Organspende: Fasse dir ein Herz und entscheide dich

Der Tod kann für manche ein schwieriges Thema sein und der Umgang damit ist nicht immer einfach. Es ist keine schöne Vorstellung, morgen plötzlich bei einem Unfall ums Leben zu kommen. Eine Frage, die du dir stellen solltest: Möchtest du nach deinem Tod Organspenderin oder Organspender werden?

Darum geht's:


Organspende: Diese Argumente sprechen dafür

Etwa 8.700 Menschen in Deutschland warten auf ein Organ. Viele stehen schon seit mehreren Jahren auf der Warteliste. Die meisten von ihnen warten auf eine neue Niere, andere auf eine Leber, ein Herz, eine Lunge. Das Problem: Die Anzahl der Organspenderinnen und Organspender in Deutschland ist zu gering. Im Jahr 2021 waren es lediglich 933 Menschen, die als Organspender oder Organspenderin infrage kamen und deren Organe an Menschen, die darauf angewiesen sind, gespendet wurden. Erfreulich ist aber, dass die Zahl der Menschen, die einen Organspendeausweis besitzen, in den letzten Jahren signifikant gestiegen ist. Laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2020 sehen 82 Prozent der Deutschen das Thema Organspende positiv. Zwar besitzen nur 39 Prozent einen Organspendeausweis, das sind aber ganze 17 Prozent mehr als im Jahr 2012. Dennoch ist die Zahl der Organspenderinnen und Organspender noch immer viel zu niedrig.
 
Wer sich dazu entscheidet, nach dem eigenen Tod Organspenderin oder Organspender zu werden, kann anderen Menschen das Leben retten. Durch den ständigen medizinischen Fortschritt ist die Erfolgsrate bei Organspenden zudem sehr hoch.

 

Eurotransplant: Acht Länder arbeiten bei Organspende zusammen

Jedes sechste Organ, das 2017 in Deutschland gespendet wurde, kam einem Empfänger oder einer Empfängerin außerhalb Deutschlands zu. Umgekehrt wurden hierzulande rund 600 Organe transplantiert, die von einem Spender oder einer Spenderin eines anderen Eurotransplant-Landes stammten. Eurotransplant ist eine Stiftung, die für die länderübergreifende Zuteilung der gespendeten Organe zuständig ist. Neben Deutschland sind Kroatien, Belgien, Österreich, Slowenien, Ungarn, die Niederlande und Luxemburg Mitglieder bei Eurotransplant.

Organspenderin oder Organspender werden mit dem Organspendeausweis

Weißt du, wie du Organspenderin oder Organspender werden kannst? In Deutschland gibt es dafür einen Organspendeausweis, den jeder Bundesbürger beziehungsweise jede Bundesbürgerin ab 16 Jahren ausfüllen kann. Unter organspende-info.de kannst du den Ausweis ganz unkompliziert herunterladen. Auch in vielen Arztpraxen und Apotheken oder über deine Krankenkasse bekommst du eine Blankoversion des Ausweises. Dann heißt es: Entscheidung treffen, Häkchen setzen und unterschreiben. Eine Entscheidung zu treffen kann übrigens auch bedeuten, dass du dich ausdrücklich gegen die Spende deiner Organe entscheidest. Wichtig ist, dass du überhaupt eine Entscheidung triffst, das erleichtert Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen im Ernstfall einiges und schafft zudem Klarheit. Auch in deiner Patientenverfügung kannst du angeben, ob du Organspenderin oder Organspender sein möchtest. Wichtig ist nicht, wie du dich entscheidest, sondern DASS du dich entscheidest. Es besteht keine moralische Verpflichtung, die Spende eines Organs kann aber Leben retten und ist damit auch ein Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe. 

Was steht auf dem Organspendeausweis?

Mit dem Organspendeausweis erklärst du, wie du zum Thema Organspende stehst. Du kannst dich wie folgt für oder gegen bestimmte Arten einer Organspende entscheiden:  

  • JA, ich gestatte, dass nach ärztlicher Feststellung meines Todes meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden.
  • JA, ich gestatte dies, mit Ausnahme folgender Organe/Gewebe:
  • JA, ich gestatte dies, jedoch nur für folgende Organe/Gewebe:
  • NEIN, ich widerspreche einer Entnahme von Organen oder Geweben.
  • Über JA oder NEIN soll dann folgende Person entscheiden:

 

Zudem befindet sich auf dem Ausweis auch noch ein Freifeld für Anmerkungen und besondere Hinweise. Du brauchst kein Amt, das den Organspendeausweis beglaubigt. Du musst auch nichts dafür bezahlen. Wenn du den Organspendeausweis immer bei dir trägst, zum Beispiel in deinem Portemonnaie, wissen Sanitäterinnen und Sanitäter sowie Ärztinnen und Ärzte im Fall der Fälle Bescheid.

Sprich in jedem Fall auch mit deinen engsten Angehörigen über das Thema. Meist treten Tod und Hirntod plötzlich ein, zum Beispiel durch einen Unfall. Wenn deine Liebsten wissen, wie du zur Organspende stehst, kannst du ihnen eine schwere Entscheidung abnehmen. Sie müssen sich während des Abschiednehmens nicht auch noch mit der Frage der Organentnahme plagen. Wo Angehörige oder auch du selbst im Trauerprozess Hilfe finden, liest du in einem anderen Artikel zum Thema Sterben und Trauern.

Wer kann Organspenderin oder Organspender werden?

Durch einen tödlichen Unfall sowie einen Sturz oder Schlaganfall mit Todesfolge, bei dem das Gehirn irreparabel geschädigt wurde, kann ein Mensch zum Organspender werden. Allerdings erst, wenn die betreffende Person von zwei unabhängigen Ärzten beziehungsweise Ärztinnen für tot erklärt wurde und der Organ- beziehungsweise Gewebeentnahme zum Beispiel durch den Organspendeausweis zugestimmt hat.

Nicht nur jung Verstorbene kommen für die Organentnahme infrage, Organspende ist keine Frage des Alters. Etwa die Hälfte der Spenderinnen und Spender ist über 55 Jahre alt, knapp ein Drittel über 65. Auch ältere Menschen können Organspender werden, sogar genesene Krebskranke und Raucher eignen sich für die Organspende. Bei Letzteren können Ärzte beziehunsgweise Ärztinnen zwar nicht die Lunge transplantieren, dafür aber Nieren, Leber oder Herz.

Welche Organe können gespendet werden?

Nicht jedes Organ ist für eine Organspende geeignet. Im Gegensatz zu Blase, Zwerchfell oder Magen, lässt sich die Transplantation von Herz, Lunge, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Darm und Teilen der Haut in den meisten Fällen gut durchführen. Daneben lassen sich auch verschiedene Gewebe spenden: die Hornhaut der Augen, Gehörknöchelchen und Herzklappen sowie Teile der Blutgefäße, der Hornhaut, des Knochengewebes, des Knorpelgewebes und der Sehnen.

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