Katastrophenfall: Das solltest du darüber wissen
Ein Katastrophenfall wurde zum Beispiel Ende 2020 während der Corona-Pandemie in Bayern ausgerufen. Doch was heißt das eigentlich genau? Wer kann ihn ausrufen? Und was ist im Ernstfall zu tun? Markus Bensmann, Bereichsleiter der Notfallvorsorge bei den Maltesern, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Darum geht's:
Was ist ein Katastrophenfall?
„Wenn es ein Schadensereignis gibt, das die Lebensgrundlage oder die Gesundheit einer Vielzahl von Menschen gefährdet, kann ein Katastrophenfall ausgerufen werden“, erklärt Markus Bensmann. „Er ist anzuwenden, wenn die Situation es erfordert, dass alle handelnden Akteure unter einer Leitung, in dem Fall dem Krisenstab, gebündelt werden.“ Das betrifft dann Behörden, Institutionen wie Feuerwehr oder Polizei und die Hilfsorganisationen. Auslöser dafür können etwa Naturkatastrophen wie Hochwasser oder flächendeckende Waldbrände sein, aber auch Chemieunfälle, große Verkehrsunfälle oder Trinkwasserverunreinigungen.
Wer ruft den Katastrophenfall aus?
„Das passiert in der Regel durch die zuständige Gebietskörperschaft, sprich durch den Landkreis oder die kreisfreie Stadt – also durch die Landrätin oder den Landrat, die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister vor Ort“, sagt Bensmann. Ist die betroffene Region weiter gefasst, liegt die Entscheidung in der Länderhoheit – wie etwa vor Kurzem, als Markus Söder als Ministerpräsident für Bayern während der Corona-Pandemie den Katastrophenfall ausrief. Wichtig zu wissen: Jedes Bundesland in Deutschland hat sein eigenes Katastrophenschutzgesetz, das den Ernstfall regelt.
Wie sieht der Ablauf aus?
Zuerst wird ein Krisenstab gebildet, der von nun an die notwendigen Maßnahmen beschließt und koordiniert. Das hat vor allem administrative Vorteile – durch eine zentrale Organisation können Maßnahmen schneller geplant und durchgesetzt werden, weil bürokratische Hürden wegfallen und Verwaltungsprozesse abgekürzt werden können. „Meist ist es ja so, dass schon Einsatzkräfte aktiv sind, bevor der Katastrophenfall ausgerufen wird“, weiß Markus Bensmann. „Es wird dann erst einmal die Organisation darüber aufgebaut, unter Beteiligung der jeweiligen Expertinnen und Experten.“ Eine Fachberaterin oder ein Fachberater des Krisenstabes ist etwa für die Arbeit der Hilfsorganisationen zuständig und versetzt sie gegebenenfalls in Alarmbereitschaft. Ehrenamtliche und fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Malteser betreuen dann etwa Menschen bei der Evakuierung, bauen Notlager auf, versorgen sie mit Betten und Essen, übernehmen professionell Krankentransporte.“
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Kommt es hierzulande oft zu Katastrophenfällen?
„Nein“, so Bensmann, „das ist sogar sehr selten und passiert in der Regel nur alle paar Jahre.“ Er war zum Beispiel bei einem Hochwasser im Einsatz und als wegen der großen Flüchtlingszuzüge 2015 schnelle Hilfe bei der Versorgung und Unterbringung der Menschen vonnöten war.
Wie verhalte ich mich im Katastrophenfall richtig?
Zunächst hat sich jede Bürgerin und jeder Bürger an die dann geltenden Regeln zu halten, die von der zuständigen Behörde bekanntgegeben werden. Und natürlich ist es wichtig, sich im Katastrophenfall umsichtig zu verhalten, wie auch Markus Bensmann betont: „Letztlich kann sich jeder von uns auf Katastrophen vorbereiten. Viel ist getan, wenn sich die Menschen selbst helfen und die Einsatzkräfte für die schweren Fälle da sein können.“ Sinnvoll ist es da zum Beispiel, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren oder ihn gegebenenfalls aufzufrischen. Ebenfalls entscheidend kann es sein, sich zu informieren – etwa über die Warn-APP NINA des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Sie gibt die wichtigsten Informationen zu Störfällen im eigenen Umland und unterstützt den Einzelnen so dabei, sich selbst zu schützen. Dort finden sich auch Empfehlungen für einen persönlichen Notvorrat. Hiermit sollte sich jeder einmal auseinandersetzen, um besser auf Notfallsituationen vorbereitet zu sein.
Was kann ich noch tun?
Bensmann hat beobachtet, dass es immer öfter ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gibt, die sich nicht fest binden wollen und kein Vereinsleben suchen, die aber gerne in Notsituationen mit anpacken. „Diese Form des Engagements wird immer wichtiger: Das kann ein Student beim Hochwasser sein, der kommt und zwei Stunden Zeit hat, um Sandsäcke zu stapeln. Oder eine Hausfrau, die vormittags Zelte aufbaut, während die Kinder in der Schule sind.“ Da ungelernte, ehrenamtliche Helfer nur vorsichtig und unter bestimmten Sicherheitskriterien eingesetzt werden können, sollten sie sich bei den regionalen Hilfsorganisationen melden und ihre Unterstützung anbieten. Das gilt natürlich nicht nur für den Katastrophenfall. Wenn du dich jetzt noch etwas mehr über die ehrenamtliche Arbeit beim Katastrophenschutz informieren möchtest, findest du hier einige Informationen.
Möchtest du die Arbeit der Malteser (nicht nur während eines Katastrophenfalls) mit einer Spende unterstützen, gelangst du hier zum Formular.