Hilfe bei Stalking: So wehrst du dich

Stalking hat viele Gesichter und kann Opfer extrem belasten und im alltäglichen Leben einschränken. Was Stalking ist, welche Folgen es für die Betroffenen hat und wie du dich zur Wehr setzt, erfährst du hier.

Darum geht's:


Was ist Stalking?

Stalking ist das vorsätzliche und wiederholte Verfolgen, Belästigen oder Bedrohen einer Person gegen ihren Willen über einen langen Zeitraum. Ständige Anrufe, Auflauern vor der Arbeitsstelle oder der Wohnung, Nachstellungen, Drohungen, Beleidigungen: Stalking hat viele Gesichter. Das Ziel ist immer ähnlich: Einer stalkenden Person geht es um Macht und Kontrolle. Stalking kann auch mit körperlicher oder sexualisierter Gewalt einhergehen, die Belästigungen können Monate oder gar Jahre andauern. Über 80 Prozent der Stalking-Opfer sind Frauen, 80 Prozent der stalkenden Personen sind Männer. Meist kennen die Opfer ihre stalkende Person, oft handelt es sich um Ex-Partnerinnen oder Ex-Partner, (ehemalige) Freunde, Arbeitskolleginnen oder Arbeitskollegen, eine flüchtige Bekanntschaft oder jemanden aus der Nachbarschaft.

Hohe Dunkelziffer

Laut Weißem Ring gibt es in Deutschland jährlich 600.000 bis 800.000 Stalking-Fälle, allerdings gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus.

Was sind typische Stalking-Handlungen?

Zu klassischen Stalking-Handlungen gehören zum Beispiel:

  • Auflauern einer Person vor ihrer Wohnung, an ihrem Arbeitsplatz oder an sonstigen Orten
  • Das Verfolgen einer Person, zum Beispiel auf dem Weg zu Freunden oder zur Arbeit
  • Das Zusenden von massenweisen E-Mails, SMS-Nachrichten, Briefen oder Paketen
  • Häufige Telefonanrufe – tagsüber, abends und/oder nachts
  • Das Hinterlassen von immer wieder neuen Nachrichten auf der Mailbox oder dem Anrufbeantworter
  • Das wiederholte Überreichen/Zustellen unerwünschter Geschenke, die zum Beispiel vor der Haustür abgelegt werden
  • Das Bestellen von Waren oder das Abschließen von Verträgen auf den Namen einer anderen Person
  • Falschbeschuldigungen, zum Beispiel gegenüber der Chefin oder dem Chef
  • Drohungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen
  • Belästigung und Nötigung

Nötigung im Netz: Cyberstalking

Stalking findet nicht nur in der realen Welt statt, sondern auch im Internet. Etwa durch ständiges Kontaktieren in sozialen Netzwerken oder das Veröffentlichen von privaten Informationen über eine Person gegen deren Willen, etwa, indem private Fotos online gestellt oder verbreitet werden. Auch Identitätsdiebstahl ist eine Form des Cyberstalkings.

Stalking: Das sind die Folgen

Stalking belastet und macht krank. Das permanente Nachstellen kann sowohl die Gesundheit als auch den Alltag stark beeinflussen und einschränken und zu einem Gefühl der Ohnmacht führen. Einige Betroffene sehen sich sogar zum Wechsel des Arbeitsplatzes, der privaten Telefonnummer oder der Wohnung gezwungen. Weitere Folgen von Stalking können zum Beispiel sein:

  • Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen
  • Misstrauen und sozialer Rückzug, bis hin zum Zerbrechen von Partnerschaften oder Freundschaften
  • Erhöhte Schreckhaftigkeit
  • Gereiztheit
  • Angstzustände, Panikattacken und Depressionen
  • Albträume und Schlafprobleme
  • Magen-Darm-Probleme und Essstörungen
  • Herz-Kreislaufstörungen
  • Verletzungen (als Folge körperlicher Stalking-Angriffe)
  • Verlust der Lebensfreude bis hin zu Suizidgedanken

Selbsthilfetipps: So wehrst du dich gegen Stalking

Was solltest du tun, wenn du gestalked wirst? Viele Betroffene sind zunächst unsicher, ob es sich um Stalking handelt. Nimm die Signale ernst und spiele Dinge nicht herunter. Es zählt auch nicht, was andere dazu sagen: Wenn du dich unwohl fühlst, ist das ein schlechtes Zeichen und dann solltest du handeln.

  1. Ziehe klare Grenzen. Teile der Stalkerin oder dem Stalker unmissverständlich mit, dass du den Kontakt nicht möchtest. Am besten vor Zeugen. Reagiere nicht auf Nachrichten und Anrufe und lasse dich nicht auf Gespräche oder Treffen ein.
  2. Informiere dein Umfeld. Sage Freundinnen und Freunden, deiner Familie, Kolleginnen und Kollegen Bescheid, was passiert. Die so geschaffene Öffentlichkeit kann nicht nur dich schützen, sondern schreckt Stalkerinnen und Stalker oft ab. Hole dir im Zweifel psychologische oder juristische Unterstützung.
  3. Die Möglichkeiten der Technik nutzen. Auch wenn es sich ungerecht anfühlt, das tun zu müssen: Wechsle bei Telefonterror die Telefonnummer oder lass dir eine Geheimnummer geben, ändere bei Cyberstalking deine E-Mailadresse.
  4. Sei vorsichtig mit deinen persönlichen Daten. Entsorge alles, was persönliche Daten von dir enthält (Briefumschläge, Kontoauszüge etc.) besonders sorgfältig und nicht im Hausmüll. Und: Nimm keine Warensendungen an, die du nicht bestellt hast.
  5. Dokumentiere das Stalking. Dokumentiere alle Vorfälle in Tagebuchform (zum Beispiel mit einer App, siehe unten) und gehe auch zum Arzt, um dir körperliche oder psychische Folgen des Stalkings attestieren zu lassen.
  6. Gehe zur Polizei. Gehe nach einem Vorfall zur Polizei und lasse das Stalking protokollieren oder erstatte Anzeige. Die Polizei kann dann eine Gefährderansprache machen. Sie spricht persönlich mit der mutmaßlich stalkenden Person und klärt sie über die Folgen ihres Verhaltens auf. Was passiert, wenn er oder sie das Stalking nicht unterlässt? Welche Strafen drohen dann, welche Auswirkungen hat es auf das Opfer? Oft hören die Belästigungen nach einer Gefährderansprache oder Anzeige auf.

Beratungsangebote für Stalking-Opfer

Es gibt zudem verschiedene Beratungsangebote für Stalking-Opfer. Hier bekommst du Hilfe, wenn du nicht weißt, welche Schritte du einleiten solltest oder wenn du einfach jemanden brauchst, der dir zuhört und deine Situation ernst nimmt:

Opfertelefon vom Weißen Ring. Telefonnummer: 116 006.
Beim Opfertelefon des Weißen Rings kannst du dich täglich zwischen 7 und 22 Uhr melden und beraten lassen. Bundesweit, anonym, kostenlos. Außerdem bietet der Weiße Ring eine Online-Beratung sowie eine persönliche Beratung vor Ort an. Eine Beratung in deiner Nähe kannst du hier finden. Gut zu wissen: Der Weiße Ring unterstützt auch bei Annäherungsverboten, der Untersagung von Anrufen oder Textnachrichten, begleitet Opfer zu Gerichts- und Behördenterminen oder hilft bei einer Wohnungssicherung oder Namensänderung.

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen. Telefonnummer: 08000 116 016.
Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen berät von Stalking betroffene Frauen und kann gegebenenfalls an eine Opferschutzorganisation weitervermitteln. Das Hilfetelefon ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Alternativ gibt es auch eine Online- und Chat-Beratung.

In einer Notfallsituation einen Notruf absetzen

Wichtig: Bei akuter Bedrohung rufe immer sofort die Polizei unter 110!

Stalking: Die rechtliche Situation

Stalking ist eine Straftat, gegen die sich Opfer zivil- und strafrechtlich wehren können. Beim Amtsgericht (meist ist es das Familiengericht) kann etwa eine einstweilige Anordnung erwirkt werden. Der stalkenden Person kann so gerichtlich die Kontaktaufnahme untersagt und ihr ein Näherungsverbot erteilt werden. Auch die Kontaktaufnahme per Telefon etc. kann über so eine einstweilige Verfügung verboten werden. Verstößt die stalkende Person gegen die Auflagen, macht sie sich strafbar.

Es kann auch Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden, etwa wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch oder Sachbeschädigung, Drohung, Verleumdung, übler Nachrede oder Beleidigung. Den genauen Gesetzestext zum § 238 „Nachstellung“ findest du hier. Weitere Informationen zur rechtlichen Situation gibt es auch bei der Polizei unter www.polizei-beratung.de/opferinformationen/stalking.

Opfer müssen Beweise vorlegen

Auch wenn es ungerecht anmuten mag: Wer erfolgreich gegen eine stalkende Person vorgehen will, benötigt Beweise. Nur mit handfesten Belegen ist eine erfolgreiche Anzeige bei der Polizei möglich. Deshalb ist es so wichtig, die Taten zu dokumentieren.

No Stalk: Die App für Betroffene

Laut Weißem Ring werden nur drei Prozent aller Stalkerinnen und Stalker polizeilich erfasst, in 97 Prozent aller Stalking-Fälle geschieht also nichts. Das liegt vor allem daran, dass die Betroffenen nicht wissen, wie sie die Taten beweisen sollen. Der Weiße Ring hat mit der NO STALK-App jetzt ein Tool geschaffen, das es Stalking-Opfern leichter macht, die Handlungen des Täters mit dem Smartphone zu dokumentieren und Fotos, Videos, WhatsApp- oder Sprachnachrichten beweiskräftig in einer Art Tagebuch zu sichern. Damit kann dann bei der Polizei Anzeige erstattet werden. Die App enthält auch einen Hilfe-Button, über den ein Notruf bei der Polizei getätigt werden, das Opfertelefon des Weißen Rings kontaktiert oder eine Info-SMS an eine hinterlegte Telefonnummer geschickt werden kann. Die NO STALK-App gibt es kostenlos für iOS und Android.

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