Festival-Apotheke: Was in das Notfall-Set gehört
Endlich ist wieder Festival-Zeit. Doch immer wieder kommt es bei den großen Musik-Events zu medizinischen Einsätzen und Notfällen. Wer eine eigene Festival-Apotheke dabei hat, kann sich häufig den Gang zum Sanitätsplatz sparen. Aber was gehört in ein solches Notfall-Kit? Unser Fachmann Dr. Tobias Hübner verrät es dir!
Darum geht's:
- Kommt es bei einem Festival zu vielen Einsätzen?
- Was sind klassische Einsätze bei einem Festival?
- Ergibt es Sinn, eine eigene Festival-Apotheke dabei zu haben?
- Was gehört ins Notfall-Set fürs Festival?
- Wann sollten Festivalgäste auf jeden Fall das Sanitätszelt aufsuchen?
- Worauf sollten Festivalgäste ansonsten noch achten?
Kommt es bei einem Festival zu vielen Einsätzen?
„Ja, aber es sind zum Glück vor allem harmlose Beschwerden und Verletzungen, die an den Behandlungsplätzen der Sanitätsdienste versorgt werden“, sagt der Nürnberger Ortsarzt Dr. Tobias Hübner (45). Er ist seit Jahren fester Bestandteil der „Rock im Park Crew“ der Malteser und betreut den Sanitätsdienst. Etwa 70.000 bis 80.000 Besucherinnen und Besucher nehmen an dem dreitägigen Festival teil. Allein die Malteser sind pro Tag mit 60 Einsatzkräften am Behandlungsplatz vor Ort, dazu kommen die Mitarbeitenden anderer Hilfsorganisationen an weiteren Versorgungsstellen. 350 bis 400 Einsätze haben nur die Malteser im Schnitt bei einem Festival in dieser Größenordnung.
Was sind klassische Einsätze bei einem Festival?
Tobias Hübner erklärt: „Ein Teil der Beschwerden hat mit der Hitze zu tun, zudem trinken viele Besucherinnen und Besucher auf Festivals zu wenig – klassische Beschwerden sind deshalb Kreislaufprobleme oder Ermüdungserscheinungen.“ Außerdem käme es immer wieder zu kleineren Verletzungen – gestauchte Knöchel, Schnittverletzungen und Platzwunden seien die Regel: „Wer barfuß übers Gelände läuft, verletzt sich häufig an Glasscherben oder Dosen.“ Außerdem seien alkoholbedingte Beschwerden sowie Magen-Darm-Infekte typisch. Und: Regelmäßig müssten die Helferinnen und Helfer der Sanitätsdienste auch Zeckenbisse behandeln.
Ergibt es Sinn, eine eigene Festival-Apotheke dabei zu haben?
„Ja, auf jeden Fall“, rät Tobias Hübner. Nur etwa drei Prozent der Einsätze seien Notfälle, die restlichen 97 Prozent Kleinigkeiten, die im Zweifelsfall selbst zu behandeln sind. „Es lohnt sich immer, sich selbst versorgen zu können. In den Urlaub nehme ich ja auch eine Reiseapotheke mit“, sagt der Mediziner. Und: „Wer will schon auf einem Festival wegen einer Kleinigkeit zur Sanitätsstation laufen und deshalb das nächste Konzert verpassen? Außerdem ist im Zweifel auch nicht jedes kleinere Festival sanitätsdienstlich so gut aufgestellt.“
Was gehört ins Notfall-Set fürs Festival?
Folgende Produkte und Mittel aus der Hausapotheke sollten im Notfall-Set fürs Festival vorhanden sein:
- Frei verkäufliche Schmerzmittel
- Blasenpflaster („man läuft auf einem Festival viel, oft ohne Strümpfe“)
- gewöhnliche Pflaster
- Händedesinfektionsmittel
- Wunddesinfektionsmittel
- Pinzette oder Zeckenkarte
- Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor
- Ohrstöpsel
- Durchfallmittel
- Elektrolytbeutel („für den Fall, dass ich mal zu wenig getrunken habe oder unter Magen-Darm-Beschwerden leide“)
- Ein Mittel gegen Übelkeit
- Insektenspray
- Eine Creme für Insektenstiche
- Ein Mittel gegen allergische Reaktionen
Elektrolyt-Lösungen dafür nutzen, wofür sie gedacht sind
Elektrolyt-Mittel sind unter einigen Festival-Besucherinnen und -Besuchern oft als Wundermittel gegen einen Kater nach einer durchzechten Nacht bekannt. Eigentlich jedoch sollen Elektrolyt-Lösungen bei Durchfallerkrankungen den Wasser- und Mineralstoffhaushalt wieder ausgleichen und sind auch nur dafür vorgesehen.
Wann sollten Festivalgäste auf jeden Fall das Sanitätszelt aufsuchen?
„Eines ist klar: Natürlich ist jeder Festivalgast, der meint, Hilfe zu brauchen, bei uns willkommen“, stellt Dr. Hübner klar. Notwendig sei der Besuch am Sanitätsplatz vor allem bei unklaren Beschwerden, größeren Verletzungen und wenn man den Eindruck habe, nicht mehr allein zurechtzukommen. Tobias Hübner erzählt: „Häufig kommen zu uns Menschen, deren Freundinnen und Freunde sie geschickt haben – auch das kann im Zweifel ein Indikator sein. Wenn dein gesamtes Umfeld sagt, du solltest lieber zum Sanitätsplatz gehen, dann setz dich dorthin in Bewegung.“
Worauf sollten Festivalgäste ansonsten noch achten?
„Entscheidend ist es, wirklich viel zu trinken, das kann man nicht oft genug wiederholen“, sagt Dr. Hübner, „auf Festivals ist es oft heiß, die Gäste stehen in der Sonne, tanzen, schwitzen. Der Körper braucht ausreichend Wasser.“ Auch ein Sonnenschutz für den Kopf sei empfehlenswert – und regelmäßige Entspannungsphasen. „Zwischendurch sollte ich mich auch mal in den Schatten legen“, so der Mediziner.