Erste Hilfe bei einem Stromschlag
Ein kaputtes Stromkabel oder Elektrogerät kann sehr gefährlich werden. Im leichtesten Fall bekommt man nur „eine gewischt“. In schlimmeren Fällen ist Erste Hilfe nötig. Wir zeigen dir, was du bei Unfällen mit Strom beachten solltest.
Darum geht's:
So entstehen Unfälle mit Strom
Eigenhändig den Toaster reparieren oder das Smartphone im Badezimmer beim Schaumbad aufladen – das sind Situationen, die böse enden können. Elektrounfälle sind im Vergleich zu anderen Unfallarten zwar seltener, dafür ist das Risiko zu sterben aber sehr viel höher. Am häufigsten passiert es im Haushalt. Fachleute sprechen hier von den sogenannten Niedrigstromunfällen mit einer Stromspannung von bis zu 1.000 Volt. Zum Vergleich: Aus einer normalen Steckdose kommen 230 Volt. Bei mehr als 1.000 Volt spricht man von Hochspannungsunfällen, wie bei einem Blitzschlag. In diesem Fall kommt es so gut wie immer zu schweren Verletzungen und nicht selten enden diese Unfälle tödlich.
Die kleineren Stromunfälle im Haushalt oder am Arbeitsplatz sind statistisch betrachtet zwar weniger lebensbedrohlich, aber trotzdem sehr gefährlich für die Gesundheit. Darum ist es keine gute Idee, selbst den Toaster zu reparieren, wenn du keine Elektrofachfrau oder kein Fachmann bist. Es gibt zwar unzählige Video-Tutorials im Internet, in denen dir erklärt wird, wie du den Föhn oder Toaster selbst reparieren kannst. Das mag verlockend sein, weil man Geld spart oder ein liebgewonnenes Gerät am liebsten für immer behalten möchte, aber es kann auf Kosten deiner Gesundheit gehen oder dich im schlimmsten Fall sogar das Leben kosten. Und das ist keine Übertreibung!
Vor allem die Kombination aus Feuchtigkeit und Strom ist extrem gefährlich. Es ist keine Erfindung aus Kriminalromanen, wenn jemand in der Badewanne stirbt, weil der Föhn ins Badewasser fällt – das passiert leider wirklich. Dafür muss der Föhn nicht einmal eingeschaltet sein. Genauso gefährlich kann es sein, wenn du dein Smartphone oder einen Bluetooth-Lautsprecher auflädst, während du daneben in der Badewanne liegst. Elektrische Gerät in der Nähe von Wasser sind immer gefährlich. Darum sollten eigentlich keine Steckdosen in der Nähe von Wasch- oder Spülbecken, Duschen und Badewannen angebracht sein. In sehr alten Häusern und Wohnungen kann das aber schon einmal vorkommen. Solltest du so eine Steckdose bei dir zu Hause haben, dann lasse von einer Fachkraft eine sogenannte Feuchtraumsteckdose einbauen. Die haben unter anderem einen Deckel, der die Steckdose vor Spritzwasser schützt.
Außerdem solltest du keine eklektischen Geräte verwenden, bei denen das Stromkabel beziehungsweise die Ummantelung kaputt ist. Wenn die glänzenden Drähte schon herausgucken, dann darfst du das Gerät auf keinen Fall weiter benutzen. Lass es reparieren oder entsorge es. Normalerweise gehen Stromkabel nicht einfach so kaputt. Wenn du zum Beispiel Haustiere hast, dann solltest du unbedingt aufpassen, dass die Tiere nicht an die Stromkabel herankommen. Vor allem Nagetiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, Mäuse und Ratten lieben es, Stromkabel anzuknabbern. Hunde und Katzen machen das vor allem, wenn die Tiere noch sehr jung sind. Das ist nicht nur für dein Haustier gefährlich, sondern auch für dich. Wenn du ein Gerät einschaltest, an dem das Stromkabel defekt ist, kannst du einen ordentlichen Schlag abbekommen.
Was passiert bei einem Stromschlag im Körper?
Vielleicht hast du auch schon mal „eine gewischt“ bekommen? Das sind diese sehr kurzen Stromschläge mit niedriger Spannung. Die können ganz schön schmerzen. Wenn die Stromspannung niedrig ist, sind sie für einen erwachsenen Menschen nicht sehr gefährlich. Es bestehen allerdings sogenannte sekundäre Gefahren. Du kannst zum Beispiel von der Leiter fallen und dich dabei verletzten, wenn du „eine gewischt“ bekommst. Es kann auch passieren, dass sich deine Muskulatur durch den kurzen Stromschlag verkrampft und du länger mit dem Strom in Kontakt bleibst. Wenn du körperlich arbeitest, zum Beispiel beim Renovieren, dann schlägt dein Herz schneller und reagiert oft heftiger auf Stromstöße.
Grundsätzlich gilt: Je länger eine Person direkten Kontakt mit Strom hat, desto größer können die gesundheitlichen Schäden sein. Außerdem macht die Stromart einen Unterschied. Der sogenannte Wechselstrom, der aus den Steckdosen kommt, beschädigt vor allem das Herz. Es kann zu Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern sowie zum Herzstillstand kommen. Bei Stromschlägen aus Batterien mit dem sogenannten Gleichstrom kann sich die Muskulatur verkrampfen und es kommt zu Zuckungen. Fließt der Strom durch deine Hand, kann sie sich um die Stromquelle herum verkrampfen, sodass du an der Stromquelle regelrecht kleben bleibst. Kommt der Strom im Brust- oder Rückenbereich an, kann man Atemnot bekommen. Außerdem kann es zu Verbrennungen auf der Haut kommen. Das betrifft meistens die Stellen, an denen der Strom in den Körper ein- und wieder austritt.
Erste Hilfe bei Stromschlag
Die erste Regel lautet: Selbstschutz geht vor! Wenn du also jemandem hilfst, dann passe bitte unbedingt auf, dass du dich nicht selbst in Gefahr bringst. Bei Hochspannungsunfällen darf nur das Fachpersonal Rettungsmaßnahmen durchführen. Für einen Laien besteht Lebensgefahr! In so einem Fall rufst du die 112 an. Bei den anderen Stromunfällen musst du ein paar Besonderheiten beachten, bevor du die üblichen Rettungsmaßnahmen startest.
Folge diesen Schritten für die optimale Erste Hilfe bei Stromunfällen:
- Unterbrich die Stromzufuhr. Zieh den Stecker aus der Steckdose oder schalte die Sicherungen aus. Trenne die betroffene Person von der Stromquelle mit Dingen, die nicht leitend sind. Das kann eine Decke oder ein Holzstiel sein.
- Wähle den Notruf 112. Sage unbedingt, dass es sich um einen Stromunfall handelt. So können sich die Rettungskräfte optimal auf den Einsatz vorbereiten.
- Ist die Person bei Bewusstsein, dann sprich mit ihr und beruhige sie.
- Versorge Brandwunden mit keimfreien Pflastern oder Binden. Achte darauf, dass Klebestellen nur mit gesunder Haut Kontakt haben.
- Bei bewusstlosen Personen schaue, ob sie noch atmen. Dann bringe sie in die stabile Seitenlage. Atmet die Person nicht mehr, dann beginne mit der Reanimation und mache eine Herzdruck-Massage.
Du bleibst so lange bei der betroffenen Person und führst Erste-Hilfe-Maßnahmen durch, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind. Ab hier übernehmen sie. Eventuell haben sie noch Fragen an dich, bleib also noch am Unfallort.
Stromunfälle vermeiden
Es ist gut, wenn du Erste-Hilfe beherrschst und bei Stromunfällen helfen kannst. Besser ist es aber, wenn du Stromunfälle von vornherein vermeiden kannst. Hier haben wir ein paar Tipps für dich und eine sichere Umgebung:
- Kaputte Kabel, Lichtschalter und Steckdosen austauschen lassen. Nur ein kleiner Riss am Plastik des Lichtschalters oder der Steckdose ist schon gefährlich. Das Gleiche ist der Fall, wenn du bei einem Stromkabel das Innere sehen kannst. Auch wenn du handwerklich begabt bist, solltest du das von Fachleuten reparieren lassen. Die Gefahr ist zu groß, dass du oder auch jemand anderes einen Stromschlag bekommt.
- Elektrische Geräte, Kabel oder Steckdosen niemals mit nassen Fingern anfassen. Feuchtigkeit leitet den Strom weiter und du riskierst einen Stromschlag.
- Schütze Kabel vor Beschädigungen. Auf Kabeln sollten keine Möbel stehen. Das kann zu Knicken und Rissen in der Ummantelung führen. Wie schon erwähnt, knabbern Haustiere gerne an Stromkabeln herum. Verlege Kabel so, dass Tiere dort nicht herankommen. Vorsicht auch bei Kindern! Sie könnten in Steckdosen fassen. Dafür gibt es extra Kindersicherungen, die man an den Steckdosen anbringt.
- Nicht benutzte Geräte komplett ausschalten. Vermutlich brauchst du nachts keine Kaffeemaschine oder den Toaster. Fachleute raten, die Geräte komplett vom Strom zu nehmen. Auch im Stand-by-Modus verbrauchen Geräte Strom, darum kann es zu Stromunfällen kommen. Damit du nicht jeden Abend alle möglichen Stecker ziehen musst, verwende am besten Steckerleisten, die man an und ausschalten kann. Dann sind du und dein Zuhause auf Knopfdruck besser gegen Stromunfälle geschützt.