüttert. Im Zweifelsfall solltest du eine Ärztin oder Arzt aufsuchen.

Viele Symptome der Depression ähneln auch dem Burnout, das seit vielen Jahren ein großes Thema in unserer Gesellschaft ist. Der Unterschied ist: Ein Burnout entsteht bei einem hohen Stresslevel über einen längeren Zeitraum, meistens durch Überarbeitung. Besonders Menschen in sozialen Berufen sind vom „Ausbrennen“ betroffen. Dann leiden sie ebenfalls unter Schlafstörungen, Angst, Konzentrationsstörungen, Stimmungstiefs und Antriebslosigkeit. In der Regel erholen sich die Betroffenen wieder, wenn sie sich Ruhe und eine Auszeit gönnen. Bei einer Depression reicht das nicht aus. Im Gegenteil! Ruhe und Pausen können in manchen Fällen alles noch schlimmer machen.

Daten, Zahlen, Fakten

Etwa jeder fünfte Mensch weltweit bekommt einmal im Leben eine depressive Episode. Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer, ältere Menschen häufiger als junge Menschen. Die Depression tritt meist ab einem Alter von 30 Jahren auf. Bei den jüngeren zwischen 17 und 30 Jahren kommt eine andere Form häufiger vor: die bipolare Störung. Dabei wechseln sich depressive und manische Episoden ab. Die Veranlagung zur Depression kann vererbt werden. Für Kinder steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwann einmal eine Depression zu bekommen um 10 Prozent, wenn ein Elternteil erkrankt ist oder war.
Etwa die Hälfte der Betroffenen geht nicht zu einer Ärztin oder einem Arzt. Bei denjenigen, die medizinischen Rat suchen, wird nur in der Hälfte der Fälle eine Depression erkannt.

Was hilft und was nicht hilft

Stell dir vor, du hast eine Grippe oder du hast dir einen Arm gebrochen. Die wenigsten Menschen würden zu dir sagen: Nun stell dich mal nicht so an! Leider hören Menschen mit Depression diesen Satz zu häufig. Es mag gut gemeint sein, tatsächlich richtet so eine Aussage aber mehr Schaden bei den Betroffenen an. Durch Zusammenreißen oder ein Lächeln verschwindet die Depression nicht. Das Fieber bei einer Grippe kann man ja auch nicht einfach abstellen, nur weil man sich zusammenreißt.
Während einer depressiven Phase gibt es für die Betroffenen kaum noch schöne Dinge. Schlimmer noch: Sie nehmen die schönen Dinge sehr wohl wahr, können sich an ihnen aber nicht mehr erfreuen. Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass dieser Zustand Wochen und Monate, manchmal sogar Jahre dauern kann, dann wird klar: Einfach mal zusammenreißen – das funktioniert nicht.

Wenn du eine Person kennst, die eine Depression hat oder haben könnte, dann kannst du sie unter anderem bei alltäglichen Aufgaben oder bei der Suche nach einem Therapieplatz unterstützten. Ein offenes Ohr und Verständnis sind eine große Hilfe und für die Betroffenen auch ein wichtiger Schritt, um mit der Depression gut leben zu können. Denn eines ist klar: Wer eine Depression hat, benötigt Unterstützung.


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